Getrennt vom Partner wohnen? – Warum ich manchmal lieber alleine leben würde als zusammen mit meinem Freund

Wenn man in einer monogamen Beziehung lebt, dann ist für die meisten irgendwie klar, dass man früher oder später zusammen zieht. Getrennt vom Partner wohnen ist meistens keine Option. Aber warum eigentlich? Was macht das Zusammenziehen mit einer Beziehung? Und was sind die Benefits des Living apart together?

Ich bin in einer Beziehung, mit einem Mann. Und ja, ich liebe diesen Mann und nochmal ja, ich wohne auch mit ihm zusammen. Letzteres hat sich irgendwie so ergeben. Als ich mit meinem Studium fertig war, habe ich meinen Wohnort nach einiger Zeit verlassen, um in einer anderen Stadt ein Volontariat anzutreten.

Dass ich gut ein Dreivierteljahr zuvor in der neuen Stadt besagten Mann kennengelernt hatte, mit dem ich bis zu diesem Punkt eine Fernbeziehung führte, war für mich nicht unbedingt ausschlaggebend dafür. Ihm von nun an für mindestens ein Jahr rein räumlich näher sein zu können, war mehr eine Art Bonbon obendrauf. Getrennt vom Partner wohnen war erstmal keine Option.

Die erste gemeinsame Wohnung

Aus dem einen Jahr probeweise zusammen wohnen sind nun zwei geworden und ich habe meine Wohnung an meinem ursprünglichen Wohnort Anfang dieses Jahres aufgelöst.

Wir leben also nun zusammen. So richtig, mit gemeinsamem Klingelschild, mit jeden Morgen gemeinsam aufstehen (okay, meistens stehe ich zuerst auf), mit abends gemeinsam überlegen, was wir zu Abend essen wollen, gemeinsam entscheiden, was danach auf Netflix durchgesuchtet wird.

Wir leben also nun zusammen. So richtig, mit gemeinsamem Klingelschild, mit jeden Morgen gemeinsam aufstehen.

Und das ist schön! Wirklich! Oft ist das wirklich sehr schön – aber für mich persönlich wäre das für eine gute Beziehung gar nicht nötig. Ich war genauso glücklich und fand es mindestens genauso schön, als ich noch getrennt von meinem Partner gewohnt habe, als jeder noch in seiner Stadt und in seiner Wohnung wohnte. Zusammenzuziehen ist für mich persönlich nichts, das eine Beziehung unbedingt besser macht – oder stabiler.

Hier und da denke ich mir nämlich, dass ich auch gerne wieder alleine leben würde. Einfach weil ich gerne auch mal für mich alleine bin. Ich weiß, was manche von Euch jetzt denken: „Offensichtlich schafft Ihr es nur nicht, Euch Eure eigenen Leben beizubehalten. Nur weil ihr zusammengezogen seid, müsst Ihr doch nicht rund um die Uhr Zeit miteinander verbringen. Man kann ja auch zusammen wohnen, und trotzdem mal alleine sein.“

Gemeinsamer Alltagsmist

Das stimmt, aber das ist gar nicht so leicht wie es klingt. Und vor allem: Man kann auch wunderbar zusammen sein, ohne unbedingt zusammen zu wohnen. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass getrennt vom Partner zu wohnen auch förderlich für eine Beziehung sein kann. Gerade dann, wenn man daran interessiert ist, sie lange am Leben zu erhalten. Meine Hypothese lautet nämlich: Die meisten Beziehungen scheitern nicht an der ausbleibenden Liebe, an Gewalt, am Fremdgehen oder anderen drastischen Gründen. Die meisten Beziehungen, zumindest in meiner Generation, scheitern an zu viel Alltagsmist.

Um einige Beispiele zu nennen: morgens, noch eine Stunde bevor der eigene Wecker klingelt, alle zwei Minuten vom Snooze-Alarm des anderen geweckt werden. Abends gemeinsam überlegen, was man zu Abend essen will und was man danach bei Netflix durchsuchtet.

Die meisten Beziehungen scheitern nicht an der ausbleibenden Liebe. Die meisten Beziehungen scheitern an zu viel Alltagsmist.

Aber auch andere Sachen: Wäsche waschen, Körperhygiene, das beschissene Bad und die verflixte Küche putzen zu müssen. Sich darüber streiten, wer abspült und wer das letzte Mal abgespült hat. Und darüber, wer eigentlich mehr Scheiß rumliegen lässt, oder den richtigen und falschen Weg Herrenunterwäsche zu falten.

Als ich noch alleine gelebt habe, musste ich diesen ganzen Alltags-Shizzle nur mit mir alleine ausmachen. Und das war auch schön. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte, ohne seinen Zeitplan, seine Wäsche und seine Bedürfnisse jeden Tag mitdenken zu müssen. Das hat mir sehr viel Zeit und Nerven gespart. Zeit, die ich für meine eigenen Prioritäten nutzen konnte, selbst wenn es nur auf der Couch rumliegen war oder abends um 23 Uhr noch zum Sport gehen. Und meinen Freund habe ich aufgrund der Distanz auch nicht weniger geliebt.

Aber trotz all dieser Tatsachen leben wir zusammen. Einfach weil es ihn mehr nerven würde, nicht mit mir zusammenzuleben, als es mich nervt, dass wir es tun. Für alles gibt es irgendwie eine Lösung. Und wenn wir doch mal wieder auseinander ziehen sollten, ist das für mich auch kein Trennungsgrund.

Wenn wir wieder auseinander ziehen sollten, ist das für mich kein Trennungsgrund.

Manche Paare funktionieren besser, wenn sie getrennt voneinander wohnen. Weil es dann weniger Reibungsfläche gibt. Und mehr Fläche für den Einzelnen zum Ausbreiten. Weil man vielleicht einfach (noch) nicht zusammen ziehen möchte. Und das ist auch überhaupt nicht schlimm.

Kiki D.: Wie eine jede Frau in den späten 20er Jahren versucht Kiki D. ihren eigenen Weg durch den Dating-Dschungel der Großstadt zu finden. Manchmal mit ganz viel Glitzer und Champagner, aber manchmal auch mit Straßenstaub und Dosenbier. Meistens ohne Plan, aber es klappt doch immer, irgendwie. Und wenn man Single ist, erlebt man oft sehr unfreiwillig sehr komische Sachen. Hier berichtet sie davon.

Headerfoto: Aiony Haust via Unsplash.com. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt, Bild gespiegelt.) Danke dafür.

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