Sendepause – Wie ich mich endlich aus einer destruktiven Beziehung befreite

Während ich diese Zeilen schreibe, zwitschern draußen die Vögel und ich wünschte mir, dass ich kein Material mehr für eine Fortsetzung meiner Geschichte hätte. Denn in meinem letzten Text über die für mich stimmige Bedeutung von emotionaler Freiheit hatte ich eigentlich mit der Beziehung zwischen mir und M. abschließen wollen.

Anscheinend nur in gewisser Weise. Denn vor ein paar Tagen hörte ich mir einen Psychologie-Podcast an, in dem gesagt wurde, dass man eine Freundschaft nicht wegen einem schlechten Kuchenstück wegwerfen sollte. Schließlich sei nicht der ganze Kuchen betroffen.

Schon während ich die Nachricht absendete, wusste ich, dass dies eine schlechte Idee war.

Ich dachte dabei an M. und da ich ein Mensch bin, der auch gerne zweite Chancen verteilt, habe ich ihn in einem impulsiven Moment angeschrieben. Schon während ich die Nachricht absendete, wusste ich, dass dies eine schlechte Idee war.

Ein neuer Versuch?

Unerwartet wurde ich zumindest nicht gehostet und unsere Konversation war „nett“,aber natürlich verhalten. Ich schrieb, ob es nicht seltsam sei, nach so langer Zeit wieder zu schreiben. M. antwortete, dass er da keine Veränderung merkte.

Da dachte ich mir schon, dass er ziemlich wahrscheinlich seit dem Beginn unserer Kontaktpause nicht mehr an mich gedacht hatte. Ganz im Gegensatz zu mir. Wir schrieben ein wenig weiter und dann fügte sich eine kleine Nachricht ein, die besagte, dass er gerade im Lande sei. 

Sofort war ich aufgeregt und in einer gewissen Art auch gestresst.

Ich hatte also tatsächlich den Moment zur Kontaktaufnahme erwischt, in dem er hier in unserer Heimatstadt war. Sofort war ich aufgeregt und in einer gewissen Art auch gestresst. Hieß dies nun, dass er mich vielleicht sehen wollte? Von mir aus würde eine Anfrage zwecks Treffen jedenfalls nicht kommen. So viel war klar. Fünf Stunden später bekam ich dann eine Antwort, die ich wirklich als aller Letztes hatte hören wollen.

Ja er sei hier und verbringe ein paar Tage mit seiner Ex J. zu Besuch bei seinen Eltern. BÄM. What the f*ck? Das hat gesessen. Ziemlich.

Ja er sei hier und verbringe ein paar Tage mit seiner Ex J. zu Besuch bei seinen Eltern. BÄM. What the f*ck? Das hat gesessen. Ziemlich.

Wunsch trifft auf Realität

Während all dem Drama die letzten Monate über hatte ich mich zwar immer traurig gefühlt und oft einen Druck auf der Brust verspürt, doch richtig weinen konnte ich nie. Dafür jetzt umso mehr.

Diese Nachricht, dass er mit seiner Ex J. in meiner Stadt schöne Tage verbrachte, war definitiv zu viel für mich. Anfangs hatte ich gedacht, dass wir uns eventuell doch nochmal annähern könnten. Doch jetzt merkte ich umso mehr, dass ich dafür nicht stark genug und zu sensibel war. Vor allem war ich emotional so arg involviert, dass jede Nachricht, sei sie auch noch so unbeabsichtigt, mich verletzen könnte.

Die Vorstellung und die Vorfreude auf eine Aussprache verpufften wie eine Fata Morgana und dieser Verlust war tatsächlich noch einmal schlimmer als zuvor.

Die Vorstellung und die Vorfreude auf eine Aussprache verpufften wie eine Fata Morgana vor meinem inneren Auge und dieser Verlust war tatsächlich noch einmal schlimmer als zuvor. Ungefähr eine Stunde weinte ich fast ununterbrochen.

Da spürte ich, dass ich es mir so sehr gewünscht hatte, einfach mal einen Menschen zu treffen, der mit mir zusammen sein wollte. Einen Menschen der mich wirklich liebt. Einen Menschen zu dem ich gehören würde. Leider hatte ich mir dafür die falsche Person ausgesucht.

Nicht jede Beziehung will und kann gerettet werden

Meine Tränen flossen an diesem Abend jedoch nicht nur wegen M. Dieses Gefühl, nicht gewollt zu werden, kannte ich schon seit meiner Schulzeit. Es war ein sehr tiefer Schmerz, den M. mit seiner unbedachten Nachricht auslöste. Ich fühlte mich unendlich allein. Die PMS tat ihr übriges. Wer kennt es?

Ich fühlte mich in die letzten Monate zurückversetzt und wusste: noch einmal stehe ich das nicht durch.

Innerlich verfluchte ich mich selbst für meine „tolle“ Idee der Kontaktaufnahme. Ich fühlte mich in die letzten Monate zurückversetzt und wusste: Noch einmal stehe ich das nicht durch. Ebenso fühlte ich, wie sehr ich mich in emotionale Verstrickungen begebe, wenn ich in Beziehung zu M. stehe. Das musste enden.

Ich sah klar, dass diese „Beziehung“ mich niemals zufrieden stellen würde, sondern wirklich von destruktiver Art war. Vor allem auch, weil zwischen M. und J. einfach kein Platz für eine weitere Person war. Gleichzeitig spürte ich in mir den tiefen Wunsch, glücklich zu sein. Schöne Momente mit mir selbst und Menschen, die mich mögen zu verbringen.

Abends begann ich mit etwas Selbstfürsorge: Heiß duschen, Tee machen, Serie schauen. Am nächsten Tag schrieb ich Freunden, um mich zu verabreden.

Das wichtigste jedoch war, dass ich angefangen hatte eine innere Stimme zu kultivieren, die mir gut zusprach.

Das wichtigste jedoch war, dass ich angefangen hatte, eine innere Stimme zu kultivieren, die mir gut zusprach. Zugegeben, ich bin stolz darauf! Die Gefühle des Klein- und Ungeliebt Seins können einen sehr schnell in negative Gedankenspiralen und Glaubenssätzen über einen Selbst befördern. Sehr lange Zeit hatte ich diese Gedanken auch immer geglaubt und ich war abhängig von dem Gefallen anderer gewesen – auch von M.

Nun dachte ich an all die schönen Momente, die ich in letzter Zeit mit großartigen Menschen verbracht hatte. Ich erinnerte mich daran, wie gut ich mich gefühlt hatte, als ich nicht mehr an M. gedacht hatte und mich auf mein eigenes Leben fokussiert hatte.

Neue Horizonte

Ich spürte in mich selbst hinein und sagte mir immer wieder, dass ich eine liebenswerte und schöne junge Frau sei. Und ich glaubte es mir selbst. Das tat unendlich gut zu erfahren.

Im Radio lief währenddessen „ABCEDFU“ von Gayle und die Lyrics sprachen mir aus der Seele:

“I was into you, but I’m over it now
And I was tryin‘ to be nice
But nothing’s getting through, so let me spell it out

A-B-C-D-E, F-U
And your mom and your sister and your job
And your broke-ass car and that shit you call art
Fuck you and your friends that I’ll never see again
Everybody but your dog, you can all fuck off”

Ein letztes Mal schaute ich an diesem Tag in den Chat, der immer noch auf eine Antwort zu warten übrigließ und löschte ihn endlich. Ich wollte nicht mehr in diesem Gefühlschaos stecken bleiben.

Ich trug meine Mascara auf, lächelte mir im Spiegel zu, schmiss die Haustür hinter mir zu und beendete endlich ein Kapitel, das ich viel zu lange offen aufgeschlagen hatte.

Ich trug meine Mascara auf, lächelte mir im Spiegel zu, schmiss die Haustür hinter mir zu und beendete endlich ein Kapitel, das ich viel zu lange offen aufgeschlagen hatte. Vermissen tue ich seitdem nichts, es haben sich eher viel mehr neue Chancen eröffnet, die ich nun endlich ergreifen konnte. Ein kleiner Stich im Herzen wird wohl noch etwas bleiben, aber das Drama um ihn herum ist jetzt Geschichte…

Phine, war schon immer eine kreativ-verspielte und nachdenkliche Person. Kein Wunder, dass sie ihre Gedanken auf möglichst bunte Weise zu Papier zu bringen versucht. Ansonsten macht sie sich die Welt, widde widde wie sie ihr gefällt und genießt das Leben in ihrer roten Hängematte.

Headerfoto: Maksim Goncharenok (Kategorie-Button hinzugefügt, Bild gespiegelt und gecroppt.) Danke dafür!

2 Comments

  • Hey, bin gerade über Deinen Beitrag gestolpert und habe mich beim zustimmenden Nicken erwischt. Lustigerweise sitze ich auch gerade an einem persönlichen Text mit ähnlichem Kontex, denn manchmal hilfts ja, wenn man seine Gedanken und Gefühle zu Papier bringt. Dann hat man mal ein paar Tage Ruhe im Kopf. Ich schlage mich allerdings schon gut 9 Jahre mit einer vollkommenen emotionalen Abnabelung herum (wo ist das augenroll-Smily wenn man´s mal braucht)

    LG M.

  • Liebe Phine,

    der Text gibt meine derzeitige Situation 1:1 wieder, es ist, als hätte ich es selbst geschrieben!

    Und es motiviert, denn ich bin genau an dem Punkt und habe das Buch zu einem Mann gerade erst zugeschlagen und will es nicht nochmal erleben. Ich habe hier über unsere Verbindung geschrieben, aber bin schon so lange müde von ihm.
    Nach ewigem Hin und Her habe ich es letzte Woche endgültig beendet, alle Kontaktmöglichkeiten gekappt und bin dabei, mich einfach nur um mich zu kümmern. Denn WIR SIND GENUG!

    Liebe Grüße
    Yvonne

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