Liebesrausch und Schwindelgefühle: Du und ich in meinem Gedankenkarussell Teil 2

Ich löschte alle Kerzen, stellte uns noch Wasser ans Bett und legte mich neben dich. Du zogst mich an dich heran, küsstest meinen Nacken und gabst mir nochmal das Gefühl, dass du hier mit mir bist und das alles ist, was gerade zählt… bevor du dich langsam umgedreht hast, weil du schlafen musstest.

Du zogst dich an, während ich bäuchlings auf dem Bett lag. Auch durch die Dunkelheit konnte ich deine Blicke auf meinem Körper spüren.

Später zogst du dich an, während ich bäuchlings auf dem Bett lag. Auch durch die Dunkelheit konnte ich deine Blicke auf meinem Körper spüren. Dass du mich mustertest, wie ich dort in meinem schwarzen Negligé lag… und ich mochte es. Und ich wollte gerne deine Gedanken lesen können, hätte gerne gewusst, was dir durch den Kopf ging, während du mich beobachtet hast. Gleichzeitig wusste ich, dass es gleich vorbei sein würde.

Ich habe dich noch zur Tür begleitet und dir gesagt, du sollst vorsichtig fahren. Du drücktest mich nochmal fest an dich und sagtest „Schlaf gut“, bevor du aus der Tür getreten bist und mir nochmal kurz gewunken hast. Ich bin sofort wieder ins Bett und habe mich in das Kissen und die Decke gekuschelt, in denen du die vergangenen Stunden gelegen hattest und ich mochte es sehr, dich zu riechen und so noch ein wenig zu spüren… bis ich dann auch endlich eingeschlafen bin.

Du wirst das hier nie lesen, aber meine Gedanken niederzuschreiben, befreit mich.

Nun ist der „Morgen danach“ angebrochen und ich spürte bis vorhin diese fast nicht zu ertragende Stille. Ich beschloss, mich hinzusetzen und das alles hier aufzuschreiben, um meine Gedanken auf irgendeine Art rauslassen zu können und es tut gut. Du wirst das hier nie lesen, aber meine Gedanken niederzuschreiben, befreit mich.

Ich schalte die Mitteilungserlaubnis für Tinder an und aus, bin mir unsicher, ob ich wissen möchte, wenn du mir geschrieben hast, oder ob ich von Zeit zu Zeit nachschauen und mich überraschen lasse, ob da eine Nachricht von dir wartet. Zumal ich vorgegeben hatte, dass ich mich melde, wenn ich meine, dass ich ok bin. Bin ich das?

Was dir fehlt und was ich brauche

Es wird immer genau so laufen. Du wirst zu mir kommen müssen, denn ein Treffen in deinen vier Wänden kommt für mich niemals nie in Frage – #offene Beziehung. Du musst dir überlegen, ob du den Weg auf dich nehmen möchtest, ob ich die Fahrerei wert bin. Vielmehr muss ich mir aber überlegen, ob die Treffen mit dir all‘ diese Fahrten auf dem Gedankenkarussell wert sind, denn so schön der Abend war, so sehr ich deine Blicke, deine Worte und die Berührungen möchte – irgendwas fehlt.

Ich mochte es, dass du unterschwellige Geräusche von dir gegeben hast, wenn du gemerkt hast, dass mir gefällt, was du da gerade mit mir machst. Und das hat es. Aber es gibt da leider doch: ein ABER.

Mir fehlt die Grobheit, die groben Handgriffe, mir fehlt, dass du mich einfach nimmst. Es gab zwischenzeitlich leichte Ansätze deinerseits, aber du bist nicht der grobe Typ. Du weißt, dass mir das gefällt, aber irgendwie bist das nicht du.

Du kannst dich nicht überwinden, traust dich nicht. Zumal du sagtest, dass du nicht wüsstest, wann ein Mann die Grenzen einer Frau überschreitet, und dass sich da für dich gewisse Unsicherheiten auftun, da wir uns auch nach dem zweiten Treffen eigentlich total fremd sind. Glaube mir, du willst gar nicht wissen, wie weit meine Grenzen von der entfernt sind, die du für zu weit hältst. Sie sind noch viel weiter weg!

Ich glaube, du suchst die Grenzen, die du meinst, nicht überwinden zu können.

Auf meine Frage, was du suchst, wenn du es außerhalb deiner Beziehung suchst, hast du damals geantwortet, dass es nichts Konkretes sei, auch keine unerfüllte Begierde. Aber ich bin mir sicher, dass da ganz viel ist, was du suchst. Ich glaube, du suchst die Grenzen, die du meinst, nicht überwinden zu können. Und ich glaube du willst ganz viel ausleben.

Vielleicht gibt es bei „uns“ kein „wir“

Aber ich glaube auch, dass wir dort nie ankommen werden. Vermutlich würden wir uns immer wieder auf die gleiche Art und Weise begegnen. Du kommst zu mir, wir reden, wir haben Sex, der gut ist, aber so richtig „Wow“ wird es wohl nie sein. Zumindest nicht für mich.

Und ich glaube, das könnte mir auf die Dauer zu langweilig werden. Zu langweilig im Vergleich zu „zu viel Gedankenkarussell und vielleicht zu viel Herzschmerz“. Ist es mir das wert?

Denn gerade stärkt mich, dass ich Tinder stumm geschaltet habe und nicht sehe, ob du mir – entgegen unserer Abmachung – nicht vielleicht doch geschrieben hast.

Diese Frage kann ich gerade nicht beantworten, aber ich mag jetzt auch nicht weiter darüber nachdenken. Denn gerade stärkt mich, dass ich Tinder stumm geschaltet habe, nicht sehe, ob du mir – entgegen unserer Abmachung – nicht vielleicht doch geschrieben hast. Vermutlich zerbrichst du dir den Kopf, wann und ob ich mich melden werde.

Und ich bin mir sehr sicher, dass, wenn ich nur ein wenig abwarte, Zeit verstreichen lasse, mich morgen meiner Arbeit widme und der Abend mit dir bald Stunden oder Tage her ist, ich nicht mehr versucht bin, dir zu schreiben. Ich bin sicher, dass dein Gedankenkarussell läuft und du dich, sollte ich mich nicht melden, über kurz oder lang bei mir melden wirst.

Weil ich glaube, doch einen bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen zu haben. Und du wirst die Tür nicht schließen, da bin ich mir relativ sicher, denn ohne arrogant sein zu wollen – ich weiß, dass du bei mir findest, was du angeblich nicht suchst.

Vielleicht meldest du dich auch nicht – in ein paar Tagen wird mir das bestimmt egal sein.

Vielleicht meldest du dich auch nicht – in ein paar Tagen wird mir das bestimmt egal sein. Solltest du dich melden, werde ich schauen, was du mir schreibst, wie du schreibst, und dann entscheiden, ob es eine Fortsetzung geben wird.

Bis dahin verbanne ich dich und meine Gedanken an dich in genau diesen Text hier und fahre das Notebook für die nächsten Tage runter. Wenn ich es – vermutlich am Donnerstag  – wieder benötige, habe ich hoffentlich kein Bedürfnis mehr nach Karussell-fahren und weiß, was das mit dir wird.

Den ersten Teil des Textes findet Ihr hier

Yvonne, lebt in Berlin und steht mit beiden Beinen äußerst fest im Leben. Gerade intern den Job gewechselt, dabei aufgestiegen und neben diesem Vollzeitjob ein berufsbegleitendes Studium zur Fachwirtin absolviert, ist sie mit sich und ihrem Leben eigentlich sehr zufrieden. Hadert aber hin und wieder doch mit dem Single-sein. Sie hofft, dass analoges Dating nach Corona wieder total hipp wird, glaubt aber fest daran, dass sie ihren Deckel noch findet, denn eigentlich ist sie so ein gesunder Mix aus fürsorglich, selbstbewusst, sich-immer-und-andere-kümmernd, beruflich erfolgreich und Femme fatale. 

Headerfoto: Polina Kovaleva (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.