Fit im Schritt – von Penissen, Prostata und Untenrum

Unter dem Titel Fit im Schritt findet man Volker Wittkamp nun nicht mehr nur im Krankenhaus in der Urologie, sondern ab sofort auch in der Buchhandlung. Eine Art neues Standardwerk für des Mannes bestes Stück. Dass die Urologie aber noch viel mehr zu bieten hat als nur die Frage nach dem Stehvermögen, dürfte für Viele neu sein. Der charmante 33-Jährige kam zu uns in die Sprechstunde und hat von seiner beruflichen Erfahrung berichtet, dabei gleich mal ein paar Penismythen aus der Welt geschafft und erklärt, dass Männer sich tatsächlich sehr viele Sorgen um ihr Geschlechtsteil machen. Außerdem verlosen wir drei Bücher ganz unten(rum).

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Was verbirgt sich hinter der Fachwelt der Urologie?

Klassisch verbindet man mit der Urologie Penis, Hoden, Prostata, Samenblase und Nebenhoden. Hinzu kommen aber noch die Blase und die Nieren mit Schließmuskel. Tatsächlich auch etwas, das die Frau in der Behandlung miteinbezieht.

Ich kann nicht leugnen, dass ein Kardiologe in meiner Vorstellung mehr Prestige mit sich bringt. Warum behandelt man lieber den Penis als das Herz?

Ja, die Frage kommt interessanterweise sehr häufig vor. Es ist ein relativ kleines Fach und betrifft eben nur die Organe, die ich schon aufgezählt habe. Ein bisschen was für Faule, wenn man so will. (Lacht.) Meine damalige Freundin, die auch Medizin studierte, fand, dass die Urologie zu mir passen würde. Ich war dann ein bisschen überrascht und wusste nicht so recht, was sie meinte. Sie erklärte mir, dass Urologen ganz locker und witzig seien. Das klang gar nicht schlecht, also habe ich ein Praktikum in der Urologie gemacht. Tatsächlich hat es mir dort so gut gefallen, dass ich mich darauf spezialisierte.

Heißt, du kannst wirklich niemanden am Herzen operieren?

Herz tatsächlich nicht, aber ich würde es wahrscheinlich schaffen, einen Blinddarm zu entfernen.

Was ist mit Hunden? Kannst du die operieren?

Ja, einen Hund kastrieren könnte ich. Und ja, man operiert als Urologe tatsächlich sehr viel, was die meisten vermutlich gar nicht ahnen. So eine Nierentransplantation fällt zum Beispiel auch in mein Fachgebiet.

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Wie reagieren Leute darauf, wenn du erzählst, dass du Urologe bist?

Wenn man auf einer Party sagt, dass man Arzt ist, kommt einem fast immer Begeisterung entgegen. Wenn ich dann aber dazu sage, dass ich Urologe bin, sehe ich förmlich, wie die Begeisterung wieder verfliegt. Ich erkläre dann aber gerne, dass es ein ganz spannendes Fachgebiet ist. Und Viele wollen tatsächlich auch Geschichten hören, die man so als Urologe erlebt.

Was ist das häufigste Problem, mit dem Patienten zu dir kommen?

Zum einen ältere Männer, die nicht mehr Wasser lassen können. Sehr viele Leute mit Nierensteinen und klar, dann auch Männer mit Penis- oder Hodenbeschwerden. Im Krankenhaus hat man allerdings weniger mit Erektionsstörungen oder dergleichen zu tun. Das sind dann zum Beispiel oft Jungs mit einer Vorhauterkrankung. Und Tumorerkrankungen leider, von Prostata über Blase bis Niere.

Wie sieht eine typische Untersuchung bei dir aus?

Das kommt ganz auf das Alter des Patienten an und auch auf die Beschwerden. Aber angenommen, da ist ein junger Mann von 30 Jahren, der Schmerzen im Hoden hat. Dann muss er sich als Erstes untenrum freimachen, damit ich mir den Hoden anschauen kann. Danach taste ich den Hoden ab und mache einen Ultraschall. Blut nimmt man in den meisten Fällen auch ab.

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Musstest du lernen, damit umzugehen, intim mit Männern zu werden?

Obwohl ich viele Männer nackt sehe und auch unten anpacke, muss ich ganz ehrlich sagen, dass es mich keine Überwindung kostet. Es hat mir tatsächlich auch noch nie Probleme bereitet. Aber es ist auch etwas anderes, der behandelnde Arzt zu sein, der eine Untersuchung durchführt. Umgekehrt ist es durchaus etwas schwieriger.

Spürst du, wenn sich ein männlicher Patient schämt, wenn du als Mann einen Blick auf seine Geschlechtsteile wirfst?

Absolut. Und damit gehe ich ganz unterschiedlich um. Es gibt Männer, da kann ich einen lockeren Spruch bringen und bei anderen nicht. Das lernt man aber mit der Zeit, wann es angebracht ist. Bei ganz jungen Männern, die eben auch noch nicht so viel Erfahrung haben und vielleicht etwas überängstlich sind, wenn sie zum Beispiel einen etwas krümmeren Penis haben. „Ist das normal?“, werde ich natürlich oft gefragt. Ich erkläre, dass ein Penis ohnehin nicht kerzengerade ist. Und ja, es hilft manchmal, wenn ich ihnen sage, dass es bei mir auch so ist.

Was ist so der außergewöhnlichste Fall, den du mal vor Augen hattest?

An einem Samstag kam ein junger Mann zu mir in die Ambulanz. Er erklärte mir, er hätte da was im Penis und dass die Stelle drumrum nun rot geworden sei. Ich habe es mir angeschaut und musste feststellen, dass da irgendwie so ein Hubbel unterhalb der Haut auf dem Penisrücken war. Ich fragte, was das sein solle und da erklärte er mir, dass es ein Stück Zahnbürste sei. Er wurde vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen und hat sich noch in der Haft ein Stück von einer Zahnbürste, die er gekürzt und abgefeilt hatte, unter die Haut des Penis implantiert. Tja, das hatte sich dann entzündet.

Warum hat er das gemacht? Also wirklich: WARUM?

Als Überraschung für seine Freundin nach der Entlassung.

Okay, damit kann ich was anfangen. Romantik braucht eben manchmal Pragmatismus.

Ja, er dachte, dass es ihr beim Geschlechtsverkehr vielleicht gefallen könnte. Er hatte einen kleinen Schnitt in die Haut gemacht und wieder zugenäht. Und in der Tat gibt es diese Penisperlen zu kaufen, nur eben in Metallform. Da er aber im Gefängnis nichts anderes hatte, kam er auf die Idee, ein Stück Zahnbürste zu benutzen. Trotz der Entzündung sah es gar nicht so schlimm aus, aber ich musste ihm schon sagen, dass wir es rausnehmen müssen, es sich weiter entzünden könnte, im schlimmsten Fall den gesamten Penis befällt und dann amputiert werden muss.

Würdest du diesen Fall abends mit deiner Frau besprechen?

Ja, klar. Man muss natürlich sagen, dass das jetzt auch keine furchtbar eklige Geschichte ist.

Ach, ich wollte eigentlich nur wissen, ob du eine Freundin hast. Check.

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Nächste Frage: In Vorbereitung auf das Interview habe ich männliche Freunde gefragt, was so ihre Erfahrungen mit Urologen sind. Männer gehen scheinbar nur zum Urologen, wenn sie Symptome spüren, aber nicht zur Früherkennungsuntersuchung. Stimmt das?

Ja, wenn es keine Beschwerden gibt, muss man in jungen Jahren auch nicht zum Urologen. In der Regel waren mehr Frauen im gleichen Alter bei einem Urologen als Männer.

Dabei ist Prostatakrebs die häufigste auftretende Krebsform bei Männern.

Das stimmt. Ab 45 Jahren sollte man auch auf jeden Fall regelmäßig einen Urologen aufsuchen. Bei Männern unter 40 Jahren ist ein Prostatatumor praktisch unbekannt, deswegen muss man nicht alle gleich zur Vorsorge schicken.

Entschuldige, ich bin gedanklich noch nicht durch mit der Zahnbürste. Hast du das Stück dann entfernt?

Nein, er hat es abgelehnt und ist abgehauen. Ich hätte ihm gerne wenigstens noch ein Antibiotikum mitgegeben, aber er ist dann wirklich rausgestürmt.

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Thema Fruchtbarkeit. Frauen machen sich da ganz schön Stress. Männer auch?

Definitiv weniger. Frauen machen sich wahrscheinlich mehr den Stress, dass es ab einem gewissen Alter nicht mehr klappen kann.

Ja, aber ich meine wirklich auch Angst vor der nicht-altersbedingten Unfruchtbarkeit. Sorgen darüber gibt es auch schon bei Frauen mit 25.

Ja, das ist medizinisch gesehen auch das fruchtbarste Alter der Frau. Danach geht es halt bergab.

Woah! Und das sagst du jetzt so einfach. Das kannst du doch nicht so einfach sagen! Jule, darf er das so einfach sagen?

Jule: Ich glaube nicht, dass er das so einfach sagen kann.

(Lacht.) Dafür machen sich Männer sehr viele Sorgen um ihren Penis. Wie groß er ist, wie er aussieht. Sie fragen sich, wie sie beim Sex rüberkommen, wie lange sie können oder ob sie eine Frau sexuell richtig befriedigen.

[Anmerkung unserer weiblichen Redaktion und vielleicht im Namen vieler Frauen: Liebe Männer, wir finden es nicht schlimm, wenn ihr mal nicht kommt oder zu früh. Guter Sex bedeutet Abwechslung, Lust und Begehren und hat nichts mit Leistung zu tun.]

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Wahrheit oder Mythos

Wie die Nase eines Mannes, so sein Johannes?

Nein, das stimmt nicht.

Penisse schrumpfen mit dem Alter?

Im Alter verändert sich das Bindegewebe des Mannes und der Penis kann etwas kürzer werden. Auch eine nicht seltene Gewichtszunahme lassen den Penis später kleiner wirken.

Kann der Penis beim Sex brechen?

Offiziell heißt es Penisruptur und das passiert tatsächlich eher meistens beim Sex.

Saft ändert den Geschmack des Ejakulats?

Tatsächlich sind Sachen wie Knoblauch, Alkohol und Zigarettenrauch nicht gerade förderlich für den Geschmack. Man muss jetzt nicht die ganze Zeit Ananassaft schlucken, aber Obst und Gemüse haben Einfluss auf das Aroma.

Ejakulat schlucken beugt Depressionen vor.

Das habe ich letztens auch irgendwo gelesen! Weiß ich nichts Genaueres darüber. Aber vielleicht hat das gar nichts mit dem Sperma an sich zu tun, sondern mit der sexuellen Aktivität.

Zu viel Masturbieren ist ungesund.

Stimmt nicht. Es ist eher das Gegenteil der Fall.

Achtung! Wir verlosen 3 x 1 Prachtexemplar von Fit im Schritt. Verrate uns dafür bitte bis Samstag (19.11., 23:59h) unter dem entsprechenden Facebook-Post dein schönstes Synonym für Penis. Schwengel zum Beispiel, oder Propellergelöt. Viel Glück!

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Volker Wittkamp „Fit im Schritt. Wissenswertes vom Urologen“, erschienen bei Piper für 15,00 Euro (auch erhältlich als E-Book für 12,99, aber ohne geile Leuchtschrift im Dunkeln!).

JUDITH malt gerne Mandalas, will sich demnächst einen Plattenspieler kaufen und ist eine waschechte Buchhändlerin. Sie studierte in Berlin Literaturwissenschaften und Publizistik und ist als Autorin und Texterin tätig. Den Kleinen Prinzen findet sie scheiße und auf ihrem Grabstein möchte sie mal „Books were her Mission“ zu stehen haben. Hier werkelt sie unter anderem an Bock auf Lesen und Wenn du mich fragst.
JULE ist Gründerin von im gegenteil und Head of Love. Sie schreibt (hauptsächlich zu therapeutischen Zwecken über ihr eigenes Leben), fotografiert Menschen (weil die alle so schön sind) und hat sogar mal ein Buch verfasst. Mit richtigen Seiten! Bei im gegenteil kümmert sie sich hauptsächlich um Kreatives, Redaktionelles und Steuererklärungen, also alles, was hinter dem Rechner stattfindet. In ihrer Freizeit schläft sie gerne, sortiert Dinge nach Farben und/oder trägt Zebraprint. Wer kann, der kann. Inzwischen ist sie - entgegen ihrer bisherigen Erwartungen - glücklich verheiratet.

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