Unter Freunden mit Michael Nast und Bonaparte

Doppel-Interview mit Michael Nast und Bonaparte Frontmann Tobias Jundt über ihre kommende Lese- und Konzert-Tour „Unter Freunden“. Im Interview erfahrt ihr, was die Jungs geplant haben und wie Musik und Literatur einander freundlich begegnen können. Drei Tage. Drei Städte. Freut euch drauf! Tickets verlosen wir natürlich auch.

Ein bisschen Studioluft schnuppern kann einer alten Buchdame wie mir sicher nicht schaden. Zumindest muss man sagen, dass wir uns den Weg bis dahin hart erkämpfen mussten, denn als wir zusammen mit Michael am verabredeten Ort ankommen, ist vom Kaiser of Trash Punk keine Spur zu sehen. Wie die Irren grasen wir jede der gefühlt 50 Türen in dem Straßenbogen ab, bis man uns wenigstens schon mal vor den richtigen Hauseingang setzt. „Laut klopfen“, heißt es von einem, den wir auf dem Gelände nach Bonaparte fragen. Dann also einmal bitte mit Schmackes, Herr Nast. Aus dem oberen Fenster des Hauses schaut eine blonde Frau herunter und steht nur wenige Minuten später vor uns. Die Spannung steigt. „Tja, also ich darf euch leider nicht so ohne Weiteres hier reinlassen.“ Sie checkt einmal mit zusammen­gezogenen Augenbrauen die Gesichter ab und lässt uns etwas unsicher dann doch gewähren. Wirklich von der Seite weicht sie uns aber auch nicht, schließlich hätte sich letzte Woche hier ein Junkie hereinverirrt, da ist Vorsicht angebracht. „Wie Junkies seht ihr aber eigentlich auch nicht aus.“ Na, da bin ich aber beruhigt. Wieder vor zig Türen stehend fängt Michael an, sämtliche Klinken herunterzudrücken. „Tobias!“, schallt es durch den Flur, doch der Sänger ist unauffindbar. Derweil probiert Michael nochmal anzurufen. WhatsApp, SMS, interessant wie viele Kommunikationswege in der Not für ein und dasselbe Gerät aktiviert werden. 30 Minuten später zweifeln wir langsam, ob es überhaupt zu einem Interview kommen wird. Setzen wir uns erst mal auf die Treppe und quatschen ein bisschen. Immerhin habe ich gerade ein Video von einem rennenden Koalabär auf YouTube gesehen, dieses Wissen muss geteilt werden. Ah, Message Jundt: „Mist, Mist, habe zu Hause aufgenommen und bin 5 Minuten da.“ –„Ja ihr denkt, Koalabären schlafen nur den ganzen Tag! Nee, nee das sind ganz gefährliche Biester!“ Gerade wollte ich anfangen von den Kängurus im Street fight zu erzählen, als die Tür aufgeht und Tobias reumütig vor uns tritt. Ich weiß nicht, ob es an mir oder an Tobias liegt, aber Michael schien noch nie so glücklich darüber zu sein, jemanden zu sehen wie in diesem Moment. Alles klar, es kann losgehen. Sesam öffne dich!

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Wie habt ihr zwei euch eigentlich kennengelernt?

Tobias: Sex!

Michael: Dark room!

Tobias: Stimmt, ich erinner‘ mich auch nur noch, dass es dunkel war.

Lassen wir das ruhig mal so stehen. Wie kam es denn zu der Idee, zusammen eine Lesung zu machen?

Michael: Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mehr genau, wie das ablief.

Tobias: Ich weiß es wirklich auch nicht, aber das ist auch nicht so wichtig. Wichtig ist nur, dass es passiert.

Allerdings! Und ihr habt euch auch was richtig Schönes überlegt! Auf der Bühne lesen Christian Ulmen und Oliver Korittke zusammen mit Michael aus seinem Buch „Ist das Liebe oder kann das weg“ mit anschließendem Bonaparte Konzert!

Michael: Viel zu selten werden Literatur und Musik miteinander gekoppelt. Ich mochte von Anfang an die Idee, diese beiden miteinander zu verbinden. Dass es sich hierbei auch noch um einen solchen krassen Gegensatz von meinem Text und Tobias Musik handelt, ist vermutlich das Besondere daran.

Tobias: Gleichzeitig singen und lesen hätten wir mal nochmal überlegen können! Du den linken Speaker, ich den rechten Speaker und dann bam!

Michael: Es müssten aber schon dezente Klänge sein wie in einem Film, die die Szene untermalen.

Tobias: Vermutlich müssen wir aber an dieser Stelle doch an das arme Publikum denken. Eigentlich versuchen wir aber gar nicht so sehr, Literatur und Musik zu verbinden. Ich finde es ist ein Event, das eine Lesung und ein Konzert in einen Raum wirft und dazu ganz viele Freunde einlädt.

Michael: Mir macht ja ein bisschen Angst, dass es gleich drei aufeinanderfolgende Tage sind. Der Korittke macht nur in Hamburg den Abend mit, weil er von einem Besäufnis ausgeht und sich das mit 47 Jahren nicht mehr antun kann.

Tobias: Ich frage mich, welche Energie in diesen drei Tagen freigesetzt werden kann. Wird man vielleicht besser mit der Zeit oder eher schlechter?

Michael: Lassen wir uns einfach überraschen! Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass wir eine Menge Spaß haben werden. Es wird auch noch eine kleine Überraschung geben, die ich jetzt aber nicht verraten möchte.

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Ist es denn geplant, dass Tobias auch liest?

Michael: Na, das war jetzt die Überraschung! Super….

Tobias: Okay, wir brauchen ganz klar eine neue Überraschung. Vielleicht Michael dann bei mir mit auf der Bühne! Kannst du Blockflöte spielen?

Michael: Nein, aber Triangel! Singen auf keinen Fall!

Tobias: Ich versuche ja im Moment den Ulmi (Christian Ulmen) zum Singen zu überreden, aber der bockt und ich habe noch kein Lockmittel gefunden, wie ich ihn doch dazu überreden könnte. Ich sage es euch, der kann richtig gut singen. Er war hier für den Soundtrack für Becks letzten Sommer ein paar Mal da und hat ja auch zwei Lieder auf der Platte.

Stimmt, ich habe auch gelesen, dass ihr früher mal in einer Band zusammengespielt habt. Michael, woher kennst du Christian?

Michael: Sein Kindermädchen hat ihm mein Buch geschenkt und dann hat sich daraus der Wunsch entwickelt, mal was zusammen auf die Beine zu stellen.

Tobias: Freunde, Lesung, Konzert, DJ Set. Dieser Abend ist so herrlich verschachtelt!

Werden wir mal etwas abstrakter. Michael, wenn du Musiker geworden wärst, welches Musikgenre wäre deins gewesen?

Michael: Da muss ich nicht lange nachdenken: Punk Rock!

Und Tobias, wenn du schreiben würdest?

Tobias: Ich würde wahrscheinlich romantische Gedichte verfassen. Wenn ich das Talent dazu hätte, vermutlich auch Romane schreiben.

Was wäre aus Michael und Tobias geworden, wenn nicht Autor und Musiker?

Tobias: Ein gut gepflegter Landstreicher!

Michael: Ich habe so lange als Art Director gearbeitet, dass ich das vermutlich weiter gemacht hätte, wäre das Schreiben nicht dazwischen gekommen. Und ich wäre auch mehr Privatmensch gewesen. Als ich damals angefangen habe, das erste Buch zu schreiben, hat sich mein Privatleben von da an extrem eingeschränkt. Dabei sind Freunde auf der Strecke geblieben, was ich eigentlich schade finde.

Wobei ein Schriftsteller-Dasein ja irgendwie auch Einsamkeit voraussetzt. Zumindest ist der Prozess des Schreibens eine einsame Angelegenheit.

Tobias: Das ist bei mir übrigens auch nicht anders. Mein Ruf ist schon der, ein sozialer Mensch zu sein, aber wenn ich Songwriting mache, bin ich nur für mich. Alles andere ist auch schwierig. Die Geschichten werden zwar mit anderen oder in der Zweisamkeit erlebt, aber darüber schreiben und Sounds entwickeln macht eben nur einer allein.

Seid ihr zufrieden mit dem, wie es gekommen ist?

Michael: Also ich bin auf meinem Weg noch längst nicht da angekommen, wo ich sein möchte. Meinen ideellen Höhepunkt habe ich allerdings schon erreicht, nämlich der Tag, an dem mir ein Verleger ein französisches Schulbuch schickte, in dem ein Text von mir verwendet wurde.

Tobias: Monsieur Nast! Voilà!

Michael: Ah oui!

Tobias: Mein Leben ist wie ein schweizer Berg-Panorama. Es geht rauf und runter. Es ist immer ein bisschen die Frage, wie man seine Prioritäten setzt. Geht es um die künstlerische Entfaltung? Um die Anzahl der Menschen vor einer Bühne? Oder um die Zeit mit lieben Menschen? Wie in dem Song Big Mistake: Everyone gets to make one big mistake/ And if you’re waitin‘ on me/Well, I guess you’re gonna have to wait/’Cause I’m savin‘ mine up for a very, very special day/When I can fuck it all up in the most spectacular way. Ich warte also noch auf den großen genialen Verkacker!

Michael: (lacht) Ja, das ist schön und ich hoffe, ich werde dabei sein! Und ohne jetzt kitschig klingen zu wollen, aber die Tour mit den Jungs ist für mich auch einer der größten Gewinne im Leben.

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Nur mal so: Ihr dürft euch auf keinen Fall den grandiosen Bildband von Bonaparte entgehen lassen. Drei Jahre Tour-Leben voller Verrücktheit und Glanz festgehalten von Melissa Hostetler.

Leider sind die Lesungen in Hamburg mit Oliver Korittke und in Berlin mit Christian Ulmen an allen übrigen Terminen bereits ausverkauft, aber glücklicherweise nicht die Konzerte von Bonaparte mit seinem Special Guest Star Kid Simius. Ran an die Tickets!

Wer immer noch nicht genug von der Nastmania hat: Michael gibt einen allein am 16.10. zum Besten! Wo? Im Felsenkeller in Leipzig. Alle Infos dazu findet ihr hier.

Wir verlosen je 1×2 Tickets für die ausverkaufte Lesung am 6.10. im Uebel & Gefährlich Hamburg und am 7.10. im Astra Berlin. Verratet uns (bis Mittwoch, 23.9., 23:59h) unter dem entsprechenden Facebook-Post, welches Instrument ihr auf keinen Fall auf einer Bühne spielen solltet – und ob ihr nach Hamburg oder Berlin möchtet!

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JUDITH malt gerne Mandalas, will sich demnächst einen Plattenspieler kaufen und ist eine waschechte Buchhändlerin. Sie studierte in Berlin Literaturwissenschaften und Publizistik und ist als Autorin und Texterin tätig. Den Kleinen Prinzen findet sie scheiße und auf ihrem Grabstein möchte sie mal „Books were her Mission“ zu stehen haben. Hier werkelt sie unter anderem an Bock auf Lesen und Wenn du mich fragst.
SASKIA wohnt im Herzen Friedrichshains und ist zwar ein gefärbtes, aber glückliches Redhead-Mädchen. Sie liebt frisches Essen, nette Menschen und antike Schätze, welche auch alle Motive ihrer Fotografie sind. Ihr Auge für Mode, Inneneinrichtung und besondere Orte zeigt sie der Welt auch bei Instagram, wobei sie diese kleinen, einzigartigen Momente einfängt, in denen das Unscheinbare zum Besonderen wird.

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