Über Themen wie den Hexenschuss der Schwiegermutter und die Handgelenkprellung der besten Freundin sprechen wir ständig und mit jedem. Doch dass jemand an einer Angststörung leidet, die Magersucht besiegt hat oder gerade eine depressive Phase hat, bleibt geheim. Warum sind seelische Erkrankungen immer noch so ein Tabuthema, das nur hinter hervorgehobener Hand diskutiert wird?
Warum sind seelische Erkrankungen immer noch so ein Tabuthema?
Wir alle kennen mindestens eine Person, die in Therapie ist, mindestens eine, die schonmal sexuell belästigt wurde und mindestens eine, die unter einer Angststörung leidet. Trotzdem bleibt all das hinter verschlossenen Türen. In dem Podcast Träuma weiter spreche ich, Katie Aenderson (ich habe hier bereits ein Interview zu meinem sexuellen Trauma gegeben) mit anderen Survivern über ihre Erfahrungen, mit Therapeut*innen über Tipps und mit Freund*innen über Selbstliebe, auch wenn besonders diese manchmal schwer fällt.
Selbstliebe bedeutet nicht, sich immer zu lieben
Selbstliebe bedeutet nicht, sich selbst immer toll zu finden und zu lieben. Selbstliebe bedeutet, sich auch mal doof zu finden, sich nicht im Spiegel ansehen zu wollen und dies akzeptieren zu können.
So sagt Linda in Folge 7: „Jeder hat auch mal das Recht, mit sich selbst unzufrieden zu sein. Ich finde das völlig gerechtfertigt, dass man auch mal vorm Spiegel steht und sagt: ‚Ne, gefällt mir heute gar nicht‘ und das dann auch unkommentiert lässt.“
So schön es auch ist, dass wir momentan aus allen Ecken schon fast angeschrien werden, uns selbst zu lieben und das auch öffentlich zu zeigen, setzt es eben auch unter Druck. Dabei ist Selbstliebe doch viel mehr auf sich selbst zu hören, sich selbst ernst zu nehmen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. „Das ist kein Egoismus, das ist radikale Selbstfürsorge!“, sagt Toyah in Folge 8.
Als mein Trauma mich einholte
Diesen Podcast habe ich begonnen, als mein Trauma mich einholte und ich das Licht im Tunnel nicht mehr erkennen konnte. Als kleine Selbsttherapie quasi. Heute, zehn Folgen später, habe ich über Angststörungen, Dysmorphophobie, Yoga, Trauma-Befreiung, Therapieansätze und andere spannende Themen mit meinen Gästen gesprochen. Und ich merke, dass es mich irgendwie auch selbst entlastet, darüber zu sprechen.
Es befreit uns alle von dem Glauben, dass wir die Einzigen sind, denen Schlimmes passiert ist. Wir sind nie alleine.
Es nimmt mir den Druck von den Schultern und hilft anderen. Es befreit uns alle von dem Glauben, dass wir die Einzigen sind, denen Schlimmes passiert ist. Wir sind nie alleine.
Wenn ihr also Lust habt, mal reinzuhören, findet ihr den Podcast Träuma weiter bei Spotify und auf Instagram. Und wenn ihr denkt, ihr möchtet Gast sein, schreibt mir gern bei Instagram.
Jede Geschichte ist es wert, erzählt zu werden.
Headerfoto: Katie Aenderson fotografiert von Julia Schwarz. („Wahrheit oder Licht“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!