Queer Joy – warum wir mehr queere Freude und Repräsentation in Filmen und im Leben brauchen

Wir leben in Zeiten, in denen queer sein so präsent ist wie noch nie zuvor, dank unermüdlich arbeitender Aktivist:innen und einer starken LGBTQIA+ – Community. (Anm. d. Red.: Queer ist ein Sammelbegriff für Menschen, Handlungen und Dinge, die durch Ausdruck ihrer Geschlechtsidentität und/oder sexuellen Orientierung eine Abgrenzung zur gesellschaftlichen Cisgender-Heteronormativität bewirken.) 

Queer zu sein ist nach wie vor nicht sicher. 

Doch wir leben auch in Zeiten, in denen queere Menschen auf strukturellen, institutionellen und individuellen Ebenen Diskriminierungen erfahren. In denen trans Personen und non-binäre Menschen für ihre Selbstbestimmung kämpfen müssen, in denen viele Räume nicht sicher sind für alle, die von einer heteronormativen Norm abweichen. Zeiten, in denen die körperliche und seelische Unversehrtheit queerer Menschen nicht garantiert werden kann, auch nicht von staatlicher Seite. Zeiten, in denen queeren Menschen in einigen Ländern Todesstrafen für ihr Sein und ihr Lieben drohen. 

Queer Joy verstehen

Jedes Jahr im Juni feiern wir daher den „Pride Month“ und bringen neben Gemeinschaftsgefühl, Wut, Protest und Sichtbarkeit auch „Queer Joy“ auf die Straßen. Aber was ist das überhaupt, Queer Joy?

Wir feiern den „Pride Month“ und bringen neben Gemeinschaftsgefühl, Wut, Protest und Sichtbarkeit auch „Queer Joy“ auf die Straßen.

Queer Joy ist ein Konzept, das besonders in diesem Jahr neben „Pride“ immer mehr Anklang fand und das von queeren Menschen ganz unterschiedlich definiert wird. Lose übersetzen können wir Queer Joy mit „queerer Freude“ oder „queerem Glück“, allerdings hat sich die englische Bezeichnung bereits international durchgesetzt. Queer Joy soll eine pure Freude und Glückseligkeit beschreiben, die queere Menschen empfinden können, wenn sie sich als Teil einer starken Gemeinschaft wahrnehmen. Freude, wenn queere Menschen sich in der Öffentlichkeit gegenseitig als queer erkennen und anerkennen. Freude an existierendem, akzeptierten Queersein und das Wertschätzen und Umarmen von Lebens- und Liebensweisen, die von der heteronormativen Norm abweichen. Ein warmes Gefühl des Nicht-Allein-Seins. Oder, wie ein Freund von mir es formulierte: „Das ist ein bisschen Feuerwerk im Bauch und ein Hüpfen im Herzen, ein positives.“

Queer Joy ist auch eine Form von Widerstand! 

Queer Joy ist übrigens auch eine Form von Widerstand und Resilienz! Vielleicht sogar der mächtigste Widerstand überhaupt, denn welch unglaubliche Kraft hat eine Masse an queeren Menschen, die glücklich sind in einer Welt, die ihnen Glücklichsein oft nicht zugesteht! 

Wir alle, ob queer oder nicht, profitieren von mehr Queer Joy in unseren Leben, denn die Art und Weise, wie uns queer sein im Alltag begegnet, in Literatur, Kunst, Film, Werbung, nimmt Einfluss auf unser Bild von Queerness. Und weil wir Queer Joy nicht nur im Juni jeden Jahres, sondern an jedem Tag jeden Jahres feiern sollten, können uns tolle Filme und Serien dabei helfen, genau das zu tun. 

Queer Joy in Filmen und Serien

Es besteht immer noch ein auffallendes Fehlen queerer Repräsentation in Filmen und Serien. Wenn wir queere Menschen und queere Liebe in Filmen sehen, dann sind das meistens die Geschichten weißer, normschöner, homosexueller cis-Menschen. Und auch ihre Geschichten haben oft kein gutes Ende, weil Zeit und Umstände ihre queere Liebe nicht erlauben. 

Es geht darum, Geschichten queerer Freude und Liebe positiv zu erzählen. 

Bei Queer Joy in Filmen geht es natürlich nicht darum, Realitäten zu verändern und existierende Probleme und Diskriminierung klein zu reden, sondern Geschichten queerer Freude und Liebe positiv zu erzählen, um so eine Repräsentationsfläche zu bieten und die Schönheit des Queerseins zu zelebrieren. 

Deshalb möchte ich euch vier Netflix-Filme und Serien empfehlen, die für mich Queer Joy symbolisieren:

Heartstopper

Diese Coming of Age-Serie wird immer meine Nummer 1 sein, wenn es um Queer Joy geht und sie basiert auf einer sehr zauberhaften Comic-Reihe. Heartstopper ist eine absolute Feel-Good-Geschichte mit ganz viel Herz und Tiefe über Liebe und Freundschaft, Identität und Sexualität. Ich bin überzeugt, dass wir alle ganz viel über Beziehungen von Charlie Spring und Nick Nelson lernen können, denn die Art und Weise, in der die beiden Protagonisten sich voller Wertschätzung, Respekt, Einvernehmlichkeit und Zärtlichkeit begegnen, sollten wir alle auch für unsere Beziehungen haben wollen. Außerdem hat Heartstopper die coolste queere Freund:innengruppe überhaupt!

Getting Curious with Jonathan Van Ness, Staffel 1, Folge 3: “Can we say bye bye to the binary?“

Jonathan Van Ness ist non-binär und widmet sich in der Serie „Getting Curious“ verschiedensten Fragen des (queeren) Lebens. In dieser besonderen Folge trifft Jonathan auf andere Menschen, die non-binär und trans sind und wagt mit ihnen einen Blick jenseits der Binarität von Frau und Mann. „Can we say bye bye to the binary?“ ist erfrischend, empowernd, liebevoll, zelebriert Queersein und queere Freude in all ihren Facetten und inspiriert ganz bestimmt alle Menschen, versprochen!

Heartbreak High

Die australische Netflix-Serie thematisiert auf lustige, ehrliche und tiefgründige Weise den Umgang mit wichtigen Themen wie Sexualität, Non-Binarität, Autismus, Konsens, Rassismus und sexuellem Missbrauch. Sie lässt mitfühlen, schockiert, beschäftigt, erfreut und besticht dabei vor allem durch ihre Diversität an Menschen. Heartbreak High besitzt eine Menge Queer Joy – es ist herzerwärmend, zu sehen, wie die Freund:innen sich für- und miteinander freuen -, widmet sich aber auch ernsten Fragen nach Identität und Akzeptanz in der Familie. CN: Drogenkonsum und (Polizei-)Gewalt.

Single All The Way

Weihnachten rückt näher und dieser Film hat mein letztes Weihnachten auf jeden Fall ein ganzes Stück schöner und fröhlicher gemacht. Peter hat die Verkupplungsversuche seiner Familie richtig satt und bittet daher seinen besten Freund und Mitbewohner Nick, seinen festen Freund zu spielen – (Gefühls-)Chaos vorprogrammiert! Eine herzerwärmende, weihnachtliche Geschichte über Freundschaft und warum diese nicht aufhören muss, wenn daraus romantische Gefühle entstehen.

Diese Filme und Serien sind wundervoll, aber wir brauchen noch viel mehr Queer Joy und queere Repräsentation in Filmen und im Leben. 

Wir brauchen noch viel mehr Queer Joy und queere Repräsentation in Filmen und im Leben.

Und ganz besonders braucht es mehr Charaktere, die nicht weiß sind, non-binär sind, nicht der Normschönheit entsprechen, Behinderungen haben – und die queere Freude erleben dürfen. Denn Representation Matters! 

Für mehr Queer Joy lohnt es sich auch, diesen Menschen auf Instagram zu folgen: 

@alokvmenon
@minoandtheirchaos
@mattxiv

Headerfoto: Ivan Samkov (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!

Amelie Fischer (sie/ihr) sieht das Politische in den ganz großen und den ganz kleinen Dingen. Sie spricht und schreibt am liebsten über globale Ungerechtigkeiten, Machtstrukturen, intersektionalen Feminismus und die Liebe, immer die Liebe. Um ein wenig Leichtigkeit in den Weltschmerz zu bringen, den sie oft fühlt, liest sie für ihr Leben gerne Romance Novels. Aber nur zu Recherchezwecken, versteht sich! Denn auch die Liebe ist höchstpolitisch. Mehr von Amelie gibt es auf Instagram.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.