Weil Du mein Zuhause bist

Wir liegen in meinem Bett – ich in Deinem Arm. Eigentlich, wenn man es genau betrachtet, bist Du sehr unfair zu mir. Denn – for fucks sake – ich liebe Dich, was ich lange nicht für jemanden empfunden habe. Du kannst das nicht verstehen, weil wir uns jetzt kaum mehr als zwei Monate kennen. Aber was soll ich machen, es ist eben so.

Du wirst nie mehr für mich empfinden als Freundschaft. Und doch sendest Du mir so viele andere Signale – und ich lasse es zu.

Du streichst mir sanft über das Haar und ich genieße jede Berührung in Erwartung, es könnte bald die letzte sein. Ich weiß nicht, warum Du das tust. Ob Du es mir damit leichter machen willst oder ob Du Dir nicht bewusst bist, was für eine Flut an Hormonen deinetwegen durch meinen Körper rast – keine Ahnung.

Ob Du Dir nicht bewusst bist, was für eine Flut an Hormonen deinetwegen durch meinen Körper rast?

Du bist der netteste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Nett ist beinahe niemals etwas Gutes, wenn Frauen es über Männer sagen. Doch diesmal ist es tatsächlich genau das. Du hast mir sehr unmissverständlich mitgeteilt, dass Du mich nicht liebst – und ich danke Dir dafür. Denn Du bist wenigstens ehrlich.

Dennoch: Du fragst mich jeden Tag mehrfach, wie es mir geht, erkundigst Dich nach meinem Leben, meinen Plänen, meinen Ängsten. Du streichelst mir nicht nur über mein Gesicht. Sondern auch über meine Seele. Du streichelst all die unsichtbaren Narben, die mir die Männer vor Dir zugefügt haben.

Männer, die mein Vertrauen und mein Wesen ausgenutzt haben und Du nimmst mir oft die Angst; doch nicht gänzlich.

An Stelle dieser Angst tritt eine neue, größere, schlimmere Panik: nämlich die, Dich zu verlieren. Natürlich, wir werden Freunde sein können, aber sobald Du eine neue Frau kennen und lieben lernst – was wird dann mit mir passieren?

Eine andere Frau wird da sein. Eine, für die du alles empfindest, was ich für dich empfinde.

Dann wirst du nicht mehr abends im Bett meine Hand halten, weniger Zeit haben, nicht mehr über mein Haar streichen und selbst wenn: Eine andere Frau wird da sein. Eine, für die du alles empfindest, was ich für dich empfinde. Du wirst sie lieben, wie ich Dich liebe und mein Herz wird brechen.

Und obwohl mir das alles schmerzlich bewusst ist und Du mir wieder und wieder sagst, dass ich dir sagen soll, was mich verletzen könnte oder wie viel Nähe ich ertragen kann, lasse ich Dich gewähren. Denn nicht sehr tief in mir hoffe ich, dass Du eines morgens aufwachen und an mich denken wirst und erkennst, dass Du abends im Bett nur noch meine Hand halten und nur noch mich im Arm halten willst – weil es keine andere für Dich gibt und Du mein Zuhause bist.

Elisa Svensson ist eine 25-Jährige Studentin aus Nordhessen, die stets bemüht ist, sich irgendwie durch das eigene Leben zu hangeln. Mal klappt das besser, mal stürzt man ab, man weiß ja, wie das ist. Chronisch krank zu sein ist scheiße, dass kann man drehen und wenden, wie man will. Noch beschissener ist es, wenn man es nicht sehen kann. Aber man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles – also, geht es Tag für Tag weiter geradeaus. Sie schreibt darüber in ihrem eigenen Blog.

Headerfoto: NeONBRAND via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

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