Ich dachte, ich hätte alles im Griff. Ich dachte, ich wüsste genau, wie und warum ich meine Entscheidungen treffe, was meine Prinzipien und Bedürfnisse sind.
Dann kam dieser schwache Moment. Stress in der Arbeit. Viel für die Uni zu lernen und zu schreiben. Aber auch immer wieder kleine Erfolge, die man ja eigentlich feiern soll. Ich wollte mich belohnen und motivieren, mir etwas Gutes tun. Eigentlich wollte ich Zitronen kaufen gehen, aber dann stand ich da vor dieser Türe und es ist passierte … ich habe es gekauft.
Ich bin sicher, auch du bist schon mal vor dem Spiegel im Laden gestanden und hast für einen Moment jemand anderes gesehen, als die Person, die dir Tage später aus dem Spiegel entgegenblickt und fragt: „Was zum Teufel hast du dir da bitte andrehen lassen?“ Vielleicht war es auch eines dieser Küchengeräte mit dem guten Vorsatz, es ja jeden Tag zu verwenden, nur um es Wochen später in der Abstellkammer zu verstauen …
Ich kann auch nicht erklären, was diesen schwachen Moment ausgelöst hat, in dem ich sämtliche Prinzipien über den Haufen geworfen habe und etwas gekauft, das ich weder brauche, noch zu 100% vertreten kann.
Man nennt sie Schrankleichen. Jeder von uns hat eine daheim. Manche auch zwei oder drei – und das müssen nicht immer Kleider sein. Laut Wörterbuch beschreibt das Wort „Fehlkauf“ ein Ding, das den Erwartungen nicht entspricht oder für das man einen zu hohen Preis gezahlt hat. Ergänzend füge ich hinzu: ein Teil, das man nicht wirklich brauchen oder zumindest verwenden kann.
Ich frage mich, welcher Schalter sich im Kopf umstellt, wenn man rote Preisschilder sieht … Ich kann auch nicht erklären, was diesen schwachen Moment ausgelöst hat, in dem ich sämtliche Prinzipien über den Haufen geworfen habe und etwas gekauft, das ich eigentlich weder brauche, noch zu 100% vertreten kann.
Ich war unsicher. Habe mich um mich selbst gedreht und im Spiegel betrachtet. Irgendwie löste mein Spiegelbild etwas aus. Es hat die Frage beantwortet, was ich sein könnte, woran ich gerade arbeite und mir für diesen einen Moment das Gefühl gegeben, stark und mutig und außergewöhnlich zu sein.
Damit ich aber ehrlich zu mir bleibe, in jedem Moment, habe ich ein paar Fragen aufgestellt, die auch dir im besten Fall das Lehrgeld ersparen und gute Entscheidungen erleichtern.
Ask why before you buy
Sei ehrlich zu dir:
Brauche ich das wirklich?
Habe ich etwas Ähnliches?
Kaufe ich es, weil es im Sale ist?
Ist es ein Impulskauf?
Es ist okay, sich mal falsch zu entscheiden, ein Lehrgeld, das wir alle zahlen, einmal, zweimal, dreimal. Aber zugegeben ist es auch Luxusgedanke, sich zu fragen, ob man dieses eine Teil nun wirklich braucht, eine Frage, die sich viele in dieser Form niemals stellen können …
Darum haben diese Gedanken und Fragen für mich nicht nur den „Bedarfs-“, sondern auch einen Nachhaltigkeits- und sozialen Aspekt. Ist das, was ich kaufe, für mich persönlich vertretbar? Ist das, was ich kaufe, die Stimme, die ich abgeben möchte?
Sei ehrlich zur Umwelt und zu anderen:
Ist es zeitlos, qualitativ hochwertig und fair produziert?
Durch was könnte ich es ersetzen?
Wie könnte ich das selber machen?
Könnte ich das auch Second Hand kaufen?
Haben Familie oder Freunde etwas, das ich mir ausborgen könnte?
Wenn man sich diese Fragen sehr genau zu Herzen nimmt, wird man feststellen, dass die Antwort der Kaufentscheidung fast immer ein Nein ist. Tatsächlich „brauchen“ wir unglaublich wenig, um uns gut durch den Tag zu bewegen. Die „richtige“ Entscheidung zu treffen beinhaltet aber noch einen weiteren, vielleicht den wichtigsten Aspekt! Bereitet es dir Freude und tut es dir gut? Wenn ja, dann erlaube dir auch mal Außergewöhnliches und genieße es!
Heute, eine Woche später, würde ich die Entscheidung in diesem Laden anders treffen. Und doch bereue ich sie nicht, weil es eine weitere Erfahrung und ein weiteres Lernen ist, und wer weiß, vielleicht gefällt mir das Teil ja irgendwann mal unglaublich gut.
Porträts: Saskia Stolzlechner. Danke dafür!