„Ich bin dir egal, du mir hoffentlich bald.“ Vom Festhalten und Loslassen

Es war ein Jahr voller Hoffnungen, Schmerzen und Warten. Ein Jahr lang habe ich gehofft, dass ich es sein könnte. Die Eine, mit der du zusammen sein möchtest. Ich habe geglaubt, gedacht und mir gewünscht, du würdest meinen, was du sagst. Doch du hast du dich für jemand anderes entschieden und bist einfach gegangen, ohne dich zu verabschieden.

Nicht mal ein ‚Leb wohl‘, ein Blick oder eine Notiz war ich dir Wert. Am Ende, keine Güte. Deine Luftschlösser waren so wunderbar real. Dein Verhalten Zucker für meine verletzte Seele. Ich war ein Lückenfüller, der die Leere in dir füllte.

In einem klaren Moment kann ich sehen, dass mein Körper das Einzige war, was du wolltest.

In einem klaren Moment kann ich sehen, dass mein Körper das Einzige war, was du wolltest. Ich dachte, es würde reichen. Ich dachte, ich wäre am Zug, als deine Beziehung zu M. im Sommer beendet war. M. hatte mit dir Schluss gemacht. Nicht du mit ihr. Deine Lügen und Widersprüche waren ihr genug. Und sie war stark genug, es endgültig durchzuziehen und sich von dem emotionalem Chaos zu befreien.

Ich hätte mir diese Stärke für mich gewünscht. Stattdessen hielt ich an etwas fest, das nie war. Die paar Stunden, die du mir gabst, reichten offenbar, um es nicht zu sehen: Deine Gleichgültigkeit. Dass es dir egal ist, dass du mich verletzt, was ich fühle und was mit mir passiert. Ich war temporär, wie unsere gemeinsame Zeit hier. Ich hatte solche Sehnsucht danach, mehr mit dir zu teilen.

Ich hatte solche Sehnsucht danach, mehr mit dir zu teilen.

Doch du hast nicht mal gekämpft. Niemals in Betracht gezogen, ich könnte mehr sein als nur der schöne Körper, der dir Wärme, Geborgenheit und Nähe gab, als du sie brauchtest. Nicht mal für M. konntest du kämpfen. Ich wollte und konnte es nicht sehen, ich wollte dich zu sehr. Konnte dein wahres Ich nicht erkennen. Habe mich zurückgehalten und vorgetäuscht, ich würde nicht bemerken, was du für ein Spiel spielst und habe mitgespielt.

Nur um wenigstens ein bisschen zu bekommen, was ich missverständlicherweise als eine Art Nähe und Leidenschaft verstanden habe. Es war ein Jahr voller Höhen und Tiefen, ein ständiges Auf und Ab, das mir immer noch zu schaffen macht, während du einfach fortgezogen bist und alles zurückgelassen hast.

Es war ein Jahr voller Höhen und Tiefen, ein ständiges Auf und Ab, das mir immer noch zu schaffen macht, während du einfach fortgezogen bist.

Und jetzt bist du zurück in der polnischen Heimat und fängst dein neues altes Leben an. Mit einer neuen Wohnung und einer neuen Frau, die du anfangs noch mit mir betrogen hast. Weil du keinen klaren Cut machen konntest, nicht wusstest, was du wolltest. Nicht wiederstehen konntest, als ich dein ‚nein‘ nicht akzeptieren wollte.

Anstatt zu gehen, blieb ich und verletzte mich selbst mehr denn je. Und unsere Geschichte endet hier. Für immer. Denn du bist dort und ich bin hier. Ich bin dir egal, du mir bald. Du bist ein Geist. Dein Name steht noch am Briefkasten. Deine Wohnung längst bewohnt. Ich habe mir so gewünscht diejenige zu sein, mit der du sein möchtest. Doch du bevorzugst sie, die in deinen Augen besser zu dir passt. Deinen Wert hebt und dich in die Heimat zurückholte.

Du bist dort und ich bin hier. Ich bin dir egal, du mir bald.

Und ich sollte froh sein, mich befreit fühlen. Doch wo ist dieses Gefühl, wenn man es fühlen sollte? Denn der Schmerz, den du mir, den ich mir selbst zugefügt habe, ist so viel größer, als jede Hoffnung. Als wir das dritte Mal miteinander schliefen, sagtest du ohne Vorwarnung, du willst nichts Ernsthaftes, willst solange du noch hier bist eine gute Zeit haben, ohne Verpflichtungen. Ich glaubte dir, bis ich herausfand, dass du in einer Beziehung warst.

Sagtest später, nach unserem Ende, es sei eine offene Beziehung gewesen. M. erzählte mir das Gegenteil. Eine Beziehung, die 1200 km weit weg wohnte und somit unbemerkt blieb.  Ich sagte nichts. Aus Angst es wäre vorbei, wenn ich dich damit konfrontieren würde. Hoffte weiterhin, ein Stück von dir zu bekommen. Hoffte, du würdest genauso empfinden, als unsere Treffen im August und September wöchentlich wurden.

Ich sagte nichts. Aus Angst es wäre vorbei, wenn ich dich damit konfrontieren würde.

Ich war so blind und süchtig nach dir. Du bist gut im Vortäuschen, Lügen, Betrügen und Manipulieren. Denkt man gar nicht, wenn man dich sieht. So unschuldig und zahm. Und gerade deshalb so toxisch und gefährlich. Deine Intuition war mein Killer. Wäre ich rückblickend meiner Intuition gefolgt, so hätte ich bereits nach dem ersten Date beschlossen, dass du Geschichte bist. Doch ich forcierte unser Verhältnis und pushte es, weil ich es unbedingt wollte, dich anziehend und stimulierend fand.

Ungeduldig auf der Suche nach dem nächsten Kick, dem nie endenden Nervenkitzel, ob ich es diesmal schaffe. Immer die Jägerin, nie die Gejagte. G. ist jetzt deine Neue. Deine neue Trophäe, deren Erfolg auch dir gut steht. So künstlerisch aktiv und ambitioniert, wie du dich auch sehen und sein möchtest. Ist es am Ende also nur eine Sache des Timings? Oder wiederholst du dein Verhalten auf eine andere Art und Weise immer und immer wieder, weil sich ungelöste Familienprobleme nicht mal eben wegradieren lassen?

Wieso konnte ich dich nicht früher ziehen lassen?

Wieso konnte ich dich nicht früher ziehen lassen? Die meiste Zeit des Jahres habe ich dich analysiert. Mir irgendetwas überlegt, was dein Verhalten bedeuten, ja sogar rechtfertigen könnte. Als wärst du ein Rätsel, das es zu lösen gilt. Dabei warst du einfach du. Du bist Meister des ersten Eindrucks. Doch darüber hinaus ein kläglicher Versager in Sachen Empathie und Selbstreflektion.

Und nun bist du Geschichte, endgültig, ein Phantom, dass mich überall geblockt hat, wo es konnte. Aus den Augen, aus dem Sinn. Ein böser Traum aus dem ich langsam erwache, nüchtern werde. Du ließest mich zur schlimmsten Version meiner selbst werden. Ich war so wütend auf dich und auf mich. Wütend darauf, dass du zu schwach und feige warst, es ordentlich zu beenden und ich nicht die Kraft hatte, zu gehen und ehrlich zu mir zu sein und den Krieg brauchte, um dich und mich zu verstehen.

Ein böser Traum aus dem ich langsam erwache, nüchtern werde. Du ließest mich zur schlimmsten Version meiner selbst werden.

Du warst wie ein Vampir, der mir jegliche Energie ausgesogen hat, um damit deinen Akku zu laden. Ich war der Junkie. Die Chancen, alles ins Gute zu wenden und Milde walten zu lassen, waren da. Die Dinge so zu nehmen, wie sie am Ende sind. Fünf Mal gab uns das Universum die Möglichkeit Frieden zu schließen. Fünf Mal hast du die Gelegenheit der Konfrontation ignoriert. Diesmal war das Timing perfekt: 2019 begann mit dir. 2020 habe ich beschlossen, dich dort zu lassen.

Karo schreibt meistens nur für sich, um Gedanken auf Papier zu zähmen und zu sortieren. Inspiration findet sie in der Kunst. Leichtigkeit im Yoga. Die Liebe vielleicht 2020.

Headerfoto: Stockfoto von Alex Kotlov/Shutterstock. („KATEGORIE“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

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