Wo sind die überraschenden Begegnungen des Lebens, die einen Moment so zauberhaft erscheinen lassen? Ein Lächeln, welches über ein Gesicht fliegt, eine zarte Berührung, ein tiefer Augenkontakt? Manchmal vermisse ich das Unerwartete in Begegnungen, bei einem Flirt, das ein Kribbeln in meinem Körper auslöst. Bei dem man Aufregung verspürt, weil man sich nicht in algorithmischen Sicherheiten des heutigen Dating-Business wiegen kann.
Manchmal vermisse ich das Unerwartete in Begegnungen oder bei einem Flirt, das ein Kribbeln in meinem Körper auslöst.
Wir optimieren die Momentaufnahmen unseres Lebens mit Instagramfiltern, perfektionieren Dates schon im Voraus, überlassen nichts dem Zufall und wollen die endlose Kontrolle, damit unser begrenztes Leben nach einem durchdachten Plan verläuft.
Wir sind alle miteinander verbunden – und leiden dennoch an Einsamkeit. Wir sehnen uns nach Deep Talk und entkommen trotzdem nicht dem Gefühl, dass bei all den vielen Begegnungen die Tiefgründigkeit fehlt. The perfect moment, konsumierbar wie eine kühle Limo aus einem Getränkeautomat. Man zahlt, drückt drauf und stillt seinen Durst, bekommt seine Befriedigung nach Nähe, Zweisamkeit, Gemeinschaft, durchzechten Clubnächten und glitzerverwöhnten Festivals.
Wir verlieren die feinsinnigen Überraschungen des Lebens, weil wir zu sehr damit beschäftigt sind, auf unseren Bildschirm zu starren, mit dem wir täglich – ja sogar nachts! – verschmelzen. Wir lösen unsere Probleme, Sorgen und Wünsche digital.
Anstatt uns mit Gegenwärtigem auseinanderzusetzen, kreativ und aktiv zu werden, sind wir Marionetten einer faulen Konsumgesellschaft. Unbequemen, unwohlen Situationen müssen wir uns nicht mehr aussetzen, denn wir haben unser Smartphone, hinter dem wir unsere Unsicherheiten verstecken können.
Wir tun alles, um unsere Einzigartigkeit und Verletzbarkeit als Mensch nicht zu zeigen, obwohl diese für eine Gemeinschaft so wichtig wären.
Wir tun alles, um unsere Einzigartigkeit und Verletzbarkeit als Mensch nicht zu zeigen, obwohl diese für eine Gemeinschaft so wichtig wären.
Wir machen Momente zu Konsumware und realisieren dabei nicht, dass etwas anderes viel wichtiger ist als die Aneinanderreihung von Momentaufnahmen, die wir auf unserer Instagram Story teilen können. Die Zeit zeitlos machen, durch die konzentrierte Wahrnehmung unseres Gegenübers.
Wie schön könnte es sein, die Spontanität fließen zu lassen und sich komplett dem Moment hinzugeben? Begegnungen zu würdigen und sie mit Herzensgüte aufzunehmen? Menschen anzuschauen, ihnen ins Gesicht zu sehen, zu versuchen, ihre Gesichtszüge erzählen zu lassen und wieder Raum für Überraschungen zu schaffen?
Echte Gefühle und Reaktionen zu spüren, sich dadurch lebendig zu fühlen und das vielleicht für einen kurzen Moment mit jemand anderem zusammen. Sich Zeit zu lassen, um die Intensität des Lebens wieder zu spüren, die durch die Schnelligkeit oft verloren geht.
Traut Euch, Eure eigenen Emotionen wieder sichtbar zu machen, anstatt verschämt und überfordert den Bildschirm zu fixieren!
Traut Euch, Eure eigenen Emotionen wieder sichtbar zu machen, anstatt verschämt und überfordert den Bildschirm zu fixieren! Lächelt Eure Sitznachbarn in der Bahn doch einmal an, zwinkert der Oma auf dem Gehweg zu, entfacht Eure Neugier aufs Leben und erfreut Euch an diesem, denn es kann wie eine Wundertüte voll Unerwartetem sein! Lasst Euch vom Leben mit seinen erfrischenden, spontanen Begegnungen überraschen!
Headerfoto: Pärchen am Strand (Stockfoto) via Dean Drobot/Shutterstock. („Wahrheit oder Licht“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!
Richtig schöner Artikel und sehr wahr. Hat mich sehr berührt und ich hatte Gänsehaut beim lesen.
Berührende Worte!