Abschied auf unbestimmte Zeit: Von meinem letzten Treffen mit der Escort-Lady

Teil 1 dieser Geschichte findet ihr hier, Teil 2 findet ihr hier.

Als ich den langen Gang zur Tür entlang lief, überfiel mich wieder dieses Kribbeln im Bauch. Wir umarmten und küssten uns zur Begrüßung. Meine Gefühle sprudelten hoch, ich erzählte, wie sehr ich sie vermisst habe. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber ich glaube, ihre Augen wurden kurz feucht. Sie ließ sich das natürlich nicht anmerken, immerhin ist sie ein Profi.

Während unserer Gespräche wunderte ich mich ein wenig über mich selbst. Ich war nicht eifersüchtig auf ihre anderen Gäste, wollte aber trotzdem ihr Lieblingsgast sein. Ich sprach sie darauf an, wie es so ist, immer wieder neue Männer kennen zu lernen. Sie meinte: Mit Stammgästen macht es mehr Spaß, vor allem heute. Dabei lächelte sie mich mit ihrem zauberhaften Lächeln an und ich merkte, dass sie das ernst meinte.

Ich wusste, ich bin vielleicht nicht ihr Lieblingsgast, aber relativ weit oben auf der Liste. Diesmal wurden meine Augen ein wenig feucht. Ich versuchte cool zu wirken und sagte zu ihr: „Das ist nett von dir, danke!“

Unsere Corona-Pause

Ein paar Mal hatten wir uns noch getroffen bis die erste Corona-Welle kam. Offiziell mussten alle Betriebe dieser Art schließen. Ich war mir ganz unsicher, ob ein Treffen noch stattfinden kann oder nicht. Ich habe abgewartet und täglich die Corona-Zahlen angeschaut. Es war schon eine seltsame Situation.

Auf der einen Seite wollte ich sie unbedingt sehen und auf der anderen Seite kam zu dem schlechten Gewissen wegen Untreue auch noch das schlechte Gewissen wegen Nicht-Einhalten der Empfehlung zur Reduzierung der sozialen Kontakte. Sollte ich mich bei einem Escort-Date infizieren und dann meine Familie und Eltern anstecken, würde ich mir das nicht verzeihen. Schlussendlich habe ich ein neues Date vereinbart, als die Zahlen wieder nach unten gingen.

Aus verschiedenen Welten

Jasmin freute sich, mich zu sehen, sie meinte, die Gäste wären ausgeblieben. Außer mir war keiner gekommen. An dem Tag merkte ich erneut, dass sie wirklich sehr viel Spaß am Sex hatte. Ihre „Durststrecke“ konnte man förmlich spüren. Es war wie immer wunderschön.

Im Gespräch danach ging es um Corona und welchen Einfluss das auf ihre Arbeit hat. Und erneut musste ich feststellen, wie unterschiedlich unsere Meinungen und Vorstellungen sind. Sie fühlte sich durch Corona ganz arg in ihrer Freiheit eingeschränkt, zweifelte die klassischen Medien an, verdächtige sogar Bill Gates als Strippenzieher. Es war eine Mischung aus innerer Rebellion und jugendlicher Naivität.

Auf eine nette Art prangerte sie mich als naiven Bürger an, der nur klassische Medien konsumiert. Für sie waren YouTuber die Informationsquelle. Sie meinte, ich würde mich nicht gut genug informieren. Ich versprach ihr, mich zu dem Thema besser zu informieren. Es war fast so, als würden wir wie in einer echten Beziehung heftig über ein Thema diskutieren. Unter der Dusche fragte ich sie dann, ob sie das abturnt, wenn wir dazu unterschiedliche Meinungen haben. Sie meinte, es ist vollkommen okay, solange man seine Meinung nett und respektvoll darlegt. Wie Recht sie hatte!

Romantik am Geburtstag

Irgendwann am Anfang unseres Abenteuers hatte sie mir ihren Geburtstag verraten. Den hatte ich in meinem Kalender gespeichert und bald war es soweit. Ich wollte ihr unbedingt etwas zum Geburtstag schenken und entschied mich für ein Parfüm. Ich ging in eine Parfümerie und bat um Hilfe. Eine ältere Verkäuferin fragte mich, für wen das Parfüm sein sollte. Die Antwort hatte ich mir schon vorher überlegt: für meine Nichte.

An dem Tag hatte sie für eine romantische Atmosphäre gesorgt. Überall standen Kerzenlichter und sie hatte einen Hauch von nichts an.

Die Verkäuferin zeigte mir die neuesten Düfte, die bei jungen Frauen angesagt waren und ich wählte schließlich eins aus und ließ es einpacken. Als ich ihr das Parfüm und eine Rose überreichte, war sie sehr überrascht. An dem Tag war sie viel früher im Apartment gewesen und hatte für eine romantische Atmosphäre gesorgt. Die Vorhänge waren zu und ließen kaum Sonnenlicht durch. Überall standen Kerzenlichter und sie hatte einen Hauch von nichts an, schöne Unterwäsche, Strapse, keine Schuhe.

Wahrscheinlich kam es nicht oft vor, dass ein Kunde der Escort-Dame etwas zum Geburtstag schenkt. Mir war es egal, ich wollte es einfach machen. Sie war sehr gut drauf und versteckte sich im Dunkeln hinter der Tür, als ich mich kurz im Bad frisch machen wollte. Als ich zurückkam, erschreckte sie mich von hinten. Danach lachten wir auf dem Sofa zusammen darüber und sie hatte dabei ihre schönen Beine auf meinem Schoß liegen.

Ist das unser Abschied?

Zu dem Zeitpunkt kannten wir uns fast ein Jahr und jedes Treffen war wunderschön, witzig und intensiv. Da war zum Beispiel ein Treffen, bei dem wir folgendes Spiel spielten: Man macht ein böses Gesicht und schaut dem anderen tief in die Augen. Ich war gespannt, wie ihr sonst dauerhaft strahlendes Gesicht böse aussehen könnte. Sie versuchte böse zu schauen, hielt es keine drei Sekunden durch und brach in einem lauten herzhaften Lachen aus, welches mich sofort ansteckte.

Oder als sie versuchte, mich an den Armen festzuhalten und ans Bett zu drücken. Ich tat so, als wäre es super anstrengend, mich zu befreien, kämpfte und schaffte es schließlich unter Lachen aus „letzter Kraft“, sie umzuschmeißen.

Ein anderes Mal versuchte Jasmin mich beim Reden aus dem Konzept zu bringen und zwickte mich in die Brustwarzen. Ich versuchte, nicht auf den leichten Schmerz zu reagieren und redete weiter, bis es schließlich so weh tat, dass meine Stimme sich unfreiwillig in der Tonlage um eine Oktave verschoben hatte. Sie fand es zum Lachen und versuchte mich nachzumachen, was mich wiederrum auch zum lauten Lachen brachte.

Und das ist eben das, was Escort so speziell macht. Es geht nicht nur um Sex, es geht auch darum, sich komplett auf eine andere Frau einzulassen.

Dieser Spaß und das gemeinsame Lachen waren mir inzwischen mindestens so wichtig wie der Sex. Wie gern hätte ich diesen Spaß auch in der Ehe gehabt, nur leider sind solche Blödeleien so gar nichts für meine Frau. Ich merkte auf einmal, wie gut es mir tat und wie sehr es mir in den letzten zehn Jahren gefehlt hatte.

Und das ist eben das, was Escort so speziell macht. Es geht nicht nur um Sex, es geht auch darum, sich komplett auf eine andere Frau einzulassen. Sich fallen zu lassen ohne Angst zu haben, dass man abwertende Kommentare bekommt oder abgewiesen wird.

Beim letzten Treffen vor der zweiten Corona-Welle überkam mich der Wunsch, Jasmin nochmal zu sagen, wie toll es mit ihr bis jetzt war und wie dankbar ich bin, sie getroffen zu haben. Sie fragte: „Ist das jetzt die Abschiedsrede?“ Ich sagte: „Nein.“

Es war so, als ob ich spürte, dass wir schon bald eine lange Pause auf unbestimmte Zeit machen werden. Vielleicht war es doch die Abschiedsrede? Die Zeit nach dem Corona-Winter würde es zeigen. Und egal, wie es ausgeht, ich werde Jasmin für immer in meinem Herzen behalten.

Unser Autor möchte lieber anonym bleiben. 

Headerfoto: Nathan Dumlao via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

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