Hier findest du Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4 des Textes.
In meinen letzten Schilderungen über meine Affäre mit Ihmchen habe ich versucht, das Lustige und Schräge hervorzuheben. Damit bin ich bei Weitem auch noch nicht fertig. Nichtsdestotrotz waren wir etwas über vier Jahre in dieser eher ungesunden Konstellation miteinander verbunden und hatten leider auch sehr ernste und schwierige Momente.Schließlich ist man nicht über so eine lange Zeit Teil von so etwas, wenn da nicht auch Gefühle eine Rolle spielen würden. Zumindest trifft das auf mich zu. Natürlich war bei ihm auch irgendetwas da, aber ob das jetzt nur ein geringfügig erhöhter Puls war, wenn er mich gesehen hat oder einfach nur ein gewisses Prickeln in der Lendengegend – das weiß ich nicht so genau.
Natürlich war bei ihm auch irgendetwas da, aber ob das jetzt nur ein geringfügig erhöhter Puls war, wenn er mich gesehen hat oder einfach nur ein gewisses Prickeln in der Lendengegend – das weiß ich nicht so genau.
Immer mal wieder gab es Momente, in denen wir versucht haben, dem auf den Grund zu gehen oder versucht haben die Grenzen abzustecken, welche noch am selben Abend wieder durchbrochen wurden – schlau sind wir erst in den Endzügen der Affäre geworden.
Sehnsucht nach mehr
Es gab einen Abend, welchen ich wahrscheinlich niemals vergessen werde. Dieser Abend war auf der einen Seite wunderbar und schön, zugleich aber auch so schmerzvoll und erkenntnisreich, dass er für mich einen gewissen Meilenstein in der Affäre kennzeichnet.
Es war Sommer, einer der unbeschwertesten Sommer meiner ganzen Studentenzeit. In der Stadt gab es ein Eintagesfestival und wir waren alle dort, alle bis auf Ihmchen, denn er musste in unserem Lokal arbeiten. Ich erinnere mich, dass wir den ganzen Tag dort gefeiert haben und ich am Ende einen Typen kennengelernt habe, mit dem ich auch ein wenig geschmust habe.
Da gab es nur ein Problem: Je höher der Alkoholpegel wurde, desto mehr sehnte ich mich nach Ihmchen …
Da gab es nur ein Problem: Je höher der Alkoholpegel wurde, desto mehr sehnte ich mich nach Ihmchen …
Als ich also beschloss zu gehen, wurde ich den Typen nicht mehr los und überlegte mir eine Ausrede, warum ich jetzt noch in das Lokal reingehen musste, aber er nicht mitkommen durfte. Die Ausrede war echt schlecht, aber er akzeptierte und gab mir seine Nummer, damit ich mich melden konnte, wenn ich wieder Zeit hätte. Angerufen hab ich ihn nicht mehr, um hier mal die Spannung rauszunehmen.
Ihmchen enttäuschte mich nicht. Er bestätigte mich sofort, indem er mit mir zusammen noch ein paar Getränke trank und wir – mal wieder nur zu zweit – die Stadt unsicher machten, bis wir natürlich am Ende bei ihm landeten. Es verlief für mich also alles nach Plan, eigentlich wie immer. Wir hatten wirklich guten Sex und kuschelten danach, als wenn es das Normalste der Welt gewesen wäre.
Und plötzlich legte sich bei mir ein Schalter um, den ich lange Zeit wirklich gut ignorieren konnte. Aber der Alkohol gepaart mit dem schönen und zum Ende hin sehr gefühlvollen Abend weckte in mir den unterdrückten Wunsch nach mehr mit ihm – nach einer Beziehung mit ihm.
Der Alkohol gepaart mit dem schönen und zum Ende hin sehr gefühlvollen Abend weckte in mir den unterdrückten Wunsch nach mehr mit ihm – nach einer Beziehung mit ihm.
Er war schon fast eingeschlafen, während ich ihn eine kurze Zeit beobachtete und mich diese Sehnsucht wie ein Faustschlag in die Magengrube erwischte. Es tat so weh zu wissen, dass ich ihm so unfassbar nah war, dass es eigentlich so gut passen würde, aber es doch nicht funktionierte, weil er sich so dagegen sträubte. Warum das so war, erfuhr ich später.
Auf Herzbrechmission
Was dann kam, ist mir etwas unangenehm, aber wie gesagt, die Erkenntnis schlug ganz schön fest zu, so dass ich anfing zu weinen. Ich versuchte so gut es ging in mich hinein zu weinen, damit er es nicht merkte, aber es schüttelte mich dann doch etwa stärker als mir lieb war und so wachte er auf. Dazu kam, dass seine Reaktion auf mein Weinen die ganze Situation für mich noch schlimmer machte: Er umarmte mich noch fester und küsste mir die Tränen weg.
Heute mit etwas Abstand schätze ich seine Reaktion so ein, dass es entweder nicht das erste Mal war, dass ihm ein Mädel sein Kissen vollgerotzt hat, oder aber dass er nur darauf gewartet hat, bis mein kleines Herzchen bricht. Ich persönlich hätte vielleicht erst mal gefragt, was los ist, aber er wusste es eigentlich, ohne dass ich was sagen brauchte.
Es war entweder nicht das erste Mal, dass ihm ein Mädel sein Kissen vollgerotzt hat, oder aber er hat nur darauf gewartet bis mein kleines Herzchen bricht.
Natürlich versuchte ich mich zu erklären, aber es fiel mir schwer, die richtigen Worte zu finden, denn mein Stolz und Ego verboten es mir, direkt zuzugeben, was in mir vorging. Auch in dieser Situation konnte ich es ihm gegenüber nicht vollständig eingestehen, denn es reichte schon, dass ich physisch nackig vor ihm saß, mehr Nacktheit ging nicht. Und er war kein Idiot und reagierte dementsprechend gefühlvoll: küssen, drücken, streicheln.
Nicht „die Eine“ genug
Als ich mich beruhigt hatte, redeten wir ein wenig. Bis heute weiß ich nicht, wie sich dieses Gespräch so entwickeln konnte, aber es war eins der dümmsten Gespräche, das ich mit ihm geführt habe.
Angefangen bei seinen Vorstellungen von seiner zukünftigen Partnerin. Er erklärte mir – zwischen den Zeilen – dass ich es nicht sein konnte, denn seine Zukünftige wollte er weder in seinem Nebenjob kennenlernen (da, wo wir zusammen arbeiteten), noch beim Feiern (da, wo wir gerade herkamen).
Und plötzlich erzählte er mir ein Szenario, das auch aus einer Sandra-Bullock- oder Jennifer-Aniston-Liebeskomödie hätte sein können, nämlich: Er wollte seine Traumfrau am liebsten in der Uni oder in einem Café zufällig kennenlernen und wenn sich ihre Blicke das erste Mal trafen, sollte ein Feuerwerk der Gefühle losgehen und die Liebe sollte beide wie Amors Pfeil treffen.
Er wollte seine Traumfrau am liebsten in der Uni oder in einem Café zufällig kennenlernen und wenn sich ihre Blicke das erste Mal trafen, sollte ein Feuerwerk der Gefühle losgehen und die Liebe sollte beide wie Amors Pfeil treffen.
Schockiert über seine Darstellung des Verlaufs einer Liebesbeziehung, welche die Vorstellung einer Liebesbeziehung einer 13-Jährigen mit ihrem Lieblingsstar nicht getoppt hätte, fragte ich ihn, ob er schon einmal eine ernsthafte Verbindung eingegangen wäre. „Ja, sechs Monate lang. Aber in der Zeit war sie ein paar Monate im Ausland und hat mich betrogen.“
Die nächste Erkenntnis dieses Abends prasselte auf mich nieder. Er war zwar 1,5 Jahre älter als ich, aber emotional auf dem Stand eines Teenagers. Ich will nicht gemein sein, aber ich hatte bereits eine 4,5 Jahre andauernde Beziehung hinter mir. Er hatte keine Ahnung von Beziehungen, geschweige denn Liebe. Und als er dann noch anfing, mir Vorwürfe zu machen, dass ich ja auch noch andere Kerle neben ihm hätte, nach dem Motto, ich meine es eh nicht ernst, platzte mir der Kragen.
Er war zwar 1,5 Jahre älter als ich, aber emotional auf dem Stand eines Teenagers.
Ich erklärte ihm, dass ich ihm keine Rechenschaft schuldig sei und nachdem sein Bett gefühlt immer warm war und nie zum Auskühlen kam, hätte ich sehr wohl das Recht, auch andere Männer zu treffen. Weiter gab ich ihm zum Überlegen, dass seine Vorstellung von der großen Liebe völlig unrealistisch war und er gar nicht wisse, wovon er rede, denn nur ich hatte eine ernstzunehmende Beziehung hinter mir.
Es war ein dämliches Gespräch, welches mich nach wie vor den Kopf schütteln lässt. Ich konnte nicht glauben, dass ich mein Herz an ein pubertierendes Mädchen verloren hatte – metaphorisch gesehen. Es frustrierte mich so.
Zurückblickend glaube ich, dass dieser Abend ein Wendepunkt in unserer Affäre war, zumindest für mich. Natürlich war das ein Prozess und es dauerte seine Zeit, aber ich distanzierte mich gefühlstechnisch von ihm und akzeptierte sehr langsam die Tatsache, dass unsere Anziehung mehr sexueller Natur war als emotionaler.
Fortsetzung folgt.
Headerfoto: Steven Aguilar via Unsplash. (Kategorie-Button hinzugefügt, Bild gecroppt.) Danke dafür!
Ich warte sehsüchtig auf die Fortsetzung!
Warum wird Zur Verdeutlichung, dass das Verhalten des erwachsenen Mannes unreif ist gesagt, dass er sich wie ein pubertierenden Mädchen verhält? Sind wir nicht im Jahr 2021 angekommen und brauchen solche Vergleiche wie „du wirst wie ein Mädchen“ etc. eigentlich nicht mehr? Sind denn Mädchen in ihrer Pubertät so viel schlimmer als Jungs? Die Autorin wollte lustig schreiben, aber rausgekommen ist an dieser Stelle eine sexistische Floskel.