Den uns auferlegten Hausarrest in dieser besonderen Situation habe ich persönlich genutzt, um über die vergangenen Monate nachzudenken. Ich habe Innenschau gehalten und reflektiert. Was darf gehen, was bleibt? Welche Impulse steigen auf, welche Visionen zeigen sich? Was waren die Lektionen der vergangenen Monate? Habe ich aus den Lektionen gelernt oder drehe ich eine Extrarunde im imaginären Klassenzimmer der Schule des Lebens?
Ein Thema stand jedenfalls im Fokus: Meine eigene Identität zu entdecken, sie liebevoll anzunehmen und ganz wichtig, sie auch zu leben!
Jahrelang habe ich zu einem besonderen Menschen aufgeblickt und ihn auf ein Podest gehoben. Die Meinungen, Glaubenssätze und Verhaltensweisen ungefiltert übernommen. Mein persönlicher Guru quasi.
In den vergangenen Monaten habe ich mir den Raum gegeben, mich selbst zu entdecken und zu erforschen, was Ich eigentlich wirklich will.
Seit über einem Jahr streife ich nun alles ab, was nicht mehr zu mir gehört. In den vergangenen Monaten habe ich mir den Raum gegeben, mich selbst zu entdecken und zu erforschen, was Ich eigentlich wirklich will. Als ich angefangen habe, an meiner Homepage zu basteln und meinen Fokus auf meine Visionen gerichtet habe, fing dieser Prozess heimlich im Hintergrund an zu wirken. Ich habe davon erstmal gar nichts mitbekommen, so sehr war ich im Flow.
Ich investierte sehr viel Zeit in meine Projekte und es bereitete mir so unendlich viel Freude, meine Leidenschaften auszuleben. Neben meinen Vollzeitjob habe ich meine eigene Website Seelenbalsam4u ins Leben gerufen. Stundenlang saß ich nach der Arbeit vor dem Laptop und habe mich kreativ ausgetobt. Ich tippte meine Texte eifrig in den PC ein, um meine Seite mit den gesammelten Werken zu füllen.
Ich versuchte in dieser Zeit, jedem gerecht zu werden, insbesondere einer Person, die mich immer wieder darauf aufmerksam gemacht hat, wie wenig Zeit ich doch mit ihr verbringe. Ich saß in der Zwickmühle und ein lähmendes Gefühl machte sich bemerkbar.
Auf der einen Seite war ich total beflügelt von den ganzen Impulsen, die in mir aufgestiegen und auf der anderen Seite wollte ich mein näheres Umfeld nicht enttäuschen.
Das Spagat zwischen Zeit für mich und Zeit für die andere Person wurde zu groß
Schritt für Schritt erkannte ich, dass es an der Zeit war, mich selbst an erster Stelle zu setzen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich mir nicht erlaubt, glücklich und erfolgreich mit dem zu sein, wofür mein Herz schlägt! Ich bin in der Vergangenheit immer wieder stehen geblieben, um meinen persönlichen Guru nicht zu überholen! Meine Gewissensbisse wollten einfach nicht aufhören. Ich fühlte mich wie im Feierabendverkehr, ein ständiges Stop and Go.
Über die Seelengespräche mit mir selbst bin ich zu meinem tiefsten Kern vorgedrungen. Durch das Schreiben tauchten immer mehr Glaubenssätze auf, die ich einfach blind übernommen hatte, ohne zu hinterfragen, ob sie auch für mich stimmig sind. Allmählich begriff ich, dass diese Gewissensbisse mich nur unnötig aufgehalten haben.
Ich habe meinen persönlichen Guru immer weniger um Rat gefragt, weil ich mir selbst die Antworten geliefert und aus meinem Inneren heraus gehandelt habe.
Ich habe meinen persönlichen Guru immer weniger um Rat gefragt, weil ich mir selbst die Antworten geliefert und aus meinem Inneren heraus gehandelt habe. Ich stürzte mich in meine Projekte, besuchte Workshops und zog neue Menschen in mein Leben. Ich war Feuer und Flamme für mein wiederentdecktes Ich.
Von der anderen Seite fiel immer öfter das Wort Distanz. Jedes Mal, wenn das Wort Distanz aufblitzte, löste dies ein schlechtes Gefühl in mir aus. Wie eine Flexileine, die mich immer wieder zurück zog, wenn ich mich zu weit entfernt hatte. Eine freie Entfaltung war so nicht möglich. Hierbei ging es nicht so sehr um die andere Person, sondern viel mehr um mein eigenes Gefühl. Eine Art Verpflichtung, die ich mir selbst auferlegt hatte.
Ich stand mir selbst im Weg und durch meine übernommenen Ansichten habe ich mich selbst blockiert. Gerade, was das Thema zwischenmenschliche Beziehungen anbelangt, habe ich mir immer wieder selbst ein Bein gestellt.
Ich habe Glaubenssätze angenommen, an denen ich innerlich zerbrochen bin
Bloß nicht zu viel Nähe und immer schön den Sicherheitsabstand einhalten lautete die Devise. „Männer brauche ich nicht und eine Beziehung schon mal lange nicht. Ich komme ja schließlich allein klar und bin unabhängig.“ Diese und noch weitere Sätze habe ich vor einigen Jahren übernommen, weil sie von einer Person kamen, zu der ich hinaufgeschaut habe.
Immer wieder gab es Phasen, wo ich an diesen Sätzen innerlich zerbrochen bin. Es war so, als hätte meine Seele laut getobt und mir zugerufen: „Das bist nicht du, hör auf so zu denken!“ Mein innigster Wunsch war es, ein Commitment mit einen Mann einzugehen. Doch wie sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen, wenn ich diese Überzeugungen nicht in mir trug? Wie sollte eine echte Verbindung stattfinden, wenn ich nicht mein authentisches Selbst gelebt habe?
Jeder hat seine eigene Einstellung zum Thema Beziehung, jeder lebt Beziehung ganz individuell aus. Es gibt nicht nur die eine Wahrheit oder den einen Weg! Jede Person ist einzigartig, jede Beziehung ist einzigartig. Für mich zählt einzig und allein mein Gefühl und dem vertraue ich heutzutage zu 100%. Die ganzen Ratschläge und Ratgeber haben mich viel zu lange in die Irre geführt.
Unbewusstheit hat mich dazu veranlasst, Meinungen, Ansichten und Verhaltensweisen blind zu übernehmen. Ich war anfangs sehr anfällig dafür, pauschal alles toll zu finden, was mein persönlicher Guru mir vorlebte.
Langsam, aber sicher habe ich die andere Person vom Podest gehoben und ich erkannte, dass Ich mein eigener Guru bin.
Die Frage, ob es denn auch für mich stimmig ist, wurde eine sehr lange Zeit gekonnt von mir ignoriert. Langsam, aber sicher habe ich die andere Person vom Podest gehoben und ich erkannte, dass Ich mein eigener Guru bin. Dass Ich meinen eigenen individuellen Weg gehen darf, ohne schlechtes Gefühl.
So ein Prozess geschieht schleichend und es kommt vor, dass wir von unseren schlechten Gewissen geplagt werden und stehen bleiben, um auf die andere Person zu warten. Doch kaum auf gleicher Höhe angelangt, spüren wir, dass es uns weiterzieht. Wenn man zu sehr an der Vergangenheit festhält, ist kein Wachstum möglich. Wenn man immer mehr zu sich selbst zurückfindet und einen anderen Weg einschlägt, bleiben Veränderungen im Außen nun mal nicht aus. Leben bedeutet Veränderung, daran führt kein Weg vorbei.
Wenn man übernommene Ansichten, Meinungen und Glaubenssätze abstreift, dann kommt die ganz eigene individuelle Identität zum Vorschein. Für die andere Person mag das dann befremdlich vorkommen, so als hätte man sich verändert, aber im Grunde kehrt man wieder zu sich selbst zurück und geht neue unbekannte Wege, die den eigenen Horizont erweitern.
Ich treffe jetzt meine eigenen Entscheidungen, vertraue meiner inneren Stimme und meinem Gefühl. Ich habe meine eigenen Ansichten zum Leben entwickelt und lebe sie auch frei und unbeschwert aus.
Lasst dich inspirieren, aber verliere dabei deine eigene Identität nicht
Natürlich gibt es wunderbare Menschen dort draußen, die uns inspirieren können, aber die Gefahr besteht, dass wir unsere eigene Identität verlieren oder sogar verleugnen. Ich habe meinen Guru zum Vorbild genommen und nicht nur seine Ansichten übernommen, sondern auch bestimmte Verhaltensweisen, die er mir als Ratschlag mitgegeben hat.
Es ist mir nicht gelungen, die gut gemeinten Ratschläge zu befolgen. Wenn mich zum Beispiel eine Situation triggert, dann sieht man mir das sehr deutlich an und ich reagiere entsprechend darauf. Ich rege mich auch mal reflexartig über gewisse Dinge auf und teile mich meinen Umfeld lauthals mit. Wenn in solchen Momenten jemand daherkommt und dir vorschlägt, ruhig und gelassen zu reagieren, Ratschläge gibt wie: „Das darf dich nicht touchen“, glaubt man, mit einem stimmt etwas nicht. Ich bin laut, also bin ich falsch. Die logische Konsequenz war natürlich, dass ich versucht habe, ruhig und gelassen zu reagieren.
Was bei der anderen Person gut funktioniert hat, ging bei mir mächtig nach hinten los. Es ist mir – zur großen Überraschung – nicht gelungen, meine bis dato ungeliebten Anteile los zu werden. Ich habe mir Vorwürfe gemacht und wie eine Verrückte meditiert, wenn es nicht so wie gewünscht mit „Mrs. Untouchable“ gelaufen ist. So gerne wollte ich alles an mir abprallen lassen, wie ein Buddha oder harmonisch wie ein Schmetterling durchs Leben flattern.
Aber meine Identität kam immer wieder zum Vorschein. Es war frustrierend. Es sind wirklich bemerkenswerte Eigenschaften, nicht umsonst wollte ich sie mir zu Eigen machen, aber in mir stecken nun mal andere Wesensmerkmale, die ich heutzutage liebevoll annehme.
Ich bin ein Mensch mit Emotionen und ich zeige sie sehr deutlich. Ich habe eine große Klappe und vergesse oft, dass Schweigen Gold ist.
Wenn es in mir brodelt, dann gleiche ich eher einem Bussard im Sturzflug, der sich auf die Beute stürzt, als einem friedlichen Schmetterling, der von Blume zu Blume huscht. Ich kann nicht jede Konfrontation an mir vorbeiziehen lassen und müde drüber lächeln. Ich bin ein Mensch mit Emotionen und ich zeige sie sehr deutlich. Ich habe eine große Klappe und vergesse oft, dass Schweigen Gold ist. Aus meinem Mund rutscht auch mal ein obszönes Wort, welches ich mit meiner charmanten Art und Weise liebevoll verpacke. Ich bin die Ungeduld in Person und das kann man in gewissen Situationen an meinen Gesichtsausdruck deutlich erkennen.
Mein Weg ist ein anderer und auch die Art und Weise, wie ich ihn gehe, ist völlig anders. Seitdem ich meinen Weg mit meiner individuellen Duftnote gehe, blühe ich so richtig auf. Es passieren Dinge in meinen Leben, für die ich unendlich dankbar bin und von denen ich früher nur geträumt habe.
Lebe deine Einzigartigkeit
Ich habe einen ganz wunderbaren Mann kennengelernt und erlebe eine unglaublich nährende Partnerschaft mit ihm und das nach einer sehr langen Zeit als Single und mehreren schmerzhaften Enttäuschungen. Und das nur, weil ich angefangen habe, mich von meiner falschen Identität zu lösen, die lange Zeit an mir klebte wie ein Fremdkörper.
Mich von diesen unerklärlichen Schuldgefühlen zu lösen. Mich davon zu lösen, es jedem recht machen zu wollen. Mich von dem Gedanken zu lösen, dass ich es mir nicht erlaube, glücklich und erfolgreich zu sein. Und ja, mich auch ein stückweit von meinem Guru zu lösen und meinen eigenen Weg zu gehen und wenn es auch bedeutet, nicht mehr alles miteinander zu teilen. Es ist okay und darf sein!
Jeder ist einzigartig und jeder versprüht seinen ganz eigenen Duft.