Slogans wie ”Feminist”, ”Girls support girls” und ”This is what a feminist looks like” zieren die T-Shirts und Tops in den Bekleidungsgeschäften und Online-Verkaufsseiten westlicher Länder. Viele Menschen fragen sich: Ist das feministisch? Soll das feministische Mode sein?
Zu Recht wird von Feminist*innen selbst, aber auch von Anti-Feminist*innen kritisiert, dass die Kleidung in entwicklungsschwachen Ländern von Mädchen und Frauen hergestellt wird, die für einen Hungerlohn und unter schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten müssen.
Sie werden ausgebeutet, damit – so lautet die Kritik – Frauen im Westen mit erhobener Brust politische Statements, die für Solidarität unter Frauen stehen sollen, auf der so modisch-“woken” Kleidung präsentieren können. Im normalen Alltag, auf sozialen Medien, beim Women’s March.
Es wird kritisiert, dass die Kleidung von Frauen hergestellt wird, die ausgebeutet werden, damit Frauen im Westen politische Statements präsentieren können.
Es war 2014, als Karl Lagerfeld mit seinen Models bei der Präsentation der Chanel-Frühlingskollektion eine feministische Demonstration inszenierte. Ist das Feminismus oder nur Marketing wurde gefragt. Vermutlich ging es Lagerfeld eher ums Geld. Das Auffangen eines Trends. Feminist*innen galten nicht mehr als unmodische lila Latzhosen-Trägerinnen, nein – sie waren oftmals jung und aufgeschlossen, kaufkräftig, hip und „empowered“. Daraus musste Kapital geschlagen werden.
In der Modeindustrie geht es um Geld. Die großen und kleinen Modehäuser möchten verkaufen. Moderne Frauen posten auf sozialen Plattformen wie Instagram über feministische Themen. Man ist nicht mehr wie früher die „behaarte Männerhasserin“, und wenn man behaart ist, sieht man dabei ästhetisch aus.
Feminismus lässt sich gut verkaufen. Man kann nämlich „gut aussehen” und dabei gleichzeitig Konsumentin und Feministin sein.
Feminismus ist seit ein paar Jahren „in”. Der Mainstream-Feminismus ist ein liberaler Feminismus. Die bestimmenden Themen sind unter anderem sexuelle Freizügigkeit, die Unterstützung der Porno-Industrie und Enttabuisierung von Sexarbeit. Der liberale Feminismus lässt sich gut verkaufen. Man kann nämlich „gut aussehen” und dabei gleichzeitig Konsumentin und Feministin sein.
Ist es daher gut, wenn meist junge Frauen diese scheinbar feministische Mode kaufen?
Ja und nein.
Selbstverständlich ist es von Feminist*innen abzulehnen, dass die so frauenpositiv-scheinende Kleidung von Mädchen und Frauen in Asien genäht und dann im Westen verkauft wird. Doch zumindest beschäftigen sich die Feminist*innen in der westlichen Welt mit Feminismus und stehen dazu, schämen sich nicht mehr.
Denn auch wenn Feminismus nicht mehr so einen schlechten Ruf hat und die feministische Bewegung von aufgeklärten, modernen Menschen unterstützt wird, sind längst noch nicht alle Menschen über die Missstände in der Modeindustrie aufgeklärt.
Kleidung mit feministischen Statements bietet Berührungsfläche mit dem, was Feminismus sein könnte.
Kleidung mit feministischen Statements bietet Berührungsfläche mit dem, was Feminismus sein könnte. Es ist oberflächlich, aber es ist eine erste Begegnung und eine Botschaft nach außen: „Seht her, ich bin Feministin.“ Frau schämt sich nicht, denn es gibt nichts, worüber man sich schämen muss. Frau ist stolz und das ist gut.
Und: Frau zeigt anderen Frauen, dass sie stolze Feministin ist. Lieber ein*e Instagram-Influencer*in, der/die für Feminismus steht und so auch als Vorbild für ihre Follower*innen voran gehen kann, als ein*e konservative Anti-Feminist*in, der/die zum millionsten Mal verkündet, warum er/sie „den“ Feminismus ablehnt. Frauen seien „kein Opfer“, „Frauen gehe es hier doch gut“. Es ist immer das Gleiche. Dann lieber eine kluge, moderne Frau mit einem feministischen Slogan auf der Brust. Aber es gibt einiges zu kritisieren:
Nicht nur die Herstellung der feministischen Mode und die Kritik an dieser sind etwas, womit man sich beschäftigen muss. Diesen Sommer wurde bekannt, dass Alan Martofel, Gründer und CEO des feministischen Modelabels „Feminist Apparel“, Frauen sexuell belästigt hatte, bevor er seine Berufung als feministischer Geschäftsmann gefunden und seine Idee zu Geld gemacht hatte. Als Angestellte des Betriebs daraufhin seine Kündigung forderten, entließ Martofel diese.
Ein gutes Herz? Passiert selten im Kapitalismus.
Wir wissen nicht immer, wer hinter feministischer Mode steckt und was deren Beweggründe sind. Ein gutes Herz? Passiert selten im Kapitalismus. Beauty- und Mode-Label und andere Großkonzerne, die auf einmal auf “body positivity” und Inklusivität setzen, sind nicht immer authentisch und man sollte, wenn es um Geld geht, nicht zu naiv sein.
Ist es egal, ob man feministische Mode trägt, die von ausgebeuteten Frauen genäht wurde, weil das Top ohne feministischen Bezug auch von diesen Frauen genäht wird? Nein, das wäre scheinheilig. Dass die Tops, Pullover und T-Shirts eben nicht Fair Trade sind – das muss kritisiert werden. Warum nicht jemand unterstützen, der eigene Mode, Mode mit feministischen Aufdrucken, verkauft oder warum nicht selbst machen?
Warum nicht mit Frauen fair zusammenarbeiten?
Wir alle sollten unser Konsumverhalten hinterfragen und uns Gedanken über Fast Fashion machen. Und ja, einfach weniger kaufen. Die Kritik an feministischer Mode sollte eine Kritik an aller Mode sein. Es ist nur ein kleiner Ansatz. Feministische Mode ja, aber nicht ohne sich vorher Gedanken gemacht zu haben, was man mit dem Kauf dieser Mode unterstützt.
Headerfoto: GREG KANTRA via Unsplash. („Heal the World“-Button hinzugefügt, Bild gecroppt.) Danke dafür!