Plötzlich warst du da – unaufdringlich, vertraut, so als wärst du schon immer da gewesen. Trotzdem überraschend und gleichzeitig überraschend einfach. Ich weiß, dass das eine viel zu oft benutzte Floskel ist, ich war selbst so oft genervt von allen Leuten, die sie mir immer und immer wieder wie ein Mantra eintrichtern wollten, aber – gerade als ich aufgehört habe, zu suchen, mehr noch, als ich gar keine Lust hatte, jemanden zu finden, da warst du plötzlich da.
Wenn man es mal genau nimmt, und jeder weiß, wie gut ich mit Zahlen bin, gibt es dich erst seit knapp über einem Monat in meinem Leben. Und trotzdem habe ich das Gefühl, nicht mehr zu wissen, wie es ohne dich war. Ich war nie jemand, der sich zu 100% auf jemanden verlassen hat, der sich zu 100% auf jemanden konzentriert hat, der sich zu 100% fallen lassen konnte.
Ich war misstrauisch, sprunghaft, distanziert. Ich hab am liebsten nur mir selbst vertraut, mich nur auf mich verlassen und keine Kontrolle abgegeben. Denn früher oder später wird man sowieso von jedem verlassen. In meiner Vorstellung sind die meisten Menschen so – sobald es anstrengend wird, verschwinden sie.
Und dann kamst du.
Du belehrst mich eines Besseren. Rollt wieder eine Welle der Traurigkeit und Wut auf mich zu, nimmst du mich in den Arm, sagst mir, dass du mich auch mit schlechter Laune magst, lässt mir den Raum, den ich brauche, und bringst mich mit deinen Geschichten auf andere Gedanken.
Geht mir etwas durch den Kopf, bereitet mir etwas Sorgen oder meldet sich wieder meine Angst, brauche ich nichts zu sagen – du weißt es schon und nimmst mir die Wörter, die ich so schnell noch gar nicht ordnen konnte, bereits aus dem Mund, formulierst meine Gedanken, nimmst meinen Sorgen den Wind aus den Segeln und meiner Angst mit deiner Antwort jede Kraft. Wenn ich aufgewühlt bin, hältst du mich fest, beruhigst mich und bringst mich wieder zum Lachen.
Du formulierst meine Gedanken, nimmst meinen Sorgen den Wind aus den Segeln und meiner Angst mit deiner Antwort jede Kraft.
Ich frage mich immer noch, wann diese Blase platzt. Ich bin darauf programmiert, Schwachstellen zu suchen, Risse zu finden, den Bruch herbeizuführen. Einfach, weil es dann leichter ist. Es ist leichter, den Schmerz mit einem „Ich hab’s ja gleich gewusst“ abtun zu können. Wer keine hohen Erwartungen hat, fällt auch nicht so tief.
Mich auf jemanden einzulassen, das bedeutete für mich immer über ein Minenfeld zu laufen: Irgendwann kommt der Knall. Ich wurde von dieser ständigen Erwartung begleitet und nichts und niemand konnte mir diese irrationale Angst nehmen. Bei dir war das anders. Die Sicherheit, die du mir gegeben hast, konnte ich annehmen. Deinen Worten hab ich geglaubt und nicht hinter allem, was du für mich tust, ein abgekartetes Spiel befürchtet.
Mit jedem Tag wird es etwas leichter.
Mit dir kann ich reden, du wirst nicht müde, dir meine Sorgen anzuhören, meine Fragen zu beantworten, mir immer wieder zu versichern, dass du mich magst, obwohl du es mir jeden Tag zeigst, meine Gedanken zu lesen und mich vielleicht nicht immer zu verstehen, aber mich genauso zu nehmen, wie ich bin – neben allem Strahlen und Lachen eben auch ein wenig kaputt, ängstlich und manchmal in dem Gefühl völliger Verlassenheit.
Ich hab immer noch Angst, dass du mich irgendwann bittest zu gehen, weil du nicht mehr kannst oder willst, weil ich doch zu viel bin oder wir zu wenig. Aber es wird leichter.
Ich bin gerne an deiner Seite, ich vertraue dir und dieses Wir, das da plötzlich ist, das mag ich immer mehr.
Mit jedem Tag, den ich neben dir aufwache und einschlafe, den du mich in den Arm nimmst, den du da bist, wird diese Angst weniger. Hat sie am Anfang noch jeden Tag angeklopft, meldet sie sich jetzt immer seltener, lässt mich kurz nachdenken, sich dann aber schnell wieder vertreiben.
Du hast sie in so kurzer Zeit so sehr geschwächt, dass ich mich viel stärker fühle. So viel stärker, dass ich mich mittlerweile sogar frage, ob alle Tiefen, die es vorher gab, nicht doch ihr Gutes hatten – denn immerhin bin ich durch diesen Weg irgendwie bei dir gelandet.
Natürlich weiß ich nicht, wie das alles weitergeht. Es wäre vermessen, sich jetzt im großen, schillernden Happy End zu suhlen und wir wissen beide, dass das auch gar nicht zu mir passt. Aber ich bin gerne an deiner Seite, ich vertraue dir und dieses Wir, das da plötzlich ist, das mag ich immer mehr.
Headerfoto: Toa Heftiba via Unsplash (Gedankenspiel Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!
Wow! Ich hab noch nie einen Text gelesen mit dem ich mir zu 100% identifizieren konnte.
Richtig schön geschrieben und beiden ganz viel Glück weiterhin. Hört sich sehr nach Schicksal an.