Ich bin keine Diva, ich bin überfordert: Von meinem Leben als Hochsensible

Unsere Jule Müller hat neulich einen zum Besten gegeben. Mit ihrem Artikel „Ich bin nicht depressiv, ich bin introvertiert, danke der Nachfrage“, erreichte sie viele Leser, die ihr Schicksal in Sachen zwischenmenschlicher Reserviertheit teilen. Mich hat der Artikel auch tief bewegt, nur bin ich das komplette Gegenstück zu Jule Müller und ihrem Club der Introvertierten. Ich bin extrovertiert. Ich bin aber noch etwas anderes und das ist mit Abstand mein bestgehütetes Geheimnis: Ich bin hochsensibel.

Jeder Mensch, der hochsensibel ist, kämpft sich durch den Alltag. Hochsensibel sein bedeutet, dass vieles im Leben sehr anstrengend ist, vor allem deswegen, weil man selbst sehr anstrengend ist. Dabei wurde mir schon unterstellt, ich sei hysterisch, neurotisch und irgendwie egozentrisch. Sätze wie „Nimm dir das doch nicht so zu Herzen“ oder „Stell dich nicht so an“ begleiten mich schon mein ganzes Leben. Oft wurde dabei mein Selbstwertgefühl in Mitleidenschaft gezogen. Zu lernen, mein hochsensibles Wesen zu kontrollieren, empfinde ich persönlich als meine größte Errungenschaft.

Ich bin keine Diva, ich bin überfordert

Menschen wie ich reagieren sehr empfindlich auf den eigenen Körper und ihr gesamtes Umfeld. Jeden Tag findet bei mir eine sogenannte Reizüberflutung statt. Ich bin zum Beispiel sehr licht- und geräuschempfindlich, weshalb ich immer mit dem Kopf nach unten laufe, um nicht durchzudrehen wegen allem, was ich bis ins kleinste Detail wahrnehme. Wenn ich mit jemandem die Straße entlanglaufe und dieser vorschlägt, die Straßenseite zu wechseln, weil da mehr Sonne ist, dann ertönt in meinem Kopf ein lautes Klirren.

Ich möchte nicht behaupten, ich wäre kein Freund des Sommers, aber wenn im Winter schon um 17 Uhr die Straßenlaternen angehen, fange ich erst an, mich draußen wohl zu fühlen. „Können wir vielleicht die Musik ein wenig leiser drehen?“, oh Mann, das sind leider Leute wie ich.

In der Regel geht Sensibilität einher mit diesem „sehr dünnhäutig“ sein. Meistens trifft das auf eher introvertierte Typen zu. Es macht Sinn, weil diese kleinen Sensibelchens ohnehin menschenscheu sind. Quatsch! Ich bin sozial sehr extrovertiert, umgebe mich ständig mit Menschen. Überhaupt bin ich die Königin aller Small-Talk-Dynastien, auch wenn sich mein ganzes Gedanken- und Gefühlsverhalten auf mein Inneres bezieht.

Wenn es beispielsweise Streit gibt, dann nagt das oft tagelang an mir. In meinem Kopf versuche ich dann, Dinge zu analysieren, lese noch mindestens vier Mal einen Chatverlauf, um zwischen den Zeilen zu lesen, wo das (eigentliche) Problem liegen könnte. Sobald ein Streit eskaliert, explodiert alles in mir und ein Fluchtinstinkt wird freigesetzt. Ich renne dann weg. Für viele hat das etwas von einer Diva, dabei ist das eigentlich nur eine verzweifelte Reaktion darauf, dass ich gerade mit den Emotionen von der Person mir gegenüber und meinen eigenen nicht umgehen kann.

Man stelle sich einen Topf mit Wasser vor, das langsam erhitzt wird. Es fängt an, zu dampfen und zu sprudeln. Wenn zu viel Wasser im Topf ist, läuft es über. So auch meine Gefühle. Ich bin dann aber Topf und Wasser gleichermaßen.

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Ganz besondere Superkräfte

Als Hochsensible bin ich äußerst empathisch veranlagt. Ich empfinde das mittlerweile als meine persönliche Superkraft. In einem Raum voll mit Menschen spüre ich intuitiv, wem es heute nicht so gut geht oder wer bestens drauf ist. Ich nehme Stimmungen wahr, dabei belastet mich das Unwohlsein anderer immens. Mitleid gehört nämlich zu meinen stärksten Emotionen. Egal, ob der fremde Typ in der Bahn auf Krücken oder die Freundin, die gerade eine Trennung durchmacht. Selbst wenn eine Bekannte nur von einem Freund spricht, der gerade einen Unfall hatte, zwingt mich das emotional auf die Knie.

Wenn sich jemand über etwas wahnsinnig freut, fühle ich das auch. Demnach war ich schon fünf Mal schwanger, habe einen Doktor in Bio-Chemie, stand am Grand Canyon und habe quasi etliche andere Glücksmomente selbst miterlebt. Es ist ein bisschen wie beim Public-Viewing. Für viele ist der Jubel beim Elfmeterschießen, wenn der Ball ins Tor geht, magisch. Das Gefühl der Masse ist elektrisierend und steckt dann an.

Ich kann das bei einer einzigen Person schon empfinden, bei einer guten Story vom Wochenende. Jeder Mensch, dem ich in meinem Leben begegne, hinterlässt damit einen Fingerabdruck auf meiner Seele. Superkraft, sag ich doch!

Vor einigen Jahren konnte ich es nicht ertragen, wenn ich gespürt habe, dass mich jemand nicht mag. Für viele ist das sehr befremdlich. „Hä, mir doch egal, was andere über mich denken“, sind für mich die ganz großen Gewinner. Es muss das befreiendste aller Gefühle sein, wenn man nicht ständig versucht, sich in andere Leute hineinzuversetzen.

Heute bin ich voll okay damit, weil ein Ich-kann-es-nicht-allen-recht-machen zu meinem Mantra geworden ist. Schon lange beziehe ich nicht mehr ständig alles nur auf mich. Gut, dass ich als Extrovertierte viel Zeit mit anderen verbringe und bereit bin von ihnen zu lernen. Am meisten Einfluss haben dann die: „Ach, das wird schon alles irgendwie laufen.“ Warum?

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

Ich kann nur ganz schwer Dingen sorgenfrei gegenübertreten. Vor allem deswegen nicht, weil ich zu viele Faktoren in meinen Denkprozess mit einbaue. Alles, was potenziell schief gehen oder gelingen könnte, spult sich vor meinem Auge ab. Stehe ich vor wichtigen Entscheidungen, ist es mir manchmal unmöglich, eine zu treffen. Ich teile meine Möglichkeiten dann meistens mit Freunden und Familie, weil ich auf die Klarsicht anderer angewiesen bin.

Sowieso benötige ich als Hochsensible viel Feedback und Lob. Wenn mir jemand nicht sagt, das hast du gut gemacht, denke ich schnell, ich habe es falsch gemacht. Für die Abschaffung von Komplexen spreche ich mich schon seit Jahren aus.

Ich bin in vielen Situationen sehr unsicher, was für manche Menschen überhaupt nicht ersichtlich ist, weil ich natürlich als Extrovertierte die ganze Palette der starken, immer gut gelaunten Unterhaltungsmaschine bediene. Ich laber deswegen auch so, wie die Sätze halt gerade kommen. Oft irritiert es Menschen, wenn ich sie mit meiner Direktheit konfrontiere.

Umgekehrt kann ich selbst nur schlecht mit Kritik und Komplimenten umgehen. Vor allem nicht mit Kritik. Wenn man allerdings anfängt, seine Fehler zu gestehen und bereit ist, sich für diese zu entschuldigen, passieren Wunder. Es ist verrückt, was Leute einem alles so verzeihen. Kann man ruhig mal ausprobieren.

Zu beschreiben, was genau in meinem Hirn abgeht, ist eine sehr schwierige Aufgabe. Besonders für Leute wie mich, die alles in ihrer gesamten Komplexität greifen wollen. Denn kein Detail darf in meinen Überlegungen vernachlässigt werden. Ich stelle damit automatisch an mich selbst hohe Erwartungen. Auch wenn es unglaublich sexy wäre, aber hochbegabt bin ich übrigens nicht. Diese Sorte Mensch kommt nämlich recht zügig zu einem Ergebnis.

Deswegen bin ich eigentlich der Alptraum einer jeden Redaktion. Schnell mal eben was tippen oder redigieren ist bei mir nicht ohne Weiteres drin. Nicht, weil ich Sachverhalte nicht schnell erfasse, ganz im Gegenteil, ich sondiere zusätzlich jedes Detail, kann deshalb auch sehr vorausschauend denken, komme zu super Ergebnissen, nur brauche ich eben sehr viel mehr Zeit, diese dann einzuordnen. Deadlines sind damit meine Lifeline. Ohne Planung geht bei mir nichts.

Baby, geh noch nicht

Liebesmäßig sind Hochsensible die absoluten Beziehungskiller. Ich habe viele großartige Männer in den letzten Jahren mit all den genannten Punkten erfolgreich vergrault. Verwirrung auf männlicher Seite, wenn ein „Ich bin verliebt“ zu schnell fiel. Quasi von mir für euch getestet: Kommt nicht so gut an. Mich hat die Zurückweisung dann ebenfalls verwirrt, weil wir ja genau dasselbe zusammen erlebt haben, deshalb muss es ja eigentlich auch klar sein, dass wir dasselbe fühlen.

Nein, ganz und gar nicht. Hochsensible sind natürlich mit ihren Gefühlen viel schneller. „Ich bin noch nicht da, wo du bist“ ist schmerzlich zu hören, aber absolut verständlich. Geduld von meiner Seite ist erforderlich und Nachsicht auf der anderen Seite gewünscht.

Denn diese feurigen Emotionen überfordern nicht nur mich, sondern natürlich auch denjenigen welchen. „Ich benötige sehr viel Schutz und Sicherheit“, sind ja nun wirklich nicht die attraktivsten aller Aussagen, die man am Anfang einer Beziehung so von sich geben sollte. Sobald ich mich allerdings sicher fühle, ist alles paletti.

Dazu gehört, dass ich die schönen Momente des Alltags ganz intensiv wahrnehme. Ich brauche keine Blumen am Valentinstag, mir fällt auf, wenn du extra wegen mir das Fenster schließt, weil da draußen der Vogel ein Solo-Konzert gibt. Ich bin zu tiefen und aufrichtigen Gefühlen fähig. Ich sehe nicht den Partner, der mich glücklich machen soll, sondern den Menschen. Zu oft gedacht, aber nie gesagt. Schade Schokolade.

Strategien entwickeln leicht gemacht

Wegen der Kiste mit der Extrovertiertheit und Hochsensibilität musste ich lernen, mich zu zügeln, auch mal eine Pause einzulegen. Ich weiß mittlerweile, wie wichtig es ist, sich mit all seinen Fehlern zu akzeptieren. Auch mal die eigene Verletzlichkeit nach außen sichtbar zu machen und die Wellen von Angstgefühlen zu reiten. Ich ertrage nun öfter laute Musik oder wechsel mit rüber auf die sonnige Straßenseite. Ich risikiere. Und wenn das Universum spricht, dann halte ich die Klappe.

Es gilt, für sich zu erkennen, was so die typischen Stressfaktoren sind. Die Kunst ist es, Strategien zu entwickeln, die es einem leichter machen, da draußen zu überleben. Dabei sollte man aber unter gar keinen Umständen seine herrlichen Eigenarten unterdrücken. Mal ehrlich, das macht doch einen Menschen erst so richtig interessant. Ein Anfang wäre, sich mehr zu trauen, von diesen Dingen zu erzählen.

Habe ich ebenfalls vor Kurzem mal getestet … Ich so: „Ey, ich bin hochsensibel, du musst mir noch mal genau erklären, was du gerade meinst, sonst fang ich vielleicht an zu weinen.“ Und er so: „Mach ich gerne. Ich habe eine Zwangsstörung. Kann sein, dass wir vorher noch mal den Herd checken gehen müssen.“ Einander zuwenden, nicht abwenden: das ist für mich das Wesen der Liebe.

Geht es dir ähnlich wie Judith? Hast du auch schon mal zu schnell „Ich liebe dich“ rausgehauen? Und besitzt du auch eine besondere Superkraft, von der du früher dachtest, sie wäre deine größte Schwäche?

Headerfoto: Mädchen am Bahnhof via Shutterstock.com. („Wahrheit oder Licht“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

JUDITH malt gerne Mandalas, will sich demnächst einen Plattenspieler kaufen und ist eine waschechte Buchhändlerin. Sie studierte in Berlin Literaturwissenschaften und Publizistik und ist als Autorin und Texterin tätig. Den Kleinen Prinzen findet sie scheiße und auf ihrem Grabstein möchte sie mal „Books were her Mission“ zu stehen haben. Hier werkelt sie unter anderem an Bock auf Lesen und Wenn du mich fragst.

62 Comments

  • Gerade dieses Thema ist ein heißes Eisen, einerseits (hieß er Charlie?) – sorry Namen sind für mich Schall und Rauch, Gesichter vergesse ich nie) die Ablehnung dieser Fakten, andererseits die eigene Erfahrung eben genau so zu sein.

    Für mich ist ein Arbeitstag ultra anstrengend und zwar nicht wegen der Arbeit, sondern all den Menschen und Kollegen mit denen du so deinen Tag verbringst….

    Ich spüre sehr schnell wie es jemandem geht, warum jemand so agiert wie er eben agiert = positiv wie negativ und das ist tatsächlich sehr anstrengend und dies mit der Kombi zu vereinen mit jedem auszukommen zu wollen und im allgemeinen sehr wohlwollend anderen Menschen gegenüber zu sein, egal ob verdient oder nicht (ja Abgrenzung musste ich auf die harte Tour lernen und kann es nur im Extremfall vor mir selbst rechtfertigen)….

    All´die täglichen Kompetenzrangeleien empfinde ich als sehr anstrengend und würde sie gerne tauschen gegen : wir machen das gemeinsam und jeder profitiert von den Erfahrungen anderer – wäre in meinen Augen zielführender….aber gut das Leben ist kein Wunschkonzert, dieser Platz in der Gesellschaft ist jeden Tag hart erkämpft und ich beneide Menschen die sich da viel klarer und auch emotionsloser abgrenzen können.

    Es gibt Tage, da ist der Himmel zu blau, das Gras zu grün, die Geräusch- und Lichtkulisse einfach viel zu viel…und Emotionen sind nicht mehr schön (sie können durchaus berauschend sein), sondern unerträglich und überfordernd.

    Und das traurigste viele Menschen nutzen diese Gutmütigkeit aus, halten einen für dumm und schwach und sind dann ganz verwundert wenn dir eines Tages der Kragen platzt und du auf den Tisch haust….und das mit ziemlich treffsicheren Worten.
    Allerdings muss ich akzeptieren, das andere Menschen diese „Dinge“/ Emotionen nicht haben und mit dieser meinen Welt zumindest von selbst nichts anzufangen wissen/wollen.

    Ich will soweit mir möglich gut anderen gegenüber durchs Leben gehen, aber manchmal ist das eine Aufgabe an der man fast zugrunde geht (Der gute Mensch von Sezuan ist für jeden eine Empfehlung der es noch nicht kennt).

    Und ja klar, auch für mich gibt es Menschen die ich nicht leiden kann, aber ich versuche es zumindest mal zu hinterfragen und dem ganzen Zeit zu geben, bevor die Klappe endgültig fällt.

    Auch die eigene Endlichkeit ist inwischen für mich nicht mehr nur Angst besetzt, sondern kann durchaus je nach Situation auch befreiend sein.

    Auch neige ich dazu Dinge bis ins kleinste Detail zu überdenken = also nicht nur eine lange gerade Straße bis zum Ziel, sondern es gibt viele Abahrten die ich durchaus beachtenswert und für die lange Sicht einer Entscheidung wichtig finde und ja das dauert durchaus länger, aber auf Dauer verhindert es nicht bedachte Probleme und führt zu einem besseren Ergebnis, aber oft ist es heute so: der schnellste mit einer überzeugenden Klappe gewinnt….

    Usw. und so fort…..

    Eigentlich muss ich sogar zugeben mag ich die meisten Menschen überhaupt nicht – will aber trotzdem jedem gegenüber fair bleiben ….

    LG, Angi

  • Ich bin so froh, auf diesen Artikel zufällig drauf zu kommen. Jetzt mache ICH und mein Wesen mehr Sinn, was ich sage, was ich spüre.. Ich verstehe mich selber eine Spur mehr! Wahnsinn.
    Ich komme drauf, ich bin auch sehr schlecht mit Kritik umgegangen bis ich in meiner neuen Arbeit eine ältere Kollegin getroffen habe die voll hart istaber zugleich mir zeigt wo ich Fehler mache und mich für das Leben (eher als für die Arbeit in sich) was lehrt.

    Leute, sucht nach Älteren die Eier haben, euch und eure Ängste ein bisschen wachzurutteln. Es tut einem so gut. Weil sie mehr Erfahrung haben und gleich uns mitgeben, was eigentlich sinnvoll ist. Sie zeigen und welchen Gedanken wert sind zu verfolgen oder zu verlassen. Traut euch. Es tut gut!

  • Ich dachte für eine sehr lange Zeit, dass ich Hochsensibel bin. Ich erkenne mich zu 100% in diesem Artikel. Allerdings hat sich jetzt herausgestellt, dass ich undiagnostiziertes ADHS habe. Das gibt dem Ganzen eine ganz andere Perspektive und erklärt einfach absolut alles, was in meinem Leben so passiert ist.

  • Hallo zusammen :),

    ich kann zu diesem Beitrag zu 100 % zustimmen denn während ich von Anfang bis Ende es mir durchgelesen hatte, kam es mir vor als würde ich mich selber sehen. Ich finde es sehr schön detailliert erklärt und auch einfach sich es bildlich sich vorzustellen.
    Ich habe von der Hochsensibilität vor kurzem erst erfahren als ich den 16 Persönlichkeitstyp Test vom Myers Biggs gemacht hatte und ich durch mein Testergebnis ich mich wieder erkannte. Nach weiteren Recherchen und weil ich sowieso sehr wissbegierig bin und eine Leseratte dazu fand ich zufällig einen Beitrag wo man erklärte was HSP eigentlich ist. Ich fühle mich öfters als wäre ich fehl am Platz oder das ich sehr anders bin als alle anderen. Ich fing an mich mit anderen zu vergleichen und mich mies zu fühlen, dass ich eben so bin wie ich bin. Auch mit der Empfindlichkeit zu Geräuschen und Eindrücken macht mir öfters zu schaffen und ich wusste nie was das war. Aber nachdem ich im Internet schöne Beiträge sah und las mit Erfahrungen fühle ich mich gar nicht mehr so alleine und ich fange an mich selbst zu lieben und diese „Besonderheit“ als was Schönes anzusehen, denn nicht jeder ist so wie ich selber.
    Danke liebe Judith das du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast und ich denke es wird für einige die immer noch auf dem Weg sind, sich selbst zu finden eine kleine Erleichterung sein zu wissen, dass sie nicht alleine sind und auch ein Mensch wie jeder andere auch 🙂

    Falls gerne jemand mal den Test machen möchte verlinke es ihn hier unten 🙂

    https://www.16personalities.com/de/personlichkeitstypen

    • Hallo Anna und auch ein Hallo an alle anderen HSP’s hier,

      mir ging es genauso, ich habe mich 1:1 in dem Artikel wieder erkannt und generell ist es mir, seit ich mich mit der ganzen Thematik auseinander setze, quasi wie Schuppen von den Augen gefallen.
      Ich habe das Gefühl dass ich endlich, nach 32 Jahren, weiß was „mit mir los ist“.

      Leider gibt es nur wenige in meinem Umfeld die sich genauso für Hochsensibilität interessieren wie ich, geschweige denn sie ernst nehmen.
      Dazu kommt dass ich mich oft auch, trotz sozialem Umfeld, sehr einsam und fehl am Platz fühle.
      Ich würde mich so gerne andere HSP’s austauschen, finde aber bei meiner Recherche keine wirkliche Plattform.
      Deswegen nun meine Frage an euch, könnt ihr mir ein Forum o.ä. empfehlen oder hat der eine oder andere Gleichgesinnte vielleicht Lust sich ein wenig auszutauschen?
      Ich würde mich wahnsinnig freuen.

    • Hallo Steffi,

      ich weiß nicht ob du das liest, aber vielleicht hast du Lust dich auszutauschen, ich finde mich zu 99 % wieder in deinen Zeilen und bin auf der Suche nach Menschen bei denen ich mich nicht fremd und anders fühle.

  • Was für ein Quatsch!
    Hochsensibilität dichtet man sich heute einfach an und erwartet dafür ernst genommen zu werden.
    Dabei VERMUTEN die „HSPs“ öediglich solche zu sein. Es gibt trotz 30 Jahren Forschung bislang KEIN diagnostisches Manual dazu. Es kann also nicht fachlich diagnostiziert werden. Erkenntnisse seit 30 Jahren gen Null, medialer Hype zig tausende Selbsthilfebücher. WOW.
    Ich kann Leute, die von sich behaupten hochsensibel zu sein nicht ernst nehmen,
    Denen würde ich gerne am liebsten ins Gesicht brüllen: „Hör auf dich wichtig zu machen und irgendwelche Pseudolabel für deine Befindlichkeiten anzudichten! Wenn du wirklich leidest, geh zu einem Seelenklempner! Der weiß besser als du LAIE was Sache mit dir ist! Also, hört auf an euch selbst rumzudoktorn. Denn ihr seid nichts weiter als LAIEN!“

    Zudem, dann unterhalten sich selbst angedichtete HSPs mit anderen selbst angedichteten HSPs.
    „Leute, ihr HALTET euch nur für hochsensibel. 90 Prozent von euch sind es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht! Eure Selbstdiagnostik ist also alles was euch verbindet! Nicht eure „Hochsensibilität“!!
    Denn 15 Prozuent Bevölkerungsanteil seien HSP sind nur SCHÄTZUNGEN!
    Therapeuten, PROFESSOREN für Psychologie gehen auch von anderen Werten aus. Von einem bis 3 Prozent tatsächlicher HSPs. Sind das die tatsächlichen Werte, macht das 99 Prozent aller selbst ernannten HSPs schon einmal zu Möchtegerns!

    Alles Quatsch!

    • Lieber Charlie,

      beim Lesen Deines Kommentars drängt sich mir spontan der Gedanke auf, dass jemand, der so sensibel auf einen Artikel reagiert und durch sein impulsive und intensive Antwort seine Verletzlichkeit zeigt, eher den Eindruck macht selbst hochsensibel zu sein.

      Das ist im Übrigen keine Beleidigung, sondern erstmal eine sachliche Feststellung. Und für diese Feststellung braucht man auch keine Spezialisten aus der ganzen Welt. Es liegt in der Verantwortung eines jeden selbst, sich mit seinem Wesen und seiner Gesundheit zu beschäftigen, wenn man im Leben zurechtkommen will. Und wenn man nicht alleine zurechtkommt und Hilfe von außen annimmt, liegt es immer noch an einem selbst, sich neu zu orientieren und in Folge anders zu verhalten – wenn man ein anderes Ergebnis als bisher erzielen möchte.

      Warum also gegen einen sehr intimen Bericht eines Menschen wettern, den Du vermutlich nicht mal persönlich kennst? Oder gar ganz allgemein gegen jeden Menschen, der versucht besser mit sich uns seiner Umwelt klarzukommen? Damit machst Du Dir doch nur unnötigen Stress.

      Also vielleicht besser leben und leben lassen und sich auf die schönen Momente im Leben fokussieren. Davon geschehen mehr, als man vielleicht denkt, weil man eben oft erst gar nicht darüber nachdenkt. Und sie werden ja auch meist so schnell von anderen beeindruckenden Erlebnissen überlagert… 😉

      Liebe Judith,

      vielen Dank für Deine Worte! Es ist immer interessant und oft hilfreich, etwas über die Gedanken anderer Menschen zu erfahren…

      • Liebe Vera,

        Deine Antwort auf Charlies Ausführungen ist sehr einfühlsam, verständnisvoll und wohl durchdacht. Ich meine allerdings, dass es sich bei Charlie um einen Menschen auf der anderen Seite der Gaussschen Verteilungskurve handelt, ich halte ihn nicht nur für unsensibel, sondern auch für ungehobelt, ungebildet und rücksichtslos, was sich nicht nur in seinem selbsternannten und selbstherrlichen Pseudoexpertentum zeigt, sondern auch in der aggressiven Art und Weise der gewünschten Kommunikation. Er würde ja gerne anders denkenden und anders fühlenden Menschen ins Gesicht brüllen. Am besten wendet man sich von egozentrischen Möchtegernmachtmenschen einfach ab und lässt sie links liegen.

    • Hallo ihr Lieben,

      Dir Judith ,du sprichst mir aus dem Herzen und ich bewundere deine selbstreflexion.
      Mir geht es in weiten Teilen ganz genau so.
      Ich musste teilweise echt schmunzel und Zustimmend mit den Kopf nicken …
      Danke !
      Hey Charlie,
      Vielleicht ist die Wissenschaft heutzutage noch nicht so weit und kennt sich zu wenig mit dem Charakter der HSP aus .
      Wenn man HSP ist dann spürt man das, das kann ich nur von mir sagen .
      Es geht auch nicht darum etwas besseres zu sein als die anderen sondern auch sein zu dürfen und der Gesellschaft zu zeigen das HSP viele wertvolle Potentiale mitbringen.
      Viele Begabungen und sich unter Gleichgesinnten auszutauschen.
      Im übrigen es gibt mittlerweile Gott sei dann genügend Tests und Informationen im Internet und Bücher die diese Persönlichkeitsstruktur gut beschreiben, darstellen und bestätigen können .
      Ist ja ein sehr vielfältiges Persönlichkeiswesen.
      Gruß lena

    • Vermutlich wirst du es nicht lesen Charlie, mir ist bei deinem Beitrag vor allem eine sehr große Wut aufgefallen. Okay, ist wohl auch nicht allzu schwer zu erkennen. Ich wünsche dir, dass du für dich herausfinden kannst warum du so negativ darauf reagierst. Wo es dir doch egal sein könnte, wofür andere sich halten. Auch wird es bei dir einen Grund gegeben haben, warum du überhaupt nach dem Thema gegooglet hast.
      Es tut mir leid für dich, dass du etwas erleben musstest was diese Emotionen bei dir auslöst. Ich glaube auch, Vera hat da wohl eine gute Intuition, dass du, Charlie, gefühlsmäßig eher nicht von der verminderten Seite bist. Auch negative Emotionen sind Emotionen und dein Beitrag zeigt von selbst, dass bei dir wohl eher überfordernd viel Emotionen da sind.
      Etwas das keine Erkrankung ist braucht auch nicht diagnostiziert werden zu können.

    • Hi Charlie
      Harte Worte… HSP hat keinesfalls etwas mit „Befindlichkeitsstörungen“ zu tun…
      Ich lebe damit schon ,seit ich klein war..
      Also eine lange Zeit.. damals gab‘ es nur keine Bezeichnung dafür..
      HSP‘ ler stehen ganz und gar nicht gerne im Mittelpunkt… Das Gegenteil ist meist der Fall…
      Hätte ich die Möglichkeit,dir deinen Reizfilter im Kopf für nur eine Woche zu nehmen, damit du am eigenen Leib erspüren könntest, was es heißt ,alles auf einmal zu Fühlen, zu Sehen, zu Hören und Stimmungen aufzunehmen, würdest du deine Meinung sehr bald überdenken..
      Für die einen ist es alles totaler Quatsch, für HSP‘ ler Realität…
      Es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß!
      Das übrigens nennt man Empathie..sich in den Schreiber,Erzähler hinein zu versetzen..
      Die Welt ist sehr Bunt und Facettenreich…
      Und noch viel Bunter für Hochsensible, denn ,ob nun bis ins Detail erforscht oder nicht, spielt keine Rolle…Wir HSP‘ ler fühlen nun mal so….und das ist weder Krank noch eingebildet… das ist eine andere Facette des Lebens..und gut so!!
      Was wäre es langweilig,wenn alle die gleiche Meinung hätten…

    • Wow, dieser Kommentar haut mich um. Wie muss ich nur in meiner Seele aussehen um solch einen „Hass“ raus zu schreiben. So viel Energie die mir unsagbare Wut und damit Traurigkeit entgegen schleudert. Ich habe Mitgefühl und würde dir dringend eine Fachkraft ans Herz legen. Ich weiss nicht welche Persöhnliche Erfahrung du gemacht hast das dich so ein Text trickert. Wenn ich was nicht mag dann lasse ich es ruhen… wenn ich das nicht kann beschäftigt mich etwas. Ich bin ehrlich sogar der Meinung das viel mehr Sensieble/Hochsensieble Menschen da draussen sind, die alle noch unter ihren Traumatas leiden oder sich deswegen angepasst haben. So viele Menschen die nicht wissen was ihr Körper für Signale gibt. Die früher oder Später erkranken weil sie sich selbst übergangen haben. Weil sie dachten sie müssen funktionieren. Was hier beschrieben wird ist meiner Meinung nach nur ein Teil der großen Welle zu erkennen das wir keine Maschienen sind. So wie es uns lange vermittelt wurde, über Generationen hinweg…. und nein kein anderer Mensch ist in der Lage mich, meine Gefühle und Bedürfnisse zu kennen und vor allem mich in meinem Sein zu Beurteilen ausser ich lasse es zu. Lg

    • Liebe/r Charlie,
      „Du bist nicht normal“ , das Mantra meiner Kindheit (Daueraussage meiner Mutter) führte zu Magersucht, Depressionen, unzähligen Therapien. Und? Was ist die Norm? Soll ich meine sensible, ja sicher auch ängstliche Seite in Antidepressiva ersticken, um dem Einheitsbrei von Lemmingen zu entsprechen?
      Dem Anderssein einen Namen zu geben, nimmt ein Stück weit die Last. Es ist gut zu wissen, nicht allein so zu sein. Und ja… es gibt auch Menschen, die nehmen sich wichtig damit. Es gibt aber auch Menschen, die geben mit anderen Dingen an wie toller Job, dickes Auto… höher, schneller, weiter… Aber das ist natürlich normal.

    • Hey:)
      ich glaube du hast dich in der Seite verirrt, Versuch doch mal oben in die Suchleiste schlangwörter wie „aggresionsproblem“ oder Tiefbegabung“ einzugeben das wird dir bestimmt weiterhelfen und du wirst dich verstanden fühlen…
      Ich wünsche dir viel Glück bei der Findung deiner Diagnose – bleib stark du bist bestimmt nicht alleine….
      Liebe Grüße und ich hoffe es geht dir bald besser !

  • Hallo zusammen! Danke für diesen wunderbaren Text, Jule:). Er spricht mir von der Seele!
    Ich bin vor einigen Tagen auf das Buch „Hochsensibel, hä?“ gestoßen. Lustige Cartoons erklären Hochsensibilität. Ich habe es meinem Sohn geschenkt, da es sich an die jüngere Generation richtet. Ich kann es auf jeden Fall denen empfehlen, die eine schöne und lustige Einführung in die Hochsensibilität haben möchten…
    Einen schönen Abend,
    Jonny

  • Du schreibst mir von der Seele, finde mich in vielen Punkten wieder. Habe gerade erst angefangen mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, bin oft sehr überfordert und fühle mich so anders und allein auf dieser Welt. Jemanden zu haben der dies verstehen kann und mit dem man darüber sprechen kann wäre sicher eine große Erleichterung.
    Danke für deinen tollen Artikel.
    Lg

    • Hey Manu, danke für deine ehrlichen Worte! Diesen bewegenden Artikel zu lesen und dann deine Gedanken dazu haben mich mich zum ersten Mal seit langem weniger alleine fühlen lassen. Ich fühle mich so oft anders und alleine und weiß manchmal gar nicht wie ich in der großen weiten Welt “überleben” soll und wieso es den anderen nicht so geht…

  • Habe mich in sehr vielen Zeilen wieder finden können.
    Finde es sehr sympathisch wie leicht und selbstironisch du es erklärst und so den Nagel auf den Kopf triffst.
    Ich hoffe mehr von Dir zu lesen.

  • Woe.
    Danke für deinen Artikel. Auch ich beschäftige mich gerade erst mit dem Thema..und finde mich besonders in dem Männerthema so wieder.
    Wenn es um Männer geht bekomme ich Angst, besonders wenn ich den Mann nicht ‚Lesen‘ kann weil er selbst verschlossen ist. Mein Magen dreht sich um ist angespannt, ich fang sogar an zu zittern. In dem Moment brauch ich einfach nur eine Umarmung und Worte das ich keine Angst haben brauch, das alles gut ist.
    Und ich muss wissen warum er mich mag..weil ich mich mit meinen Gedanken auch zerfresse weil ich denke ich mache was falsch.
    Mit dem verkopften habe ich somit einen tollen Mann gerade in die Flucht geschlagen. Auch weil ich meine Gefühle einfach so frei raushaue und kein Geheimnis daraus mache..das überfordert oft die Menschen um mich herum. Ich bin super Emphatisch, hasse Smal-Talk und liebe tiefgründige Gespräche, kann nicht vor Menschen reden und stehe nicht gern im Mittelpunkt. Bin gern unter Menschen und tanze gern, höre laut Musik, kann mit Kritik schlecht umgehen und möchte es allen Recht machen..frage mich ständig was denken die anderen darüber. Denke ich kann nichts gut und kann mich schnell und impulsiv für Dinge begeistern; das allerdings eher oberflächlich und oft wird es schnell langweilig.
    Auch ich brauche den Zuspruch von anderen..weil ich es mir selbst nicht geben kann. Ich liebe es hinter die Fassade von Menschen zu schauen, lese in Ihnen wie in einem Buch und stelle die richtigen Fragen. Lese zwischen den Zeilen und mag Sprüche und Zitate. Liebe es andere zu motivieren und bräuchte es selbst so sehr. Ich kann zu tode betrübt sein oder die ganze Welt umarmen.. jetzt gerade das letztere weil ich anfange, mich zu verstehen.
    Danke für deine Arbeit, deinen Artikel.
    Danke dafür!!

  • Hallo, ich wußte bis vor kurzem auch nicht was mit mir ist und lese mich erst langsam in das Thema ein, seit mich jemand fragte ob es sein kann, dass….
    Seit dem ersten Artikel den ich las bin ich mir sicher, dass ich hypersensibel bin – extrovertiert.
    Superkräfte habe ich so gar keine ich bin nur mit mir beschäftigt. Mit anderen mitzuleiden habe ich mir halbwegs abgewöhnen können, weil ich es gar nicht positiv umwandeln könnte, ich verstehe auch nicht ganz was daran eine Superkraft ist, es belastet einen doch nur noch mehr?

    Ich bin zudem seit 12 Jahren schwer chronisch krank mit einigen Autoimmunerkrankungen und dann Nebenwirkungen von diversen Medikamenten. Total kaputte Psyche, vielleicht hätte es mir geholfen nicht so krank zu werden wenn ich schon viel, viel eher gewußt hätte, dass es dieses „Anderssein“ doch recht häufig gibt und auch einen Namen hat.
    Es ist schon erstaunlich wie einem alles aus dem Gesicht fällt wenn man sich in so einem Artikel wieder erkennt. Man kann es „anderen“ zwar erklären, aber wirklich verstehen wird es doch eh keiner. Ich beneide nicht so sensible Menschen sehr!

    Mittlerweile schlaf ich 2x täglich, gesamt 12-16 Stunden, weil mein Körper mich rausnimmt aus der täglichen Gedankenflut. Allerdings klappt das nicht so toll, weil ich auch superviel träume, ich komme somit nie wirklich ganz zur Ruhe.
    Freude kann ich auch schon lange nicht mehr empfinden, fast nur noch negative Gefühle.
    Aufstehen – überleben – Schlafen gehen…Wobei der Schlaf dann oft auch noch von rücksichtslosen Nachbarn gestört wird ( ja auch gerne Nachts um 3 etc…).
    Mmh, eigentlich wollte ich nur schreiben, dass ich den Artikel toll finde, aber eben mit der Superkraft nichts anfangen kann und dann wurde dieses lange Depriding daraus, na ja der ein oder andere kennt das vielleicht auch^^.

  • Schöner Artikel zum HSP-Thema! Witzig, spannend, prägnant, cool! 🙂

    Hier (in Deinem Artikel) spricht eine High-sensation-seekerin, tendenziell die seltenere HSP-Form (HSS), oft ist die Kombi von extro-hsp für Andere verwirrend.
    Wo ich Dir aber definitiv widersprechen muss:

    Nö, Hochbegabung impliziert so absolut mal ÜBERhaupt nicht, in IRGENDwas „schneller zu einem Ergebnis“ zu kommen! :))) Auch so ein verbreitetes Vorurteil (wenn auch ein harmloses…).

    Ganz – haha – im Gegenteil erfüllen viele hochsensible Hochbegabte nach aussen hin die klischeehaften Erfolgserwartungen des Umfeldes so gar nicht – sie bleiben oft lange erstaunlich unter ihren Möglichkeiten, werden „underachiever“ – oft, weil ihnen da die Finessen ihrer Hochsensibilität, wie etwa die Detailverliebtheit, Genauigkeit, exorbitante Eigenansprüche, Übermaß an Selbstkritik und Selbstzweifeln (uVm…) das ein oder andere Beinchen stellen…

    • moe das ist für mich gerade eine erleuchtung … habe mich gerade über HSS informiert und ich flippe gerade völlig aus im positiven sinne, denn ich bin gerade auf mich gestossen. Ich bin nach aussen hin ein echter sonnenschein, immer gut gelaunt und offen, voller Frieden und Liebe (ein wahrer Hippie) aber dann kommen diese momente wo ich ganz schnell inn meine „höhle“ muss um mich zu verstecken vor der ganzen Welt. Manchmal sind mir Menschen zuviel aber manchmal brauche ich auch genau das was mich lebendig fühlen lässt. Danke das du mich auf diesen neuen Ansatz gebracht hast … Namasté jill

  • Liebe Judith,
    ein sehr schöner Artikel. Ich fange gerade erst an mich mit Hochsensibilität zu beschäftigen. Ich habe zwar schon öfter darüber gehört, aber immer gedacht, dass ich das nicht sein kann, weil beinahe alle Artikel, die ich gelesen habe, Symptome beschreiben wie z.B. dass man nicht gern vor Leuten spricht oder auf Partys geht – also Introversion quasi vorraussetzen. Mach ich beides gern und kann ich auch gut.
    Vor kurzer Zeit fragte mich eine Freundin, ob sie Musik anmachen solle, daraufhin sagte ich: „Nein, ich bin heute auditiv sensibel.“ Ich höre gerne Musik, aber mir fällt es schwer mich auf meine Freundin zu konzentrieren, ihr meine volle Aufmerksamkeit zu geben, je mehr Reize dazu kommen.
    Ich kann auch nicht in einem Café sitzen, wo der Fernseher läuft, da ich mich dann nicht mehr konzentrieren kann. Je mehr um mich herum passiert, desto mehr bin ich überfordert. Wie bei dir auch, mag ich es gar nicht, wenn es zu hell ist. Mein Geruchssinn ist (zum Glück) nicht sehr gut ausgeprägt, sodass mich Gerüche nicht so stark irritieren.
    Ich bin auch oft einfach überfordert, gerade wenn es viele Möglichkeiten gibt. Und obwohl ich alles zerdenke bis zum Umfallen, treffe ich Entscheidungen eher aus dem Bauch.
    Manchmal fallen mir Konversationen unglaublich schwer, obwohl ich mich eigentlich gern unterhalte.
    Reden stresst mich, wenn es nicht mit sehr vertrauten Menschen geschieht. Ich brauche sehr viel Zeit für mich, um mich und mein Verhalten zu reflektieren und kann absolut nicht loslassen, wenn ich mich „falsch“ verhalten habe. Manchmal beschäftigt es mich stundenlang, ob ich in einer E-Mail die richtige Formulierung gewählt habe.
    Nachdem ich mir über all diese Dinge Gedanken gemacht habe, kann ich mir vorstellen, dass ich hochsensibel bin, aber eben nicht introvertiert. Dein Text hat da nochmal was angeregt, da ich das vorher eindeutig in eine Schublade gesteckt hat.
    Und bei deinem letzten Satz habe ich ein wenig gelacht: Mein Freund hat genau diese Zwangsstörung auch, er muss dauernd checken, ob die Herdplatte aus ist und ob er die Tür wirklich abgeschlossen hat.
    Ganz liebe Grüße
    Ruth

    • Schön beschrieben. Das kenne ich von mir inetwa genau so… Nur das ich recht eindeutig zur introversion neige. Was mir aber wiederum zeigt, dass die Phänomene, die mit ‚hochsensibel‘ einhergehen, immer mehr oder weniger die gleichen sind und intro/extro sie in unterschiedlicher Art zur Blüte bringt…

  • vielen Dank für diesen Artikel, hab sogar ein bissi weinen müssen. Ich weiß erst seit kurzem das ich eine HSP bin und erkenne mich zu 100 % wieder, naja nicht ganz… ich gehöre nämlich zu den introvertierten Menschen 😉

  • Ich habe mich in dem Text an einigen Stellen zu 100 % wiedergefunden. Mir ist vorher nur nie durch den Kopf gegangen, dass das nicht „normal“ sein könnte. Für mich war klar, dass ich mir halt viele Gedanken um alles mache und in Konfliktsituationen lieber weglaufe, als für mich einzustehen. So bin ich eben. Aber ich glaube ich werde mich mit dem Thema nun mal etwas intensiver beschäftigen.

    Zufällig heiße ich auch Judith. Meinst du, dass wird einem automatisch mit dem Namen „vererbt“? 😉

  • Auch ich habe lange gebraucht, um meine Hochsensibilität und Hochempathie zu akzeptieren und lerne gerade, nicht immer auf stumme Signale anzuspringen. Folge: die sogenannten „Freunde“ haben sich verabschiedet weil ich „arrogant“ und „komisch“ geworden bin. Hätte zu gern Austausch mit anderen Leuten, denen es ähnlich geht.
    In meinem Umfeld wird das Thema belächelt. Danke für Leute wie dich, die sich zu zeigen trauen.

  • Vielen Dank für diesen Artikel, von dem ich wünschte, er stammte von mir 🙂 Ich habe erst vor Kurzem, im zarten Alter von 40, erfahren, dass es für meine Gefühle / Art und Weise / Schwäche / Stärke einen Begriff gibt. Und je mehr ich jetzt darüber lese, desto erstaunter und erleichterter bin ich. Jahrelang habe ich an meiner Angststörung rumgedoktort, die ich mit Sicherheit habe, die aber einfach der Reizüberflutung entspringt. Jetzt kann ich mir endlich denken: ich bin gar nicht so bekloppt, ich bin nur anders 😀

  • Liebe Judith und ihr lieben anderen.

    Ihr sprecht mir aus der Seele. Eine Freundin hat mir letztes Jahr über HPS erzählt und ich kann mich so sehr damit identifizieren. Endlich macht soviel Sinn und ich fühl mich nicht mehr so fehl in dieser Welt. Superkraft ist ein tolles Wort für unsere Fähigkeit. Muss ich mir merken. Danke, für deinen Artikel 🙂

  • Danke dir unglaublich für diese Worte. Denn ich habe es jahrelang als einen Fluch empfunden und lerne erst seit 1 oder 2 Jahren es auch als Superkraft zu sehen. Und ich verwende auch genau dieses Wort dafür.
    Denn es ist irre aber irre gut auch wenn es anstrengend ist, weil es auch irgendwie eine kleine Gabe ist. Denn es kann wirklich nicht jeder so empfinden. In anderen Kulturen wären wir vielleicht Gurus:)
    Dir wünsche ich weiterhin von Herzen viel Kraft für diese Gabe und enorm viel Spaß.
    Superhelden unter sich:)

  • Dieser Artikel spricht mir so sehr aus dem Herzen, ich danke dir sehr dafür! 🙂 Ich kenne diese ganzen Situationen so unglaublich gut. Ich jahrelang immer es würde daran liegen, dass ich Krebs bin, bis mir jemand gesagt hat, dass er glaubt ich wäre hochsensibel. hat sich heraus gestellt er hatte recht. 😀 …naja, ich sag den Leuten trotzdem als Begründung für alles an Liebsten: Ich bin Krebs – ich darf das! 😀 …glaub auch, dass das viel mit dem Sternzeichen zu tun hat… würde mich nicht wundern, wenn unter den Hochsensiblen eine erhöhte Quote der Sternzeichen Krebs und Fische zu finden sind. 😉 …und falls du mal ein richtig gutes Horoskop lesen möchtest, kann ich dir die Seite http://www.schicksal.com/Horoskope/Jahreshoroskop/Jahreshoroskop-2017 empfehlen. 🙂
    Ich wünsch dir für dein Leben weiterhin alles gut und viele wunderschöne Momente zum Hineinfühlen! 🙂

    Sarah

  • Hallo Judith,

    ich bins nochmal…
    Bei einem Satz muss ich Dir widersprechen:
    „Auch wenn es unglaublich sexy wäre, aber hochbegabt bin ich übrigens nicht. Diese Sorte Mensch kommt nämlich recht zügig zu einem Ergebnis.“

    Auch bei Hochbegabten kommt es nicht selten vor, dass diese lange Zeit zum Entscheiden brauchen, weil sie einfach zu viele Parameter miteinbeziehen möchten – und immer wieder diese Iteration…

    Ich korrigiere:
    „Auch wenn es unglaublich sexy wäre, aber HÖCHSTbegabt bin ich übrigens nicht. Diese Sorte Mensch kommt nämlich recht zügig zu einem Ergebnis.“

    Es gibt nochmal einen Unterschied zwischen hoch- und höchstbegabt.

    Hier ist übrigens ein Artikel, der für dich interessant sein könnte:
    http://begabt-sensibel.blogspot.de/2016/08/auch-mitten-in-erfolgreichen.html?spref=tw
    –> Hier unbedingt auf den enthaltenen Link zum „INDEPENDENT“ klicken, dort wird sehr anschaulich erklärt, warum das alles so ist, wie es ist…

    Ach so – ich bin übrigens Rechtschreibfetischist. Im letzten Unterkapitel „Strategien entwickeln leicht gemacht“ hast du bei „Hochsensibilität“ einen Buchstabendreher drin.

    So – das wars aber jetzt von meiner Seite 🙂

    Alles Gute Dir,
    Julia

  • Vielen Dank für diesen herzerfrischenden Artikel, Judith. Ich habe mich schlapp gelacht über die Pointe :-)) Das wird heute noch länger für Erheiterung sorgen …

    Ich bin bekennende HSP und finde es am besten, sich möglichst oft zu outen um anderen die Gelegenheit zu geben, von Hochsensibilität zu erfahren und vielleicht auch, sich wiederzuerkennen.

    Meine Superkraft ist die Intuition und Empathie. Da ich als Coach arbeite, kommt das nur gut. Allerdings habe ich sehr lange gebraucht, um die Intuition wirklich ernst zu nehmen. Jetzt habe ich aber gemerkt, je ernster ich sie nehme, umso mehr wächst sie. Schön!

    Viel Erfolg noch für dich. Liebe Grüße, Monika

  • Stärkender beschwingter Blogbeitrag von Dir, Jule

    Die beiden Persönlichkeitseigenschaften Extrovertiertheit und Hochsensibilität zusammen zu bekommen, finde ich, ist auch für mich wie eine „Lebensaufgabe“ 😉

    Wie ist dies erst für meine umgebenden Mitmenschen?

    Genau…, ich besitzet nämlich eine besondere „Superkraft“!!!

  • Liebe Judith,

    ein ganz wunderbarer und authentischer Beitrag – ganz lieben Dank dafür 🙂

    Du schreibst da zu 98% über mich – ich finde mich wieder in ganz, ganz vielen Dingen.

    Nicht zuletzt ist da die holistische Denkweise, mit der man alles einbezieht und verknüpfen möchte, was man schon weiß und noch nicht weiß.

    Ein großes Geschenk ist das Bewusstsein unserer Superkraft – alleine dieses hat mir zu einem gesunden Selbstvertrauen verholfen. Ich bin zwar noch auf dem Weg, alles zu Sortieren und mein Leben damit abzustimmen, aber ich bin auf einem sehr guten Weg.

    Ich wünsche Dir weiterhin alles, alles Gute – vielleicht hast du ja mal Lust, auf meinem Blog vorbeizuschauen. Ich würde mich sehr freuen:
    https://hochsensibel1753.wordpress.com/herzlich-willkommen/

    Liebe Grüße,
    Julia

    PS.: Es könnte für dich interessant sein zu wissen, dass es die Begriffe HSS (High Sensation Seeker) oder auch Scanner gibt. Da könntest du noch weitere Infos für dich finden…

  • Vorab, sehr schön geschrieben. Das Thema Hochsensibel ist für mich sehr neu. Ich bin Mutter zweier Söhne und mein großer 7 Jahre ist auch Hochsensibel. Ich habe lange gebraucht bis ich es erkannt habe. Für mich ist es extrem schwierig mir immer wieder ins bewusst sein zu rufen, dass ich nicht mit ihm umgehen kann wie mit meinem zweiten Sohn. Da ihr im Thema seid brauche ich ihn nicht zu beschreiben, ich brauche aber Tipps die es mir und ihm einfacher machen im Leben. Kann ich als Mutter auch offensiv auf Lehrer und anderen Eltern zu gehen und ihnen das sagen? Was kann ich machen? Was soll ich machen? Ich lese viel darüber und versuche nach Instinkt zu handeln. Manchmal geht es aber auch echt daneben, da handel ich oft gestresst, verständnislos und teilweise auch gereizt. Bin hinterher oft wütend auf mich selbst, weil ich es hätte besser wissen müssen.
    Ich würde mich freuen, wenn ihr mir als Mutter weiterhelfen könnt. Ich möchte ihm einen guten Start ins eigene Leben bieten, damit er auch weiß wie er mit sich selbst umgehen kann und wie er am besten in seiner Welt mit meiner Welt zurecht kommt.
    Vielen Dank.

    • Hallo. Ich weiss nicht ob ich dich hier erreiche, aber ich habe auch zwei Söhne. Und mein grosser und ich sind auch hochsensibel.
      Bräuchte auch Tipps….

      • bin selbst HSP extrovertiert in einer HSP-Familie 🙂 meine Tochter ist fast 9,
        auch HSP introvertiert. Ich bin vor etwa 6 Monaten durch Zufall drauf gestossen und beschäftige mich seit dem sehr intensiv damit… wir können uns gern mal austauschen facebook.com/steffidesign4u

  • Oh Mann! Je mehr ich gelesen habe, um so mehr konnt ich jeden Punkt innerlich abhaken und feststellen….das bin total ich! Irgendwie schön aber auch irgendwie scary 😃 Mit den Jahren hab ich mich in einigen Dingen auch angepasst…mal riskiert. Aber in vielen Dingen auch einen Schritt zurück gegangen und für mich rausgefunden….so gehts mir besser…. Wunderbar geschrieben und völlig auf den Punkt getroffen! Danke emotionaler Zwilling 😄

  • Am liebsten möchte ich deinen Artikel ausdrucken und ihn überall hinhängen, damit möglichst viele Menschen ihn lesen können und vielleicht ansatzweise versuchen können, zu verstehen was da so alles in unseren Köpfen abgeht, denn ich finde es nach wie vor sehr schwierig, auf Verständnis zu stoßen und nicht mit einem „Ach du bist doch bloß empfindlich/du stellst dich aber auch an“ abtean zu werden. Danke für diesen wunderbaren Artikel!

  • Danke dir Judith, vor allem für den letzten Absatz..einander zuwenden statt abwenden, da bin ich ganz bei dir. Ich bin extrem hochsensibel und auch noch hochbegabt, und erlebe es seit vielen Jahren als Fluch und Segen. Je nachdem, ob ich diese Gaben nutzen kann oder sie vom Umfeld abgelehnt werden. Meine Hochsensibilität kam erst Anfang 40, also vor 14 Jahren zum Vorschein…vorher war ich von meinen Gefühlen aus bestimmten Schutzgründen unbewusst total abgespalten. Heute helfen mir helfen viel Ruhe, Schlaf, Zeit in der Natur und vor allem viel Gebet. Dort finde ich alles was ich brauche, damit es mir gut geht. Und andere Menschen lade ich auch immer dazu ein, wenn ich Störungen wahrnehme…also eigentlich immer 🙂 Ich habe auch eine Verbindung zwischen Hochsensibilität und erlebtem Missbrauch in der Kindheit (auf verschiedene Weisen) bei mir und vielen anderen Menschen erlebt, da hochsensible Menschen durch ihre natürlicherweise, offene, mitfühlende Art oft von anderen benutzt werden, ohne dass es Ihnen, den Hochsensiblen bewusst war (als Kind) Dies führt zwangsläufig später dazu, dass solche Muster noch immer in uns wirken. Jedenfalls bin ich ganz bei Euch allen hier…es ist mehr als anstrengend in einem Umfeld zu leben, dass nicht auf Sensibilität ausgerichtet ist, was ja eigentlich unsere wahre Natur (aller) ist…wir sind nicht krank oder falsch…das Umfeld passt nicht und ich arbeite daran, das zu verändern und die richtigen Rahmenbedingungen für Sensible und Hochsensible Menschen mit zu gestalten. Im eigenen kleinen Heim wie im Bewusstsein der Menschen, die ich erreichen kann. Wir brauchen alle Schutz und Geborgenheit und Sicherheit im eigenen Inneren (das bekommen wir durch ehrliche Gebete am besten in Gemeinschaft ) und dann formt sich diese Welt auch im Aussen….so funktioniert das Ganze 🙂
    Alles Liebe und Gute allen hochsensiblen Menschen hier und auch denen, die uns für unsere Besonderheit lieben und achten und wertschätzen…denn wir haben etwas, das andere nährt und inspiriert…und Andere, die es nicht haben, können davon profitieren und uns unterstützen….ich finde es eher anstrengend wenn Menschen nicht sensibel genug sind….und sage es ihnen bei Bedarf auch….

  • Whaaa, es ist fast gruselig diese Zeilen hier zu lesen. Bei jedem Satz musste ich heftig nicken und immer wieder „Ja verdammt! Wie bei mir!!!“ rufen.
    Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass ein offener Umgang mit diesen Empfinden eher zu noch weniger Verständnis bei anderen führt. „Jaja hochsensibel, wo hast du das wieder gelesen? Jetzt hast du das natürlich auch“ und ähnliche Reaktionen sind leider eher die Regel als die Ausnahme. Also rede ich eher nicht so gerne darüber. Aber gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die das nicht ins Lächerliche ziehen und einen ernst nehmen. Anyway, toller Text, ich bin immer noch ganz berührt davon. <3

    • Ein schöner Artikel, sehr ehrlich! Und ein spannendes Thema.

      Dennoch beschleicht mich der Gedanke, dass es sich hier eher um eine Abhängigkeit handelt. Die Suche nach dem Glück in äußeren Faktoren (bei anderen Menschen, in der Gesellschaft, im „Status“) anstelle einer Hinwendung zum Selbst (Inneren), geht meiner Meinung nach oft mit vielen der genannten Verhaltensweisen einher. An eine Zweiteilung in extrovertierte und introvertierte Menschen glaube ich nicht- das mag logisch klingen, erscheint mir aber zu simpel. Wenn der Außenfokus zu groß wird, sind viele Menschen früher oder später überfordert. Mit Persönlichkeitsmerkmalen oder Temperament hat das erst einmal nichts zu tun, ich denke eher mit der Tatsache, dass man externen Faktoren zu viel und internen Faktoren zu wenig Aufmerksamkeit zukommen lässt. Wo wir wieder bei der Zweiteilung und ihrer Gefahr wären: Wenn ich mich selbst als extrovertierten Menschen bezeichne, schränke ich mich ein, betone ich, dass ich vor allen Dingen existiere, weil mich andere wahrnehmen- weil andere auf mich reagieren. Das ist falsch- und abhängig. Eine geeignete Strategie sehe ich eher in einem Aufbruch dieses falschen Glaubensmuster.

      Ich BIN auch unabhängig von anderen, ich existiere auch ohne wahrgenommen zu werden. In extremer Form als sehr introvertierter Mensch. Wichtig ist: was mache ich mit diesem Wissen? Wie lebe ich damit und was könnte ich in meinem Alltag ändern, wenn ich dieses Wissen berücksichtige? Diese Fragen sind für mich an dieser Stelle wichtiger als eine Selbstdiagnose- nicht, weil ich nichts von Selbstdiagnosen halte sondern weil sie mich nicht zum eigentlichen Problem führt. Sie lenkt mich ab- in dem ich wieder nach einer Bestätigung im Außen suche, in einem „Phänomen“- das „Phänomen der hochsensiblen Persönlichkeit“. Daher halte ich es auch für keine effiziente Strategie, nun eine Vielzahl von Mitmenschen an meinem Seelenleben teilhaben zu lassen, auch wenn es mutig und aufrichtig ist. Vielleicht ist es gerade das, was mir zur Abwechslung nicht hilft. Vielleicht hilft es mir, mehr auf meine innere Stimme zu hören und danach zu leben. Menschen die das ausleben haben keine mystische Gabe, sie haben vielleicht lediglich gelernt, sich aus sich selbst heraus zu bestätigen. Dass das schwer ist in einer Gesellschaft, in der die eigene Inszenierung immer essentieller wird ist fast überflüssig zu erwähnen.

      Ich bin mir unsicher, ob ich mit dem Teilen meiner Emotionen und meiner Wahrnehmung, so wie im Artikel als Strategie vorgeschlagen, wirklich mir selbst helfe- oder nicht eine weitere Idee aus meinem (vermeintlichen) Extrovertierten-Repertoire hervorzaubere, die mir am Ende nicht hilft. Es ist eigentlich ganz egal, ob ich mich als extrovertierten oder introvertierten Menschen bezeichne- mit dieser Bezeichnung hebe ich eine gesellschaftliche Positionierung hervor- und in meinem Empfinden ist es genau das, was die Autorin überfordert. Und kann somit keine geeignete Lösungsstrategie sein.

      • Hallo Anna,

        in einem gebe ich Dir recht – man muss auf seine innere Stimme hören.

        Und dann halte ich es mit den Schubladen, wie z.B. Extrovertiert/Introvertiert oder Hochsensibel/Normalsensibel folgendermaßen:

        Hab ich für mich eine Schublade gefunden, wie z.B. die Schublade der Hochsensibilität und ich finde mich darin wieder und bekomme Tipps an die Hand, wie ich meine Lebensqualität verbessern kann, dann ist das doch eine gute Sache. Dies ist ein aktiver Vorgang, den ich selbst in Gang setze.
        Werde ich hingegen von anderen in eine Schublade gesteckt, urteilen also andere über mich selbst, ich bin nur passiv und kann nichts gegen diese Einteilung machen. Ich bin machtlos.

        Dann noch eines: Für hochsensible Menschen – ca. 15-20% aller Menschen sind betroffen und darunter finden sich ca. 70% Introvertierte und 30% Extrovertierte – ist es ein Segen, wenn ihr Innenleben ernst genommen wird und sie darüber sprechen oder schreiben können. Ansonsten verbiegen sich sehr viele, passen sich an, leben gegen ihr eigenes Naturell und werden, wenn es ganz blöd läuft, sogar krank.

        Deshalb finde ich Schubladen eine prima Sache, sofern ich mich selbst hineinstecken darf 🙂

        Liebe Grüße,
        Julia

    • Hallo,

      wem und wann man von seiner Hochsensibilität erzählt, sollte man sorgfältig abwägen. Es immer nur herauszuposaunen, finde ich nicht immer passend.

      Man kann z.B. auch einfach nur seine eigenen Bedürfnisse kommunizieren, ohne den Begriff der Hochsensibilität überhaupt zu verwenden:
      https://hochsensibel1753.wordpress.com/2015/08/02/hochsensibilitaet-erklaeren-ja-nein-wieso-wieso-nicht-wem-und-ueberhaupt/

      Erst als ich mir ganz sicher war, was Hochsensibilität überhaupt ist und ich mir der Sache sehr sicher war, war ich mutig genug, die Erklärung entsprechend zu platzieren.

      Viele Grüße,
      Julia

  • 10 von 10 🙂 Bin vor Kurzem auch darauf gestoßen und lebe dadurch etwas (!) entspannter. Komisch ist es trotzdem, aber ich hab den perfekten Beruf (Grafikdesign) und da fällt es nicht so auf. Im Gegenteil, ich kann mich so richtig austoben, und werde dafür auch noch bewundert. Privat sieht das anders aus – gut für’s Kind, schlecht für den Mann – manchmal auch umgedreht. Egal, man muss halt Prioritäten setzen und unsere Superkräfte gezielt einsetzen ^^

    • Liebe Steffi,
      das ist jetzt vielleicht etwas mit der Tür ins Haus, ich versuch es aber trotzdem 🙂
      Ich habe mich in vielen Dingen aus Judiths Artikel wiedererkannt. Und bin dann über Deinen Kommentar gestolpert. Ich bin auch Grafikdesignerin, auch hochsensibel, seit kurzem selbstständig. Allerdings habe ich noch nicht gelernt, meine Hochsensibilität positiv für meine Arbeit zu nutzen. Habe das Gefühl, da liegt irgendein riesiges, träges Vieh vor der Tür meiner freien Kreativität und ich kriege die Tür nie so richtig auf. Was das Arbeiten sehr anstrengend macht.
      Egal – wenn Du Lust hast, ich würde mich sehr über nen Austausch freuen, würde einfach mal gerne hören, wie Du damit umgehst.
      Liebe Grüße (auch) Steffi

      • lohnt sich ab und zu die gleichen Artikel zu lesen 🙂 ich mach mich auch demnächst selbständig – doppeltes Glück! schreib mir mal auf facebook.com/steffidesign4u

  • Bei fast jedem deiner Sätze möchte ich die Hand heben und sagen „Hier“. Du sprichst mir aus der Seele! So viele Eigenschaften, die ich genauso erlebe und mir immer wieder denke: „Ich bin doch nicht normal“. Danke dafür, ich werde gleich mal ein Buch über dieses Thema anfangen. Jetzt bin ich angefixt 😉 Liebe Grüße, Anja

  • Liebe Judith,
    vieles von dem Du schreibst, kenne ich nur zu gut. Vor allem, als ich jünger war hatte ich immer das Gefühl: Keiner versteht mich! Ich war ständig auf der Suche nach dem „Sinn des Lebens“ – ich glaube, das fehlt noch in Deiner Aufzählung.
    Heute, mit reifen 50 Jahren kann ich rückblickend sagen, dass ich viele Hürden in meinem Leben genommen habe, die andere – unsensiblere Menschen – umgehauen hätten.

    Wenn Du diese Eigenschaft in Kraft umwandelst und spürst, welche Gabe es ist, die wir mitbekommen haben, kannst du alles schaffen. Ich bin sehr dankbar dafür und habe keine Angst vor den Herausforderungen des Lebens. Ich vergebe allen, die jemals über meine Sensibiliät gelacht haben und weiß, sie können nichts dazu, denn sie leben nur oberflächlich. Mein Leben hat Tiefgang!

  • Danke! Danke danke danke danke…nicht das ich bisher dachte, die einzige Person da draußen zu sein, die hochsensibel ist/fühlt (wobei mir nicht mit so viel Verständnis/Offenheit wie in deinem letzten Satz erwähnt entgegengekommen ist), sondern dass endlich mal jemand meine Erklärung sturkturiert und zum Auffassen dargelegt hat. <3
    Eine große Sache, die mir nämlich bei mir immer wieder auffällt – mir fällt es schwer mich und meine Gedanken zu bündeln. Oft werde ich von Freunden angemeckert, ihnen beim gemeinsamen kaffeetrinken nicht genügend aufmerksamkeit zu schenken bzw ihnen nicht zu zuhören, weil meine Aufmerksamkeit im kompletten Raum verteilt ist.
    Das tut mir immer sehr leid, aber ich nehme jedes Gespräch in der Nähe, jede emotionale Empfindung in der Weite des Raumes war. Und oft überfordert mich dieser Gefühlsoverload total. Ich dreh auf oder fahre total runter. Und beide Lagen sind nicht die Besten.

    Dein Artikel macht Hoffnung, dass man auf die Dauer lernt besser mit sich selber klar zu kommen und situationsbedingt zu reagieren.
    Hast du noch ein weiteres Key Learning, außer dein letztgenanntes? Ich fänds spannend.

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