Die irrsten Fetische, von denen du (vielleicht) noch nie etwas gehört hast

Achtung, wir haben eine kleine Meldung für die Welt: Menschen haben Sex. Echt. Viele von den Menschen auf dieser Erde haben Sex. Geile Sache. Dabei turnt aber jeden von ihnen etwas Anderes an: Manche mögen Blümchensex, andere stehen auf Sex erst nach der Hochzeit und wieder andere stehen auf SM und Lack und Leder in Varianten, da würden selbst den Fifty-Shades-of-Grey-Leser*innen die Ohren schlackern.

Und dann gibt’s wieder welche, die haben ganz andere sexuelle Vorlieben. Vorlieben, von denen ihr vielleicht bis jetzt noch keine Ahnung hattet, die es aber trotzdem gibt. In starker Ausprägung nennt man solche sexuellen Vorlieben auch Fetische. Ihr habt davon noch nie was von Forniphilie und Looning gehört? Kein Problem, im gegenteil klärt auf mit dieser Liste der besten Fetische.

Was ist ein Fetisch?

Der Begriff Fetisch kommt einerseits in dem religiösen/kultischen und spirituellen Bereich vor und bezeichnet einen angebeteten Gegenstand, dem magische Eigenschaften zugeschrieben werden. Der sexuelle Fetischismus ist eine “von der Norm abweichende” sexuelle Neigung, bei der meist ein (unbelebter) Gegenstand, aber auch nicht selten bestimmte Körperteile oder auch Praktiken als “sexuelle Stimuli” fetischisiert werden und der sexuellen Erregung dienen.

Kennt man ja: Fußfetisch, an getragener Unterwäsche von Fremden schnuppern oder die Lust am Rummatschen mit Essen (Sploshing). Wir bei im gegenteil mögen selbstverständlich in diesem Zusammenhang nicht von “normal” oder “unnormal” sprechen. Man könnte eher sagen, dass manche sexuelle Neigungen nicht unbedingt die Regel sind, aber deswegen noch lange nicht als krank oder psychisch bedenklich gelten.  

Ist jeder Fetisch auch “pervers”?

Natürlich gibt es auch im Fetischismus Ausprägungen, die möglicherweise ungesund sind und vielleicht eine therapeutische Behandlung zumindest als ratsam erscheinen lassen. Das nennt man dann paraphilic disorder. Bestimmte Fetische gelten meist erst dann als krankhafte Störung, wenn andere Leute dadurch gegen ihren Willen verletzt werden oder die Fetischist*innen selbst durch ihre Neigung einen Leidensdruck verspüren und/oder ihn zwanghaft ausüben müssen. Bei allen anderen Neigungen gilt: Whatever floats your boat! Solange du niemanden mit deinem Fetisch bedrängst und die Auslebung nicht illegal ist, lieben wir dich so, wie du bist – und liebst!

Gar nicht so verrückt: Looning

Looning hat, entgegen der vielleicht ersten Assoziation, nichts mit verrückt sein zu tun, sondern kommt von dem englischen Wort “Balloon” und bezeichnet die Lust an naja, eben Ballons. Bei GQ hat die Erotik-Kolumnistin Mimi Erhardt (von Mimi und Käthe, gibt‘ momentan leider nicht mehr) einen ausführlichen Bericht über Looning als sexuelle Neigung verfasst. Die Looner empfinden besondere Lust sowohl am gummigen Material, an der zärtlichen Behandlung von Luftballons als auch an den Geräuschen bei der Reibung daran, bis hin zum lauten Knall beim Zerplatzen. 

Formicophilie: trippel trappel, (winzig) kleine Füße

Die Formicophilie ist eine besondere Art der Zoophilie und  beschreibt die Vorliebe für alles, was kreucht und fleucht. Genauer gesagt ist es so, dass Leute, die diesen speziellen Fetisch pflegen, sexuelles Vergnügen daran empfinden, wenn kleine Tiere wie Käfer oder Ameisen über ihren Körper laufen und dabei ein kribbeliges Gefühl verursachen – oder sie sogar beißen. Gute Nachrichten für alle Z-Promis mit diesem Fetisch: Im Dschungelcamp kann man diese Vorliebe sogar gegen eine Gage ausleben. 

Forniphilie – die Lust an der Verkörperung eines Möbelstücks

Hand aufs Herz: Ich glaube, jeder Mensch erfreut sich an schönen Möbeln. Denn schöne Möbel machen Wohnungen schön. Und gemütlich. Etwas seltener dürfte da schon der Wunsch danach sein, selbst ein schönes Möbelstück zu werden und leidenschaftlich gerne so zu tun, als wäre man ein eleganter Stuhl oder Tisch. Bei der Forniphilie geht es genau um diese Neigung. Die Forniphilie ist eine Spielart des BDSM, bei der man sich (als Devoter Teil der Beziehung, auch “Sub” genannt) durch kunstvolles Verschnüren zu einem Möbelstück umfunktionieren lassen kann, das der oder die Partner*in (der “Dom”) dann gebraucht. Besonders beliebt sind neben Stuhl und Tisch übrigens auch der Kerzenhalter, Aschenbecher oder auch die Toilette. Abenteuerlich. 

Oculolinctus: Ich hab deine Augen zum Lecken gerne

Oculolinctus – oder einfacher ausgedrückt: “Eyeball-Licking” – ist ein Fetisch, bei dem sexuelle Lust durch das Ablschlabbern des partnerlichen Augapfels und vice versa empfunden wird. Laut dem Stern schlug diese Neigung besonders in Japan vor einigen Jahren große Wellen. Allerdings denke ich, dass es Augenschlecker-Fetischist*innen überall geben dürfte. Das Problem dabei ist: Diese Praxis ist höchst unhygienisch und kann zu bakteriellen Infektionen oder Bindehautentzündungen sowie auch dauerhaften Verletzungen am Auge führen. Dann vielleicht doch lieber der folgende Fetisch, wenn ihr da flexibel seid. 

Mein Freund, der Baum: Dendrophilie

Erinnert sich noch jemand an den Klimastreik am 29. November letzten Jahres? Ich bin damals mit einem Schild durch Berlin gelaufen, auf dem in bunten Lettern stand: “Bäume sind sexy”. Leute, die zu der sogenannten Dendrophilie neigen, würden mich in jedem Fall in dieser Aussage bestärken. Aber während ich mit diesem Schild lediglich auf die Wichtigkeit von Bäumen und anderen Grünpflanzen für unsere Luftqualität und das Erdklima aufmerksam machen wollte, finden Dendrophilist*innen Bäume wirklich richtig sexy – sie fühlen sich zu Bäumen hingezogen und verspüren auch ein sexuelles Verlangen nach ihnen. Die Art des Baumes oder das Alter spielen dabei, laut Focus, keine Rolle. Gut zu wissen.

Falls ihr diese Fetische schon kanntet oder vielleicht selbst den einen oder anderen pflegt: nichts für ungut! Dieser Artikel sollte lediglich für mehr Aufklärung und Toleranz in Erotik- und Liebesdingen sorgen. Jeder Mensch darf seine sexuellen Neigungen und Fetische haben und auch ausleben, solange dabei niemand anderes widerwillig zu Schaden kommt und auch ihr selbst nicht dabei leidet. Außer das Augen-Lecken vielleicht, das scheint echt nicht so mega gesund zu sein. Anyway, seid lieb zueinander. <3 

Headerbild: Stockfoto von Family TV/Shutterstock. („Körperliches“-Button hinzugefügt.) Danke dafür! 

LINDA hat an Heiligabend Geburtstag, kommt aus dem Rheinland, ist aber im Herzen Hamburgerin. Sie hat Literatur in Bonn und Hamburg studiert und mit einer Arbeit über die Liebe abgeschlossen. Für die Liebe ist sie auch nach Berlin gezogen. Bei im gegenteil liest sie deswegen auch Liebesbriefe und sorgt dafür, dass diese hübsch gemacht sind für dieses Internetz.

1 Comment

  • Hallo Ihr Lieben, gerade bin ich auf Eure Seite gestoßen. Eure Beiträge sind wirklich gut geschrieben und ich kann Vielem nur zustimmen. Ich bin ebenfalls „Looner“ und hab mich natürlich gefreut, das hier zu finden. Auch wenn „irr“ natürlich in alle Richtungen gewertet werden kann. 😉
    Aber ja, die Welt ist bunt, und Viele hätten es leichter im Leben, wenn sie sich nicht schämen müssten. Diversity ist angesagt. Und sein, wie man will, gibt Freiheit und schützt vor Depression.
    Also bitte, weitermachen. 🙂

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