Somos – von der eigenen Identität in einer Beziehung

Die Fotostrecke „Somos“ des österreichischen Künstlers und Fotografen Esthaem ist ein Porträt zweier Liebender auf der Suche nach ihrer Identität – der eigenen und der ihrer Beziehung. Während der Arbeit an dieser Reihe fiel Esthaem auf, dass auch das engste Umfeld – in seinem Fall sein Partner – essenziell ist, um mehr über sich selbst herauszufinden. Wie man sich in Beziehungen verhält, sagt viel über das eigene Ich aus.

Idealerweise bietet die Beziehung dabei einen sicheren Raum, in dem sich Gefühle und Gedanken zwischen Hingabe und Abgrenzung, Nähe und Distanz, Allein- und Zusammensein bewegen. „Somos“ selbst versucht dabei nicht Antworten zu geben, sondern ist vielmehr als Darstellung des Aktes der Suche an sich zu verstehen. Dabei arbeitet Esthaem mit Metaphern, die die verschiedenen Aspekte (s)einer Beziehung beleuchten und fotografisch aufarbeiten. Er lässt sich dabei vor allem von seiner Intuition und Gefühlen seinem Partner und sich selbst gegenüber leiten.

Eine gut funktionierende Partnerschaft kann eine wichtige Hilfe dabei sein, zu sich selbst zu finden.

Was hat das Thema Beziehung für dich und deine Fotografien besonders reizvoll gemacht?

Die fotografische Auseinandersetzung mit meiner Beziehung hat sich eigentlich ganz natürlich entwickelt. Schon länger vor „Somos“ habe ich vor allem meinen Freund fotografiert – der nächste logische Schritt war für mich eine konzeptionelle Behandlung unserer Beziehung.

Warum war es dir besonders wichtig, die Suche nach der (eigenen) Identität (in) einer Beziehung darzustellen? Wie erlebst du diese Themen selbst und in deinem Umfeld?

Während der Recherche und dem Arbeiten an „Somos“ fiel mir irgendwann auf, dass die Suche nach der eigenen Identität nicht nur in sich selbst stattfinden kann, sondern unbedingt auch Personen aus dem engsten Umfeld miteinbeziehen muss – in meinem Fall ist das mein Partner. Wie man sich in einer Beziehung verhält, sagt viel über einen selbst aus. Idealerweise gibt eine Beziehung einen sicheren Raum, in dem man sich entfalten und ohne Angst man selbst sein kann. Das setzt einerseits die komplette Akzeptanz des Partners voraus, andererseits natürlich auch das Akzeptieren des Partners. Eine gut funktionierende Partnerschaft kann eine wichtige Hilfe dabei sein, zu sich selbst zu finden.

„Somos“ selbst versucht dabei nicht Antworten zu geben, sondern ist viel mehr als die Darstellung des Aktes der Suche an sich zu verstehen. Dabei arbeitete ich mit Metaphern, die die verschiedenen Aspekte (m)einer Beziehung beleuchten und fotografisch aufarbeiten. Obwohl sich das jetzt sehr verkopft anhören mag, waren es vor allem Intuition und Gefühle meinem Partner und mir selbst gegenüber, von denen ich mich leiten ließ.

Wie schwer ist es, Leute für deine Projekte zu finden (die sich z.B. nackt vor die Kamera wagen)?

Bis jetzt war das nie ein großes Problem, da ich lange Zeit bewusst nur mit Personen aus meinem engen Umfeld zusammengearbeitet habe, wodurch von Anfang an großes Vertrauen und gegenseitiger Respekt, sowie auch das Verlangen, die Themen gemeinsam aufzuarbeiten, gegeben war.

Bei meinem aktuellen Projekt gestaltet sich das Ganze schon um einiges schwieriger – dafür bin ich auf der Suche nach homosexuellen Männern, die keine Scheu haben, sich ohne Kleidung vor meiner Kamera zu zeigen. Mir war natürlich von Anfang an bewusst, dass dies schwierig werden wird – setzt es doch eine große Portion Vertrauen einer Person gegenüber voraus, die man gar nicht oder kaum kennt. Für diese Arbeit habe ich mittlerweile schon ein paar Männer fotografieren können und es ist für mich auf jeden Fall eine spannende Erfahrung, die Komfortzone zu verlassen und zusammen mit fremden Menschen etwas zu erschaffen.

Falls sich irgendjemand an dieser Stelle angesprochen fühlt: Es darf sich jeder, unabhängig von Alter, Körpertyp, Nationalität, … gerne bei mir melden.

Esthaem ist Künstler und Modefotograf aus Linz, Österreich. Inspiriert von der Natur, Leben an sich und dem menschlichen Körper, behandelt er letzteren als skulpturales Objekt, um Themen wie Identität, Intimität, (De-)Konstruktion von Sexualität, Gender und das Selbst fotografisch aufzuarbeiten.

Esthaems fotografische Arbeiten findet ihr auf esthaem.com und auf Instagram.

MELANIE hört beim Schreiben am liebsten klassische Musik, liebt Kuchenpausen am Nachmittag und ist waschechte Berlinerin. Na ja, zumindest hier geboren und dann im Vorort aufgewachsen. Nun studiert sie Kulturwissenschaft. Bei im gegenteil unterstützt sie als "Junior Head of Love" Anni und Jule bei Blogcontent, Social Media, der Orga der Singleshootings und Events. Neben Themen rund um Emotionen und Dingen, die Menschen an- und umtreiben, schlägt ihr Herz für Nachhaltigkeit. Im Umgang mit sich, der Umwelt und überhaupt. Spread the Love!

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