Die Fotografie von Eva Abeling – mit Verletzlichkeit gegen die Zensur

Eva Abeling wuchs im Norden Deutschlands auf und wohnt in Barcelona. Vor ihrem Umzug nach Spanien hat sie in London studiert. In ihren Arbeiten lässt sie die Kunst der Poesie mit der Fotografie verschmelzen.

Träume inspirieren sie, die gefühlten Momente zu inszenieren. Und die Fotografie wiederum regt sie an, die gefangenen Bilder in Worte zu fassen.

Die Künstlerin legt den Fokus nicht auf das Objekt, sondern auf den Moment, in dem sie fotografiert. Dieser eine Moment, fernab vom Bewusstsein, von der Gewissheit. Ein Moment der Stille, des Vertrauens – ohne jegliche Verantwortung. Dieser Moment ermöglicht es ihr, ihre Fantasie zu erforschen.

Was ist dein dir liebstes zu fotografierendes Objekt?

Ich glaube, viel mehr als dass ich ein Lieblingsobjekt habe, habe ich einen liebsten Moment, den ich fotografiere. Dieser Lieblingsmoment ist sehr weit weg vom Bewusstsein, von der Gewissheit. Es ist der Moment, wo du still sein darfst, wo du nur mit dir selbst bist, wo du keine Funktion hast, keine Verantwortung. Die Stille, in der du mit deinen Gedanken in andere Universen abtauchen und deine Fantasie erforschen kannst. Dein Unterbewusstsein. Die Art, wie du träumst. Der freie Moment, in dem du dich mit jeder Emotion ausdrücken kannst – indem du all deine Verletzlichkeit, Sensibilität, Liebe, Ängste und Wünsche spürst. Die natürlichsten Minuten des Tages.

Nacktheit war in der Kunst schon immer ein ästhetisches Ausdrucksmittel. In der heutigen Zeit erfahren wir jedoch viel Zensur – gerade in den sozialen Medien. Wie stehst du als Fotografin dazu?

Da ich am liebsten unsere Verletzlichkeit und Sensibilität erforsche, sind viele meiner Fotos sinnliche, natürliche Nacktfotos. Viele dieser Fotos werden im Internet gelöscht, weil sie intime Körperteile zeigen. Ich bekomme Nachrichten, in denen ich gewarnt werde, dass meine Accounts gelöscht werden, falls ich es nochmal wage, den natürlichen Körper, ohne Zensur zu zeigen.

Ich finde es sehr traurig, dass wir unseren Körper immer noch verstecken müssen. Dass Mädchen sich Gedanken machen müssen, ob ihre Brustwarzen zu sehr durch ihr T-Shirt sichtbar sind und Mütter sich Sorgen machen müssen, in der Öffentlichkeit ihr Baby zu stillen.

Ich hoffe, dass sich bald etwas ändert und bis dahin versuche ich mit meinem Projekt How to cover up your nipples darauf aufmerksam zu machen, dass der weibliche Körper in unserer Gesellschaft immer noch sexualisiert wird; dass er immer noch nicht frei ist. Ich habe außerdem T-Shirts kreiert, die zeigen, wie wunderschön, wichtig und cool unsere Brustwarzen sind. Wir sollten sie konstant zeigen, anstatt sie konstant zu verstecken.

Wie ist die Stimmung am Set, wenn deine Models nackt vor der Kamera sind? Kennst du die Menschen bereits?

Meistens fotografiere ich Menschen, die mir sehr nah sind, die mir vertraut sind. Oder Fremde, die sich sehr vertraut anfühlen. Mit denen ich sofort eine Verbindung spüre. Um die Verletzlichkeit und Sensibilität zeigen zu können ist, das Vertrauen notwendig.

Die Stimmung am Set kommt auf die Stimmung der Person vor der Kamera an. Wir sind jeden Tag eine andere Version mit anderen Gefühlen, Ängsten oder Wünschen.

Nebst der Fotografie drückst du dich gerne durch Poesie aus. Inwiefern stehen die zwei Komponenten bei dir im Zusammenspiel?

Viele meiner Projekte sind von der Poesie und von meinen eigenen Träumen und Alpträumen inspiriert. Von Wörtern, die einen Moment malen. Es inspiriert mich, diesen Moment in meinen Fotos zu visualisieren. Genauso geht es mir auch andersherum. Den Moment, den ich fotografiere, in Worte zufassen. Worte für die Farben, das Licht und die Stimmung zu finden.

Eva Abeling ist eine deutsche Fotografin, die in Barcelona lebt. In ihrem Schaffen versucht sie die Zensur des weiblichen Körpers zu brechen und fotografiert hauptsächlich mit Film. 

News zu Evas fotografischen Arbeiten gibt es auf  ihrer Website und Instagram.
Foto der Künstlerin: Alex Franco via evaabeling.com. Danke dafür.

GIULIA ist Junior Head of Love bei im gegenteil. Sie fotografiert, malt und näht, liebt den Geruch von frisch gewaschener Wäsche, stöbert Stunden durch Flohmärkte und Second-Hand-Shops und kann kaum genug kriegen von italienischem Essen. Geht immer. Konzerte übrigens auch. Und in Berlin kriegt man davon sooo viel, das ist herrlich. Zum Verlieben schön.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.