Im Morgengrauen warte ich nackt in deinem Bett auf dich

Du kommst hinein, ganz leise durch diese immer ein klein wenig knarzende Tür zu deinem Zimmer. Dein Zimmer, nicht meins. Du bist der Mitbewohner meines Bruders und ich bin nur zu Besuch.

Warum ich ausgerechnet in deinem Bett liege und nicht auf der Schlafcouch meines Bruders, die er sogar mit der Blümchenbettwäsche für mich hergerichtet hat? Das weiß ich auch nicht so genau. Wobei – ich weiß es schon, denn wir haben, seit ich zu Besuch bin, schon zwei Mal miteinander geschlafen. Unverhofft, plötzlich, impulsiv. Und es hat mir gefallen, weshalb ich wohl wieder hier liege.

Ich warte schlafend in deinem Bett

Diesen Morgen kommst du von deiner Nachtschicht, die Uhr zeigt 6:30 Uhr, durch die Ritzen des Rollos drängen schon die ersten Lichtstrahlen, die an der Decke ein sanft changierendes Spiel aus Licht und Schatten entstehen lassen. Das geöffnete Fenster lässt eine frische Brise ins Zimmer strömen zusammen mit dem unschuldigen Gezwitscher der Vögel von draußen.

Ich bin noch in meinem Schlafdelirium als du dir langsam deine Kleidung abstreifst, um dich zu mir in dein Bett zu legen. Meine Augen sind geschlossen, aber ich höre alles … Der Stoff des T-Shirts, das über deinen Körper gleitet und zu Boden geht, wie du den Knopf deiner Hose löst und dich auch ihrer entledigst.

Ich stelle mir vor, wie du schon auf dem Nachhauseweg einen halben Ständer hattest, weil ich dir gestern Abend in einem Anflug von Kühnheit noch geschrieben habe, dass ich dich will, wenn du von der Arbeit kommst. Stelle mir vor, wie du nun vor dem Bett stehst, meinen nur halb zugedeckten Rücken, meinen Nacken fixierst und dich auf das freust, was vielleicht gleich kommt.

Meine Augen sind geschlossen, aber ich höre alles … Der Stoff des T-Shirts, das über deinen Körper gleitet und zu Boden geht, wie du den Knopf deiner Hose löst und dich auch ihrer entledigst.

Und dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, in der mein Herz vor lauter Spannung schon begonnen hat, bis zum Halse zu schlagen und ich es kaum gewagt habe, noch einen Atemzug zu nehmen, legst du dich neben mich, lässt deine Hände unter der Decke zu meinem warmen, schlaftrunkenen Körper wandern. Gefällt es dir wohl, dass ich dich hier völlig nackt in deinem Bett erwartet habe?

Während ich so auf dem Bauch liege, küsst du meinen Hals, schiebst gleichzeitig eine Hand über meinen Po hinweg zwischen meine Schenkel, dahin, wo es ganzjährig warm und feucht ist. Dahin, wo alles nur darauf gewartet hat, dass du genau das tust. Dein kühles Parfum steigt mir sanft in die Nase und ich wundere mich, wie man nach einer langen Nachtschicht noch so gut riechen kann.

Während ich so auf dem Bauch liege, küsst du meinen Hals, schiebst gleichzeitig eine Hand über meinen Po hinweg zwischen meine Schenkel.

Deine schnellen Finger, deine Küsse und dein Duft, ich muss seufzen, drehe den Kopf und blinzle in deine Richtung. Unsere Blicke treffen sich zum ersten Mal heute, an diesem vielversprechenden Tag. Ich denke unvermittelt an Chefkets Songtextzeile „Heute ist ein guter Tag“, höre die Melodie und grinse.

Da sind sie, deine dunklen, gierigen Augen, die mich in Sekundenschnelle auf Autopilotin schalten lassen, obwohl ich weiß, dass es nicht meine beste Entscheidung sein wird, wieder mit dir zu schlafen. Im Gegenteil. Aber ich gebe bereitwillig die Kontrolle ab und was jetzt passiert, wird jemand anderes entscheiden. Jemand, der mehr im Körper und weniger im Kopf sitzt.

Heiß, klebrig und zufrieden 

Meine Hände wandern über deinen Körper, wollen dich überall berühren, werden fordernd. Und so pulsieren wir schließlich genussvoll miteinander, ineinander, unsere Bewegungen in einem Rhythmus, den ich nicht stoppen will, bis wir beide nicht mehr können. Es ist fast schon unerträglich heiß und unsere klebrigen Körper liegen wieder nebeneinander, zufrieden. Augen sehen sich ruhig an, aber es gibt nichts zu sagen, denn es ist alles gesagt.

Für dich beginnt die Nacht, für mich der Tag. Seitdem ich hier angekommen bin, herrscht schon eine seltsame Art der Übereinkunft zwischen uns, die mich stutzig macht. Selten habe ich so wenig mit jemandem kommunizieren müssen wie mit dir. Selten habe ich so eine subtile und unaufdringliche Anziehung von jemandem verspürt.

Meine Augen werden langsam wieder schwerer. Wie war das noch? Der frühe Vogel fängt den Wurm? Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich der Vogel oder der Wurm bin in dieser Konstellation. Ich weiß nur, dass heute ein guter Tag ist. Ob es wohl schon ein Lied über den Morgengrauen gibt, frage ich mich, während auch ich wieder einschlummere. Mmhh, Morgengrauen, du bist so schön.

Martina ist letztes Jahr 30 geworden und hat es wider Erwarten überlebt. Abgesehen davon ist sie immer noch auf der Reise, auf der Suche und noch nicht da angekommen, wo sie hinwill. Trotzdem glücklich über jede Lebensphase, die da war, da ist und noch so kommen wird. Da spricht die Yogalehrerin in ihr. Wenn das mit der Liebe und den Gefühlen doch bloß ein bisschen einfacher wäre … Wenn sie nicht gerade den Drill Instructor auf der Yogamatte mimt, dann schreibt sie gern Gedichte, zeichnet und arbeitet mit Menschen aus aller Welt.

Headerfoto: Stockfoto von Elena Chevalier/Shutterstock. („Sexy Times“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.