Gesellschaft und Sexualität – Wieso es (junge) Frauen sexuell immer noch so schwer haben

Sexualität ist ein äußerst wichtiges Thema in der heutigen Gesellschaft. Man begegnet ihr überall: in Filmen, Zeitschriften oder auch in der Werbung. Auch ist die Jugend, im Gegensatz zu den 50er und 60er Jahren, deutlich besser aufgeklärt. Aber auch über genau dieses Thema wird gesellschaftlich immer noch geschwiegen.

Man spricht hinter vorgehaltener Hand. Sobald man in der Öffentlichkeit über dieses Thema spricht, senkt man die eigene Stimme. Obwohl unsere Gesellschaft so aufgeklärt ist, in jedem zweiten Haushalt ein sogenannter „Young Adult“-Roman im Bücherregal steht, indem sämtliche Sex-Szenen deutlich beschrieben werden und der Durchschnitt sein erstes Mal mit 17,2 Jahren hat, ist Sexualität ein Tabu-Thema.

Insbesondere Frauen und ihre Sexualität, denn wenn ein Mann bei seinen Freunden prahlt, mit wie vielen Frauen er Sex hatte, wird er dafür beneidet. Im Gegensatz zu Frauen, bei denen hohe gesellschaftliche Ansprüche an das erste Mal und ihre sexuelle Erfüllung gestellt werden. Aber wird jede Sexualität gesellschaftlich anerkannt? Dürfen insbesondere Frauen offen mit ihrer Sexualität umgehen, geschweige denn offen darüber sprechen?

Im Sinne von Sexualität sei hier jedoch nicht die sexuelle Neigung, sondern das Ausleben der eigenen Sexualität gemeint, insbesondere die der Frau. Denn ist es nicht heutzutage noch immer so, dass sich Frauen häufiger wegen sexuellen Neigungen rechtfertigen müssen im Gegensatz zu Männern?

Frauen und ihre Sexualität – immer noch ein schwieriges Thema

Wenn sich heutzutage eine Frau sexuell entdecken und ausprobieren möchte, wird sie schnell als „Schlampe“, „Hure“ und „leicht zu haben“ dargestellt, obwohl sie nur ihre sexuelle Lust befriedigen will, sodass es Frauen auch heutzutage noch schwer fällt, über Sex in der Öffentlichkeit zu sprechen. Man hat Angst, dass es jemand hören könnte, der*die es besser nicht gehört hätte, denn was im Bett passiert, bleibt im Bett (so oder so ähnlich).

Sowohl Männer als auch andere Frauen verurteilen schnell, und sei es nur durch Blicke. Aber das ist nicht richtig! Man sollte sich nicht verstecken müssen, um über das natürlichste Thema überhaupt sprechen zu dürfen. Sowohl Männer als auch Frauen sollten öffentlich und bewusst ehrlicher und offener darüber sprechen. Damit dieser unterschwellige Hauch eines Tabus, des Verbotenen verschwindet. Man sollte sich bewusst sein, dass Sex kein Tabu ist! Sex ist eine natürliche Sache, die jede*r haben darf, so oft und so viel er*sie möchte!

Dieser Hauch eines Tabus, der bei dem Thema mitschwingt, kommt nicht nur daher, dass die Gesellschaft nicht offen darüber redet, sondern dass die Gesellschaft auch ein verqueres Bild von Sex, insbesondere was Frauen und ihre Sexualität angeht, hat. Die Gesellschaft gibt uns ein klares Bild vor, wie eine Frau ihre ersten sexuellen Erfahrungen sammelt. Sei es durch Filme, Bücher oder ähnliches.

Ist es nicht so, dass eine Frau mit ihrem Schwarm zusammenkommt, sich unsterblich in ihn verliebt und ihr erstes Mal mit ihm hat? Bei und unter Teenagerinnen wird Druck aufgebaut, wie und wann die erste sexuelle Erfahrung aussieht. Sei es bewusst oder unbewusst. Je älter ein Mädchen wird, desto öfter stellt sie sich die Frage, ob sie für immer alleine bleibt.

Die Gesellschaft gibt uns ein klares Bild vor, wie eine Frau ihre ersten sexuellen Erfahrungen sammelt. Sei es durch Filme, Bücher oder ähnliches.

Und das nur, weil die Gesellschaft dieses verquere Bild von der ersten Beziehung und dem ersten Mal aufgebaut hat. Erfährt man sein „erstes Mal“ jedoch nicht in einer Beziehung, geschweige denn mit jemandem, für den*die man keine Gefühle hegt, wird geurteilt und verurteilt. Obwohl jedoch nichts dabei ist, sondern etwas Großartiges passiert ist. Denn muss man nicht mit sich selbst im Reinen sein und ein gewisses Selbstvertrauen haben, um diesen Schritt zu gehen?

Aber leider wird dies gesellschaftlich, wenn auch unbewusst, verurteilt. Die meisten merken nicht, dass sie gerade verurteilen, denn sie denken, es ist normal, dass man jetzt „mehr“ von dieser Person möchte – auf jeden Fall noch einmal mit der Person schlafen und sie besser kennenlernen. Aber es gibt auch Frauen, die sich mit dem einen Mal zufriedengeben und nicht „mehr“ wollen.

Die anderen meinen dies wahrscheinlich auch nicht böse und merken auch nicht, dass sie gerade urteilen, sondern sie gehen einfach davon aus, dass jeder „mehr“ will. Und warum? Weil es gesellschaftlich suggeriert wird. Aber ist es nicht besser, sein „erstes Mal“ zu haben und danach mehr oder weniger zufrieden mit seiner Entscheidung zu sein? Oder muss man unbedingt eine Beziehung eingehen, die im schlechten Fall nicht erfüllend ist, um zu sagen „ich hatte mein erstes Mal mit meinem ersten Freund“?

Man sollte Sex haben und vor allem sein „erstes Mal“ mit wem und wie man möchte! Du wunderst dich wahrscheinlich gerade, wieso ich die Worte „erstes Mal“ die ganze Zeit in Anführungszeichen setze. Dafür gibt es eine simple Erklärung: Ich persönlich finde, dass aus dem ersten Mal Sex eine viel zu große Sache gemacht wird. Im Endeffekt ist es einfach nur Sex. Klar, bei vielen Frauen ist es schmerzhaft und auch eventuell schlecht. Aber im Endeffekt nur Sex.

Ich persönlich finde, dass aus dem ersten Mal Sex eine viel zu große Sache gemacht wird. Im Endeffekt ist es einfach nur Sex.

Die Gesellschaft vermittelt dieses Bild vom besonderen ersten Mal mit einem besonderen Menschen, sodass dieses Thema auch mehr aufbauscht wird. An dieser Stelle dürft ihr mich nicht falsch verstehen. Ich will hier nicht suggerieren, das „erste Mal“ mit irgendjemanden zu haben, obwohl man das nicht möchte. Jede*r sollte frei in der Entscheidung sein, dem „ersten Mal“ Bedeutung beizumessen oder eben nicht. Jedoch sollten diejenigen unter uns nicht verurteilt werden, wenn sie keine Bedeutung beipflichten.

Auch wird es gesellschaftlich verurteilt, wenn Frauen erstmal nicht nach der großen Liebe streben, sondern sich selbst und ihre Sexualität entdecken wollen. Während Männer dafür „gefeiert“ werden, wenn sie sexuelle Erfahrungen sammeln und sich ausleben, werden Frauen dafür verurteilt. Aber Frauen unter Frauen sollten sich eher unterstützen, ihre Sexualität zu entdecken, und sich nicht gegenseitig verurteilen.

Diese Verurteilung rührt meistens nicht aus Abneigung, sondern weil man es nicht anders lernt. Ein einfaches Beispiel findet sich schon bei der Masturbation. Während Männer frei masturbieren dürfen und auch die sogennannte „Morgenlatte“ gesellschaftlich anerkannt, sogar toleriert wird, ist die frauliche Masturbation eine heimliche Sache.

Wann ist es endlich Schluss mit den alten Rollenklischees?

Dies zeigt sich wieder deutlich an Filmen, während dort Männer feucht fröhlich masturbieren, sieht man nie eine Frau. Frauen sprechen nicht übers Masturbieren, denn wenn sie offen darüber sprechen, werden sie doch schief angeguckt. Ein weiteres Beispiel ist der altbekannte Schürzenjäger in Filmen, der sich vor der großen Liebe ausgetobt hat. Wird eine Frau in einem Film als sexuell aktiv dargestellt, wird sie direkt als „Luder“ oder ähnliches bezeichnet.

Wir lernen es leider nicht anders kennen, als eine Frau, die sich nicht gesellschaftlich konform verhält, zu verurteilen. Deshalb bitte ich dich, dir folgende Frage selbst zu stellen und zu beantworten: Hast du eine klare Vorstellung wie und mit wem das „erste Mal“ ablaufen soll, weil du es so willst/wolltest oder weil es die gesellschaftliche Norm erwartet? Bist du so eingestellt, dass man nur oder so gut wie mit einem*einer festen Partner*in Sex haben sollte? Wenn ja, weil du hinter dieser Meinung stehst oder weil es die Gesellschaft so vorgibt?

Eins46einhalb entspricht in keinerlei Hinsicht der gesellschaftlichen Norm. Sie ist eins46einhalb groß, ist vorlaut und hält sich nicht an gesellschaftlichen Gepflogenheiten. Sie ist ein kleiner Hitzkopf, dem es nicht mehr ausreichte, sich bei seinen Freunden über die Gesellschaft aufzuregen, so kam dann eines Nachts die Idee zum Blog eins46einhalb.

Headerbild: Juan Ordonez via Unsplash. („Gesellschaftsspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

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