Wie wär’s mit ein paar Lese- und Hörempfehlungen, nachdem wir nun geklärt haben, was Feminismus ist und was er möchte. Als grundlegendes Werk des modernen Feminismus gilt Das andere Geschlecht von Simone de Beauvoir – aber das hat halt auch über 940 Seiten. Gerade, wenn man in neue Themen einsteigt, möchte man vielleicht erst mal etwas Überschaubareres konsumieren. Hier deshalb meine aktuellen Buch- und Podcast-Empfehlungen – von der Länge garantiert zu schaffen!
Kurzer, knackiger Lesestoff
Margarete Stokowski – Die letzten Tage des Patriarchats
Margarete Stokowski schreibt seit 2011 für Spiegel Online Kolumnen, Essays und Texte zu aktuellen Debatten. In diesem Buch sammelt sie die besten; es geht um den Umgang mit Macht, Sex und Körpern, um die #metoo-Debatte, allgemein um Feminismus, Frauenkörper und wie sie sexualisiert werden, um Pornos, Gender Studies und vieles mehr.
Warum ich dieses Buch mag: Wenn mir Leute sagen, dass Feminismus nervt, antworte ich: „Er muss nerven.“ Warum er das muss und was in unserer Gesellschaft alles noch bei Weitem nicht gleichberechtigt ist, beantwortet dieses Buch.
Margarete Stokowski – Die letzten Tage des Patriarchats
Rowohlt Buchverlag, Hamburg, 2018
Taschenbuch, 320 Seiten, 12,00 €
ISBN: 978-3-498-06363-4
Beide Cover: Rowohlt Buchverlag
Margarete Stokowski – Untenrum frei
„Wir können untenrum nicht frei sein, wenn wir obenrum nicht frei sind“, als zentrale These – übersetzt bedeutet das in etwa, dass die „kleinen, schmutzigen Dinge“, über die man nicht spricht, mit den großen, strukturellen Machtfragen zusammenhängen. Es geht um Alltagsbeobachtungen, darum, dass Sprache Macht ist, um dickpics und um die Erfahrung einer Vergewaltigung.
Warum ich dieses Buch mag: Es schafft eine Brücke zur Lebensrealität fast aller Frauen und zur Normalbiografie vieler – in denen Essstörungen, sexualisierte Gewalt und selbstverletzendes Verhalten nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind.
Margarete Stokowski – Untenrum frei
Rowohlt Buchverlag, Hamburg, 2016
Taschenbuch, 256 Seiten, 12,00 €
ISBN: 978-3-49806-439-6
Sophie Passmann – Alte weiße Männer
Ist der alte weiße Mann wirklich an allem schuld? Wie fühlt man sich, wenn man einer ist? Sophie Passmann spricht mit (alten) weißen Männern, um dem „Feindbild“ junger Feminist:innen auf den Grund zu gehen; u.A. mit Christoph Amend, Robert Habeck, Carl Jakob Haupt, Kevin Kühnert, Sascha Lobo, ihrem Papa, Ulf Poschardt, Tim Raue und Peter Tauber.
Warum ich dieses Buch mag: Man hört von Männern, wie sie sich selbst, ihre Privilegien und den Stand der Gleichberechtigung sehen. Man versteht, dass der alte weiße Mann sich viel mehr durch seine Haltung, als durch sein Alter, seine Hautfarbe und sein Geschlecht definiert.
Sophie Passmann – Alte weiße Männer
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2019
Taschenbuch, 288 Seiten, 12,00 €
ISBN: 978-3-46205-246-6
Cover links: Kiepenheuer & Witsch, Cover rechts: Harper Collins
Chimamanda Ngozi Adichie – We should all be feminists (Englisch)
Ein persönlicher und eindringlicher Essay der nigerianischen Autorin Chimamanda Ngozi Adichie: „Ich möchte darum bitten, dass wir beginnen, von einer anderen Welt zu träumen und sie zu planen. (…) Und so fangen wir an: Wir müssen unsere Töchter anders erziehen. Wir müssen auch unsere Söhne anders erziehen.“
Warum ich dieses Buch mag: Vor dem Hintergrund eines anderen Kulturkreises bietet es eine einzigartige Definition des Feminismus des 21. Jahrhunderts, die auf Einbeziehung und Bewusstsein beruht. Es appelliert an uns alle, Feminist:innen zu sein.
Chimamanda Ngozi Adichie – We should all be feminists
Harper Collins, Hamburg, 2014
Taschenbuch, 64 Seiten, 5,98 €
ISBN: 978-0-00811-527-2
Rebecca Solnit – Wenn Männer mir die Welt erklären
Jede Frau, die schon „Mansplaining“ erlebt hat (also jede Frau), fühlt sich sofort verstanden. Solnit analysiert männliche Arroganz, konkret Männer, die mit ihrem Wissen prahlen, in der Annahme, dass ihre Gesprächspartnerin ohnehin keine Ahnung haben kann.
Warum ich dieses Buch mag: Sexismus wird oft gar nicht als solcher erkannt, gar angesprochen, weil Unterdrückung von und Übergriffe auf Frauen akzeptiert sind, als normal gelten. Dieses Buch sensibilisiert, solidarisiert und plädiert fürs Ansprechen.
Rebecca Solnit – Wenn Männer mit die Welt erklären | Übersetzt aus dem Englischen von Kathrin Raum und Bettina Münch
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 2015
Taschenbuch, 176 Seiten, 18,00 €
ISBN: 978-3-45550-352-4
Cover links: Btb, Cover rechts: Mabuse-Verlag
Anja Uhling – Ich will kein Kind: 13 Geschichten über eine unpopuläre Entscheidung
Sich gegen Kinder zu entscheiden, ist für junge Frauen noch immer mit Rechtfertigung, Abwertung und Intoleranz anderer verbunden. Kinderlose sind nicht egoistischer als Eltern, und sie sind auch nicht einsamer. Und nein: Ein Kinderwunsch ist nicht natürlich. Ein Buch für Menschen, die sich für gleichberechtigte, vielfältige Lebensentwürfe einsetzen.
Warum ich dieses Buch mag: Im Patriarchat werden wir darauf sozialisiert, dass Reproduktion die Kernaufgabe jeder Frau ist. Für sich zu hinterfragen, ob es das ist, was einen glücklich macht, gilt als abnormal. Dieses Buch fängt auf, gibt Argumente und teilt Lebenserfahrungen.
Anja Uhling – Ich will kein Kind: 13 Geschichten über eine unpopuläre Entscheidung
Mabuse-Verlag, Frankfurt, 2019
Taschenbuch, 161 Seiten, 16,90 €
ISBN: 978-3-86321-131-8
Sarah Diehl – Die Uhr, die nicht tickt: Kinderlos glücklich
Theoretisch können Frauen heute frei zwischen verschiedenen Lebensmodellen wählen. Dennoch dominiert in unserer Gesellschaft noch immer die Vorstellung des Mutterinstinkts als „Default“. Kein Kind zu wollen, gilt als unnatürlich, egoistisch oder feige.
Warum ich dieses Buch mag: Dieses Buch bereitet auf die Vorwürfe vor, die die Gesellschaft einem entgegen schleudert, wenn man sich als Frau gegen Kinder entscheidet. Man muss sich warm anziehen – dieses Buch hilft, den eigenen, von der Norm abweichenden Lebensentwurf zu rechtfertigen.
Sarah Diehl – Die Uhr, die nicht tickt: Kinderlos glücklich
Arche Literatur Verlag, Zürich, 2014
Taschenbuch, 256 Seiten, 30,00 €
ISBN: 978-3-71602-720-2
Cover links: Arche Literatur Verlag, Cover rechts: Nicole Schöndorfer
Was aufs Ohr
Nicole Schöndorfer – Darf sie das?
Die österreichische Zeitung Der Standard bezeichnete sie als den „Albtraum alter weißer Männer“. Nicole Schöndorfer, freie Journalistin und bekennend linke Feministin, nimmt in herrlichem Österreichisch alles auseinander, was sexistisch und kapitalistisch ist.
Warum ich diesen Podcast mag: Feminismus umfasst unendlich viele Aspekte – man lernt in jeder Folge etwas Neues, versprochen!
Verfügbar auf Spotify und Apple Podcasts
Simone Menne – Die Boss – Macht ist weiblich
Im stern-Podcast „Die Boss“ spricht Simone Menne, Ex-Lufthansa-Finanzvorstandin mit Chefinnen aus Politik, Wirtschaft und Sport. Wie arbeiten sie, was hassen sie, was lieben sie? Und was raten sie jungen Frauen? Unter anderem mit Julia Jäkel, Janina Kugel und Bibiana Steinhaus.
Warum ich diesen Podcast mag: Der Weg nach oben ist hart und endet nicht selten an der gläsernen Decke. Von Frauen zu hören, die es trotz aller Widerstände geschafft haben, finde ich inspirierend.
Verfügbar bei AUDIO NOW
Cover links: Stern, Cover rechts: Louisa Dellert
Louisa Dellert – Podcast-Folgen von „LOU“ und „LOU KLÄRT“
Louisa Dellert klärt Fragen zum Gendern (Was ist es, wie geht es, warum ist es notwendig?), zum Feminismus und zur Frauenquote (in der Politik). Alleine oder mit kompetenten Gesprächspartner:innen.
Warum ich diese Podcasts mag: In verständlicher Sprache beleuchten sie alltägliche Themen, machen sie greif- und nachvoll-ziehbar.
Empfehlenswerte Folgen: Gendergerechte Sprache – Ist das Gendern wichtig?, Gendern – Muss das sein?!, Let’s talk about Feminism!, Frauen in der Politik – Brauchen wir eine Quote?