Immer weiter auf dem Lebensweg? – Bitte nicht! Ich will einfach nur in Ruhe überfordert sein

„Calm your mind darling. You’re on no one’s journey but your own. Pace yourself and live your life the way you want to.“

Schöne Quote. Wirklich. Treffend, knackig und mit einer wichtigen Message. Wir sollten alle kurz innehalten und durchatmen, um diese Worte sacken zu lassen und tadaaaa …

Nichts tada!

Denn es sind nicht immer äußere Umstände, die uns hemmen, dem eigenen Leben freien Lauf zu lassen. Manchmal sind es auch innere. Manchmal würde die ganze Umwelt am Spielfeldrand deines Lebens stehen und dir bei jedem Schritt zujubeln.

Egal, ob dieser Schritt vor oder zurück geht. Sie freut sich mit dir, wenn du den Ball angeflogen kommen siehst, ihn galant annimmst und damit deine nächsten grandiosen Spielzüge ausformst.

Natürlich kann das Leben auch mal Schläge bereithalten, deren Wucht einem Golfball im Gesicht gleichen.

Genauso ist sie auch bereit, dir ermutigende und aufbauende Worte zuzurufen, wenn du den Ball mit voller Wucht ins Gesicht geklatscht bekommst und dich das zum Fallen bringt. Gar kein Problem, denn spätestens danach weißt du, dass Bälle nicht immer vorhersehbar sind, sondern auch mal von links oder rechts angeflogen kommen können.

Zack bist du wieder auf den Beinen und auf deinem Weg Richtung Tor … oder Netz … oder Korb oder wo auch immer man mit einem Ball abbleiben kann. Für die Golf-Fans meinetwegen auch Loch.

Damit die Metapher aber weiterhin schön und rund bleibt, müsst ihr euch allerdings für das „Ball annehmen“ selber eine passende Alternative ausdenken. Und eventuell mit einplanen, dass man nach dem Part mit dem Gesicht vielleicht gar keine Bälle mehr angeflogen kommen sehen kann.

Überforderung statt Tatendrang

Natürlich kann das Leben auch mal Schläge bereithalten, deren Wucht einem Golfball im Gesicht gleichen, aber darum geht es an dieser Stelle nicht. Es geht viel eher darum, dass wir den Ball und somit die Ausgangsposition für unsere nächsten Schritte bereits in den Händen halten.

Auch der Support am gesamten Spielfeldrand ist da. Und was tun wir? Wir schauen ratlos umher. Statt uns vom Tatendrang packen zu lassen, sind wir zugegeben leicht überfordert mit der ganzen Situation.

Wir könnten loslegen zu dribbeln, zu prellen, zu schießen, zu werfen, zu rollen und meinetwegen auch zu jonglieren. Aber was ist die beste Option? Ganz zu schweigen davon, dass wir keine Ahnung haben, wohin wir überhaupt laufen sollen.

Wir sind so unfassbar privilegiert und könnten genau das machen, was unser Herz uns sagt. Das Problem: Wir müssten erstmal herausfinden, was genau das ist.

Die Welt steht uns offen. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Wir sind so unfassbar privilegiert und könnten genau das machen, was unser Herz uns sagt. Das Problem: Wir müssen erstmal herausfinden, was genau das ist. Die Gründe, warum wir das nicht wissen, sind vielfältig.

So können uns Ängste zurückhalten, Erwartungsdruck lähmt unsere Beine, gesellschaftlich „für normal befundene“ Lebenswege nehmen uns die Kreativität, schlechte Erfahrungen verderben die Abenteuerlust, vergangenes Scheitern belegt uns mit Scham und hat den letzten Funken Mut ausgelöscht und der Blick raus aus der Komfortzone und rein ins Unbekannte macht uns nervös.

Stillstand statt Reise

Die Gründe für die Ratlosigkeit und Überforderung sind mindestens genauso vielzählig wie die Optionen, die es für großartige Lebenswege gibt. Das Schlimmste, was in solchen Situationen noch hinzukommen kann, sind Quotes wie oben. Journey? Reise?! Welche fucking Reise??? Ich stehe!!!

Klar, ich habe den Ball gefangen und mir somit das Loslaufen geebnet, aber ich stehe. An guten Tagen gucke ich auch. An schlechten sind noch nicht einmal die Augen in Bewegung, weil die ganzen Optionen nur das Gefühl der Überforderung verstärken. Also Augen zu und ausblenden. Das erste ist sogar recht klug (das ignorante Ausblenden eher weniger, immerhin wollen wir alle ja trotzdem als reife Erwachsene gelten).

Aber durch geschlossene Augen kann keine Ablenkung von außen stattfinden und es öffnet sich die Möglichkeit für den Blick und das Reinfühlen ins Innere. Eine weitere Sache, die wir immer mehr verlernen by the way – aber dieses Fass können wir an anderer Stelle öffnen.

Ich pausiere, richte mich neu aus und versuche, nicht von Sinnkrisen übermannt zu werden.

Weiter im Kontext, der da war: stehend auf dem Spielfeld, geschlossene Augen, Ball in der Hand, erwartungsfreudiges Publikum an der Seite, pseudomotivierende Quotes an der Bande und vorsichtige Versuche, mit dem Herzen zu kommunizieren. Etwa so sehe ich gerade aus. Das ist der Grund, warum hier der Leitfaden fehlt und ich die Hoffnung auf einen Plot Twist nehmen muss.

Denn kluge Ratschläge habe ich für solche Situationen noch nicht. Ich mache auf meiner Reise gerade Halt. Ich pausiere, richte mich neu aus und versuche, nicht von Sinnkrisen übermannt zu werden. Ich schätze, das gehört auch mal dazu.

Es geht also ums pure Aushalten. Ums Aushalten und ab und zu mal durch die geschlossenen Augen zu blinzeln, um den Bezug zur Außenwelt und die eigene Motorik nicht gänzlich zu verlieren. Denn Fakt ist: Solange man irgendwie in Bewegung bleibt und nicht in vollständiger Passivität verharrt, wird dein Reisestopp kein Dauerzustand.

Solange man irgendwie in Bewegung bleibt und nicht in vollständiger Passivität verharrt, wird dein Reisestopp kein Dauerzustand.

Manchmal kann es ein weiterer angeflogener Ball sein, der auf einmal die Richtung vorgibt. Manchmal kann plötzlich ein:e Co-Spieler:in erscheinen mit dem:der aus dem Nichts alles ganz klar wird. Manchmal ist es genau dieses Stehenbleiben und Augen schließen, was es gebraucht hat, um anschließend neuen Anlauf nehmen zu können und manchmal gibt es einfach Eingebungen, durch die sich alles fügt.

Fazit: Solche Phasen sind anstrengend – überfordert zu sein und keine Ahnung zu haben, wie die nächsten Schritte aussehen sollen, ist okay und ab und zu die Ausblendetaktik zu fahren, ist genauso vertretbar, wie gut gemeinte Quotes niederzumachen. Dein Flow und die Lebensdynamik kommen zurück. Denn nichts ist von Dauer – Anpfiff, Abpfiff und so weiter …

Janna steht auf Struktur und Tiefe in einer häufig ungeordneten und oberflächlichen Welt. Sie schätzt ehrliche Umarmungen, die Fähigkeit, Gefühle und Emotionen zu zeigen und erkennt den Wert hinter der nächtlichen „Bist du gut nach Hause gekommen?“-Frage. Manchmal kriegt sie Herzrasen von zu viel Kaffee und manchmal von schönen Begegnungen. Manchmal findet sie Inspiration in Kunst, Persönlichkeiten und Worten und manchmal in Dingen wie Mode, Make-up und gut gefüllten Weingläsern. Wie so oft im Leben gilt auch bei ihr: It‘s all about the balance. Cheers! Mehr von Janna gibt es auf Instagram.

Headerfoto: Franco Figueroa via Unsplash. („Wahrheit oder Licht“-Button hinzugefügt und zugeschnitten.) Danke dafür.

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