Ein Hoch auf mich: Warum wir Solosex viel offener besprechen und feiern sollten

Mit einem Bauch voll Käsespätzle lässt sich hervorragend über das Thema Selbstbefriedigung philosophieren – welchem ich vor den besagten Käsespätzle ausgiebig gefrönt habe. Aber warum redet man so selten und wenn, dann nur hinter vorgehaltener Hand und mit Schamesröte im Gesicht, ja nicht zu viele Details verratend, darüber?

Jedenfalls erlebe ich es so: Meine Internet-Bubble ist voller selbstbewusster, selbstbefriedigter Menschen, die online kein Blatt vor den Mund nehmen und mir dabei helfen, meine Schamesröte bei diesem Thema mehr und mehr abzulegen. Dennoch rede ich so gut wie nie mit Freundinnen darüber. Über Sex? Manchmal. Über Solosex? Ganz schwierig.

Ich rede so gut wie nie mit Freundinnen darüber. Über Sex? Manchmal. Über Solosex? Ganz schwierig.

Man hat da vielleicht mal was erwähnt, aber wie, wo, was genau man so tut, wenn Frau Hand anlegt, bleibt unter der Bettdecke versteckt. Vor einer Weile habe ich mich jedenfalls höchst erstaunt und erfreut vorgefunden, als ich rausgefunden habe, dass ich nicht alleine mit meiner Selbstbefriedigung da stehe (oder liege) und andere Frauen – in meinem direkten Umfeld – es sich ebenfalls selber machen.

Warum sprechen wir nicht offen über Solosex?

Warum ist das so ein schwieriges Thema? Warum schämt man sich dafür? Warum kann ich mit meiner besten Freundin zwar darüber reden, wie enttäuschend der letzte Sex, den ich hatte, war, aber nicht darüber, wie befriedigend dafür der letzte Orgasmus, den ich mir selbst beschert habe, war?

Warum kann ich mit meiner besten Freundin zwar darüber reden, wie enttäuschend der letzte Sex, den ich hatte, war, aber nicht darüber, wie befriedigend dafür der letzte Orgasmus, den ich mir selbst beschert habe, war?

Schätzungsweise ist es einfach die Art und Weise, wie wir aufwachsen und dieses Thema nahe gebracht bekommen. Sexualkundeunterricht zu meiner Schulzeit war zum einen vom dauernden Kichern und Peinlichkeitsgefühl begleitet, zum anderen deckte dieser gerade mal das Notwendige ab.

So nach dem Motto: Wenn ihr denn schon Sex haben müsst, bitte mit Kondom – und nun lasst uns wieder über Photosynthese sprechen (von beidem ist übrigens wenig bis gar nichts hängen geblieben).

Zwar wurde mir nie eingebläut, dass Selbstbefriedigung etwas Schlimmes sei oder etwas, für das ich mich explizit schämen müsse, nur wurde mir eben auch nicht nahegelegt, offen darüber zu sprechen. Es wurde einfach nie drüber gesprochen.

Zwar wurde mir nie eingebläut, dass Selbstbefriedigung etwas Schlimmes sei oder etwas, für das ich mich explizit schämen müsse, nur wurde mir eben auch nicht nahegelegt, offen darüber zu sprechen. Es wurde einfach nie drüber gesprochen.

Vielleicht ergab sich daraus die Schlussfolgerung: Wird schon irgendwie okay sein, es zu tun, aber darüber sprechen sollte ich dann lieber doch nicht – kein Risiko eingehen. Nicht, dass ich noch komisch rüberkomme.

Solosex für mehr Selbstliebe

Dabei denke ich mittlerweile, dass es wohl das Normalste der Welt ist, sich selbst zu berühren und dieses Bedürfnis auch naturgegeben immer da ist und sein wird.

Selbstbefriedigung ist darüber hinaus ein wunderschöner Weg zu sich selbst und hilft uns nicht nur dabei, herauszufinden, was wir gut finden, sondern kann uns auch dabei unterstützen, unseren Körper wahrzunehmen, anzunehmen, lieben zu lernen, mit sich selbst in Kontakt zu kommen, sich Zeit für die eigenen Bedürfnisse zu nehmen, sich hinzugeben und zu spüren – wofür sollte man sich dabei schämen?!

Selbstbefriedigung ist ein wunderschöner Weg zu sich selbst und hilft uns nicht nur dabei, herauszufinden, was wir gut finden, sondern kann uns auch dabei unterstützen, unseren Körper wahrzunehmen, anzunehmen und lieben zu lernen.

Selbstbefriedigung ist Selbstermächtigung und ein Ausdruck der Selbstliebe.

Natürlich ist es schön, Sex mit jemandem zu haben, Nähe auszutauschen, sich zu küssen usw. Es ist aber auch reizvoll, auf niemanden angewiesen zu sein und sich jederzeit das geben zu können, was man gerade braucht. Mal kurz und heftig, mal lang und sinnlich.

Selbstbefriedigung ist Selbstermächtigung und ein Ausdruck der Selbstliebe.

Für mich war Selbstbefriedigung irgendwie schon immer eine schöne Sache und nicht bloß Mittel zum Zweck – auch wenn es das ab und zu dann eben doch mal ist. Ich experimentiere gerne mit verschiedenen Positionen, Hilfsmitteln und Orten. Und bei all dem fühle ich mich mit mir, meinem Körper und irgendwie auch mit meiner Seele verbunden.

Und da es so viele unterschiedliche Wege gibt, es sich selbst zu machen, so viele Ideen, Inspirationen, Fantasien und Möglichkeiten, ist es doch eigentlich schade, dass wir so selten darüber schnacken, mal ganz konkret – muss ja nicht mit jedem:r sein.

Ein Hoch auf die Selbstbefriedigung!

Headerfoto: KoolShooters via Pexels. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!

Nele schreibt und reflektiert – um sich selbst, das Leben und seine Herausforderungen zu verstehen. Und um die chaotischen Gefühle und Gedanken zu sortieren, die sich manchmal so groß und so überwältigend anfühlen können. Ansonsten fotografiert sie, stapft auf der Suche nach Entschleunigung durch die Natur und philosophiert mit ihren Freundinnen über Spiritualität, den Sinn des Lebens und Männer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.