Am 16. August werde ich genau ein Jahr wieder Single sein. Nach einer Phase, in der sie Abstand wollte, und nach unschönen Streits beendete meine damalige Freundin – für mich vollkommen überraschend – unsere Beziehung. Ein paar Monate zuvor hatte ich für sie die Kurzgeschichte Pause geschrieben, in der ich eine dramatisierte Version unserer Beziehung erzählt hatte – aber offen ließ, wie sie ausgehen würde.
Als ich sie schrieb, war das Offenlassen erzählerische Freiheit, weil mir als Autor gerade die Geschichten am besten gefallen, bei denen die LeserInnen entscheiden müssen, wie sie wohl enden. Als das Buch im Herbst 2016 nach der Trennung erschien, war es beinahe so, als verhöhne mich das Ende.
Als ich sie fragte, ob es noch Hoffnung gebe, sagte sie Nein.
Als die Geschichte dann im Januar 2017 bei im gegenteil erschien, fragten die meisten LeserInnen, wie es weitergehe. Einerseits freute es mich, dass die Story so gut ankam, andererseits fragte ich mich selbst, was passieren würde – in der Realität.
Also nahm ich noch einmal Kontakt mit meiner Ex auf und fragte sie, ob es noch Hoffnung gebe. Kurz und bestimmt sagte sie: „Nein.“
Das war im Februar. Seitdem, genauer gesagt schon seit der Trennung, bewege ich mich munter durch die fünf Kübler-Ross-Phasen der Trauerarbeit. Die beschreiben eigentlich die Phasen, die Angehörige nach einem Todesfall durchmachen, sie lassen sich aber auch auf das Ende einer Beziehung anwenden. Die Reihenfolge ist Leugnung, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz, ich aber springe vom einen zum anderen, nach wie vor.
Denke, ich habe akzeptiert, dass meine Ex weg ist, und dann vermisse ich sie wieder so sehr, dass es wehtut. Denke im einen Moment, sie kommt nicht wieder zurück, nur um im nächsten die Realität zu leugnen und zu denken, dass unsere Geschichte irgendwann weitergehen wird.
Es bleibt einem nichts anderes übrig, als weiterzumachen.
In der Zwischenzeit schreibe ich ein neues Buch, in dem es auch um sie geht, und die meisten Songs meines im Herbst erscheinenden dritten Indierock-Albums handeln von ihr: von Liebeskummer, vom Weitermachen, vom Verzweifeln – dem ganzen Scheiß eben, den man nach einer Trennung durchmacht.
Vielleicht ist das heilsam, vielleicht ist es eine Flucht – gerade weiß ich es nicht. Was ich weiß, ist, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis man zu akzeptieren lernt, dass manche Dinge einfach enden, auch wenn man sich nichts mehr wünscht, als dass sie weitergehen. Ich liebe meine Ex noch und werde sie, auf eine Weise, immer lieben, aber was hilft das, wenn sie sich gegen mich entschieden hat?
Das ist das Schöne an der Fiktion: Man kann das Ende offenlassen, kann als LeserIn selbst entscheiden, wozu man tendiert, kann sich Dinge hinzudenken, weiterspinnen – und outet sich so als OptimistIn oder PessismistIn. In der Realität kommt das Ende immer irgendwann, ob es einem gefällt oder nicht. Und es bleibt einem nichts anderes übrig, als weiterzumachen.
Es ist, wie Marcus Wiebusch in Landungsbrücken raus sang (ein paar Zeilen, die ich nicht müde werde, immer wieder zu zitieren): „Aufstehen, atmen, anziehen und hingehen / Zurückkommen, essen und einsehen zum Schluss / Dass man weitermachen muss“
Headerfoto: Pärchen im Bett via Shutterstock.com. (Gedankenspiel-Button hinzugefügt.) Danke dafür.
Autorenfoto: Jörg Merlin Noack.