„Guten Morgen“, so fangen die meisten unserer Nachrichten an. Doch heute bleibt mein Handy still. Draußen scheint die Sonne. Und das an einem Hamburger Wintertag. So selten, wie dieses Ereignis vorkommt, sollte man freudig aus dem Bett springen und das Leben feiern. Doch ich tue nichts anderes, als in den blauen Himmel zu starren und dabei zu versuchen, mein Gedankenkino abzuschalten. Es funktioniert nicht.
Du bist da. In meinem Kopf. In meinem Herzen. Du bist in meinen Gedanken ständig so präsent, dass du mir die Kraft nimmst, die dicke, schützende Bettdecke zurückzuschlagen und einen Fuß vor den anderen zu setzen. Denn wenn ich aufstehe, weiß ich, dass die Realität auf mich wartet. Mein warmes Bett beschützt mich, lässt mich in einer anderen Welt leben.
In meiner Traumwelt gibt es keine Zweifel, keine schlechten Tage. Ich hebe dort nur die guten Tage und Momente auf.
In meiner Traumwelt gibt es keine Zweifel, keine schlechten Tage. Ich hebe dort nur die guten Tage und Momente auf. Tage, an denen wir keine vielen Worte brauchten, um einander zu verstehen. An denen wir uns ansahen und zu einem einzigen Hier und Jetzt verschmolzen. An denen deine und meine Sorgen und Ängste keine Rolle spielten. Tage, an denen ich das seltene und besondere Gefühl hatte, alles schaffen und erreichen zu können. Egal, wie fern es manchmal erscheinen mochte.
Mit dir an meiner Seite fühlte ich mich unbesiegbar. Und Momente, in denen du mich zum Lachen brachtest. Momente, in denen ich in deinen Armen lag und mich so geborgen und geliebt fühlte, wie noch nie in meinem Leben. Momente, in denen mein Herz einer Batterie glich, die sich bei jeder deiner Berührungen aufzuladen schien.
Doch du bist nicht da, um meine Batterie aufzuladen. Dabei hätte mein Herz es so nötig. Ich habe es nackt, vor Leidenschaft und Sehnsucht pochend, auf den Tisch geworfen, habe dir mein Innerstes offenbart. So, wie ich es noch bei keinem Menschen zuvor getan habe.
Ich war bereit, alles auf Rot zu setzen. Doch hat es mir etwas gebracht?
Ich war bereit, alles auf Rot zu setzen. Doch hat es mir etwas gebracht? Noch immer hüpft die kleine weiße Roulettekugel durch die vielen kleinen Felder und das Rad hört einfach nicht auf, sich zu drehen. Es scheint, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie auf Schwarz oder doch lieber auf Rot stehen bleiben soll.
Du magst Schwarz. Es ist schlicht, unabhängig und einfach. Schwarz ist die sichere Bank, der gerade Weg. Rot hingegen ist auffällig, stark und irgendwie auch gefährlich. Doch ist es nicht genau das, was unser Leben ausmacht? Auch mal über den Tellerrand zu schauen und dem Unbekannten und Neuen eine Chance zu geben?
Wir alle kennen die klugen Sprüche „Wer viel riskiert, kann viel verlieren“ oder „Wer hoch hinaufsteigt, kann tief fallen“. Doch stell dir nur mal vor, wie viel man erreichen könnte, wenn man nur einmal im Leben mutig wäre und alles auf Rot setzte. Ohne zu wissen, was passiert und wo es einen hinführt. Wäre das nicht fabelhaft? Ich habe mich entschieden, mutig zu sein und alles auf Rot gesetzt. Wofür entscheidest du dich? Auf welchem Feld bleibt die Kugel stehen?
Teil 2 dieses Textes findest du hier.
Headerfoto: Remi Yuan via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt, Bild gecroppt.) Danke dafür!