Micro-Gardening: Willkommen in der Zukunft des Urban Farming

Grün ist das neue „Oooooom“ der Großstadt-Bewohner. Möglichst viel davon auf kleinstem Raum zu vereinen und arrangieren ist für mich aber mehr als ein Trend, nämlich eine Investition in die eigene Gesundheit.

Grün entspannt, soviel ist uns allen klar … Aber nachdem die letzte Zimmer-Ecke mit Palmen, Sukkulenten & Co. ausgefüllt ist, öffnet sich der Raum, um die Leidenschaft zu Pflanzen vom Ziergrün auf essbares Grünzeug auszuweiten und Verantwortung für die eigene Nahrungsmittel-Produktion zu übernehmen – zumindest im kleinen Rahmen.

Durchschnittlich wandert unser Essen rund 1500+ Kilometer, durch 28+ verschiedene Händepaare und verbraucht dabei eine unglaubliche Menge an Wasser und Energie, bevor wir endlich die Gabel ansetzen können.

Durchschnittlich wandert unser Essen rund 1500+ Kilometer, durch 28+ verschiedene Händepaare und verbraucht dabei eine unglaubliche Menge an Wasser und Energie, bevor wir endlich die Gabel ansetzen können. Warum? Viele von uns leben in städtischen Räumen mit limitiertem Zugang zu frischen Lebensmitteln. Wir träumen nur vom eigenen Garten, der ohne Aufwand wächst und gedeiht. Ist dieser Traum unrealistisch? Vielleicht.

In meinen Träumen gleicht zumindest meine Küche einer Mini-Farm, die Wände bedeckt von Vertikal-Gärten und jede Fensterbank bepflanzt mit Kräutern, Gemüse und frischen Beeren. Wie viele andere stehe aber auch ich vor den Fragen: Wo fange ich an? Kann ich das überhaupt? Wie steht es um den Raum und die Zeit?

Start-ups geben Antworten und überfluten die Crowdfunding-Plattformen mit innovativen Systemen für den Klein-Anbau. Eines von ihnen, infarm, habe ich vor zwei Jahren in ihrem Berliner Office und Gewächshaus besucht und beim Hinausgehen einen Microgarden mitgenommen. Genau dieses möchte ich euch heute vorstellen, gemeinsam mit weiteren Ansätzen zum Micro-Gardening. Ab-Hof-Shops, Gemüse-Kisten, Food-Coops und Stadtgärten bieten Möglichkeiten für den größeren Lebensmittelbedarf.

Was ist Micro-Gardening überhaupt?

Auf das Wesentliche reduziert, bedeutet Micro-Gardening (frei übersetzt: Mikro-Gärtnern) den Anbau von Lebensmitteln auf kleinem Raum, ohne natürlichen Boden, sondern in eigens dafür entwickelten Systemen. Diese ermöglichen die produktive und effiziente Nutzung von verfügbaren Ressourcen. Der Raum wird dafür wie durch eine Mikrolinse betrachtet, jeder Standort auf seine Möglichkeiten und Begrenzungen analysiert und bis in die letzte Ecken genutzt. Je nachdem kommen unterschiedliche Systeme zum Einsatz:

  • Fensterbank-Gärten
  • Hydroponic-Systeme
  • Aeroponics (Anbau in der Luft)
  • Aquaponics (Anbau im Wasser)
  • Vertikal-Gärten
  • Topfsysteme
  • … und viele andere „sophisticated“ Ideen

Dieser genaue Blick ermöglicht es, mithilfe der richtigen Strategien – egal wo – einen kleinen, aber netten Garten zur Herstellung von Bio-Lebensmitteln zu gestalten und löst gleichzeitig die Frage nach fehlender Pflanzenkunde, Zeit und Platz.

Urbanes Gärtnern ist mehr als Trend und Entspannung – sondern auch eine gute Möglichkeit, wertvolle Nährstoffe für den Körper verfügbar zu machen.

Urbanes Gärtnern ist mehr als Trend und Entspannung – sondern auch eine gute Möglichkeit, wertvolle Nährstoffe für den Körper verfügbar zu machen. Die kultivierten Microgreens sind eine kleine Variante junger essbarer Gemüse, die bei gleichem Geschmack einen weit höheren Gehalt an Vitaminen und Nährstoffen enthalten als ihre ausgewachsenen Artgenossen – nämlich bis zu 40 Mal. Besonders praktisch ist auch, dass die Kulturdauer von Microgreens von der Aussaat bis zur Ernte nur 7 bis 14 Tage beträgt. Nicht zu verwechseln aber mit Sprossen, die jünger sind und im Dunklen in Wasser kultiviert werden.

Über infarm

Das Berliner Start-up infarm ist einer der oben beschriebenen Pioniere. Entstanden ist die Idee der Brüder Guy und Erez Galonska, als sie auf der Suche nach einem Stück Land für den eigenen Anbau die Hydrokultur und andere Kultivierungs-Methoden kennenlernten. Mit viel Auseinandersetzung, Leidenschaft und Geduld haben sie es geschafft, diese Verfahren zusammenzuführen, für eine urbane Umgebung neu zu interpretieren und damit den Grundstein für eine Indoor-Farming-Revolution zu legen.

 

Der Microgarden

Der Microgarden, das kleinste Gewächshaus der Welt, entstand in Zusammenarbeit mit der Stockholm Design Group Tomorrow Machine. Das Prinzip ist so einfach wie der Microgarden selbst.

Die faltbare Pyramide wird am Boden mit einem Agar-Agar-Gel gefüllt, das den Nährboden für die Samen bildet. Diese wachsen im Haus Richtung Sonne und sorgen selbst für das perfekte Klima. Da das Agar-Agar das Wasser selbst speichert, fällt selbst die Sorge des Gießens weg, und man kann dem Grün entspannt beim Wachsen zusehen. Je nach Samen sind die selbst angebauten Microgreens nach ein bis zwei Wochen bereit, verspeist zu werden. Vorsicht ist trotzdem geboten, denn der Moment der Ernte ist schnell übersehen und dann folgen entweder Vertrocknen oder Schimmel – in beiden Fällen schade um das wertvolle Grün.

Und was, wenn ich keinen „Mikrogarten“ habe?

Es gibt viele Möglichkeiten, die du ausprobieren kannst, je nachdem, viel viel Raum, Zeit und Geld du aufbringen kannst und möchtest. Wer eine Terrasse oder einen Balkon hat, kann diese nutzen, um in Kisten Kräuter und einfaches Gemüse wie Salat und Tomaten anzubauen. Auch das Fensterbrett eignet sich dafür sehr gut.

Steht ausschließlich der Innenraum zur Verfügung, ist das Sprossen-Ziehen eine wunderbare Ergänzung zur alltäglichen Kost. Einige Unternehmen bieten Systeme zur Wandbegrünung an. Und selbst Ikea und Co haben den Bedarf an einfachen Mitteln zum Lebensmittelanbau verstanden und bieten Lösungen an.

Das Schöne ist, je kleiner der Raum, desto mehr Kreativität ist gefragt und auf einmal werden Innenwände zu Grünwänden und das geliebte Weckglas zum Mini-Gewächshaus. Trotzdem stellt das urbane Gärtnern eine kleine Herausforderung dar. Wichtig ist es, dabei Spaß zu haben, auszuprobieren und nicht zu verzweifeln, wenn es nicht sofort klappt.

Es ist natürlich schwierig, sich von Micro-Gärten zu ernähren (laut Studien wäre das aber sogar möglich), doch der Klein-Anbau gibt einem zumindest die Möglichkeit, gewisse Kräuter und Samen ständig und frisch verfügbar zu haben.

Verantwortung übernehmen, sich kümmern und die Früchte seiner Arbeit ernten. „Gärtnern“, egal in welchem Ausmaß, bedeutet, der Natur und den Lebensmitteln wieder ein Stückchen näher zu kommen und die Arbeit, die dahinter steckt, zu verstehen.

Mitten im Concrete Jungle finden wir wieder zu Ruhe, schauen den Pflanzen beim Wachsen zu und damit irgendwie auch uns selbst.

Was auch immer dein Traum vom Garten ist. Egal, ob du am Anfang deiner Versuche stehst oder schon erste Erfolge gefeiert hast, mit Pflanzen zu arbeiten ist eine unglaublich wertvolle und bereichernde Erfahrung und für mich die schönste Art der Meditation. Mitten im Concrete Jungle finden wir also wieder zu Ruhe, schauen den Pflanzen beim Wachsen zu und damit irgendwie auch uns selbst.

Headerfoto: via Stellamina. („Heal The World“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

Amina Stella Steiner möchte auf ihrem Blog STELLAMINA – ihre großen Leidenschaften Kreativität und Nachhaltigkeit kombinierend – Geschichten erzählen, die wirklich zählen. Sie möchte ihre Leser zum Staunen bringen, zum Lächeln und zum Lachen, aber auch zum Nachdenken und vielleicht sogar Mitmachen. No matter what people tell you. Words and ideas can change the world. (Foto: www.saskiastolzlechner.com)

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