Ist es schon zehn Jahre her? Oder noch länger? Nein, zehn Jahre kommen hin. Gott, war ich da jung! Die Vorstellung, wie es so ist, mich aufwachsen zu sehen, ist komisch. Aber das denkt sich vermutlich jede:r.
Schließlich ist das Bild, das man von sich selbst hat, immer das der aktuellen Zeit, der aktuellen Wünsche, Vorstellungen und Werte. Aber hier geht es nicht um mich, es geht um den Menschen, den ich vor zehn Jahren kennengelernt habe. Und um seine Verlobte – meine Cousine.
Seit fast elf Jahren gehen die beiden schon gemeinsam ihren Weg. Sie sind zusammen zur Schule gegangen, haben gemeinsam Abitur gemacht. Eine Sandkastenliebe auf dem Gymnasium – eine Tafelschwammliebe sozusagen.
Eine Liebe seit der Schulzeit
Für mich ist die Vorstellung, im Teenageralter zusammenzukommen, sich dann gemeinsam zu erwachsenen Menschen zu entwickeln und nach dieser Entwicklung immer noch zusammenzupassen, sich immer noch zu lieben, unvorstellbar. Aber unvorstellbar schön.
Jemand begleitet dein Leben und teilt alles mit dir. Wenn alles gut geht, ist dieser Mensch länger als jeder andere an deiner Seite. Länger als deine Eltern, länger als deine Kinder. Nur bei deinen Geschwistern könnte es eng werden.
Ganz ehrlich: Mit sechzehn hatte ich noch gar keinen Plan. Gut, ob ich ihn jetzt habe, ist auch fraglich, aber mit sechzehn hatte ich ihn erst recht nicht. Ich bin stolz auf die Entwicklung, die ich seitdem gemacht habe. Vieles aus dieser Zeit hat mich geprägt. Vielleicht wäre es aber zu vielem auch gar nicht gekommen, wenn ich während all dieser Zeit eine Beziehung gehabt hätte. Ohne diese Erlebnisse, die mit einem Freund vielleicht nicht so gekommen wären, wäre ich jetzt ein anderer Mensch.
Aber vielleicht ist genau das der Punkt. Von mir existiert gerade nur das Single-Ich. Aber was, wenn mein anderes Ich in einem anderen Universum schon mit einem Partner zusammenwohnt und mit dieser Person Zukunftspläne schmiedet?
Die beiden sind dafür bestimmt, ihr Leben miteinander zu verbringen …
Von meiner Cousine und ihrem Verlobten existieren eben nur diese Versionen, die Singles gehen in einer anderen Welt durch Bars und fragen sich, wann sie die:den Richtige:n treffen. Eine ulkige Vorstellung und ich glaube, in diesen Gedanken darf man sich nicht zu sehr verstricken. Denn wir leben nun mal in dieser Welt und das ist gut so. Die beiden sind dafür bestimmt, ihr Leben miteinander zu verbringen und ich bin dazu bestimmt, gerade Single zu sein. Wer weiß, wofür es gut ist.
Ich mag die aktuelle Version der beiden und ich bewundere die aufrichtige Liebe, die ich bei ihnen spüre, wenn wir uns sehen. Und auch wenn so eine Liebesgeschichte für mich unvorstellbar ist, beneide ich die beiden um ihre Sicherheit. Die Sicherheit, dass alles so ist, wie es sein sollte, und die Sicherheit, dass das auch so bleibt.
Auf in das Abenteuer Ehe <3
Und dass meine Vorstellungskraft dafür nicht reicht, macht nichts. Schließlich liegt gerade im Ungewissen die Faszination. Ungewiss ist für die beiden vielleicht, wie ihre Ehe in fünf oder zehn Jahren aussehen wird. Aber das macht nichts, sie werden es rausfinden und ich glaube, dass sie es gut machen werden.
Diesen Text zu schreiben, den dazugehörigen Brief mit einem Öffnungsdatum und dem Link zum Artikel zu versehen und den beiden zur Hochzeit zu schenken, ist vermutlich das Kitschigste, was ich je gemacht habe. Aber was im Internet steht, bleibt da eben auch. Ganz so wie: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ (Mt 19, 6)
Alles Gute für eure gemeinsame Zukunft!
Headerbild: Foto Pettine via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt und zugeschnitten.) Danke dafür!
Das ist großartig! 😀
Ich habe auch eine Freundin, die mit 18/19 ihren jetzigen Ehemann und Vater ihres kleinen Sohnes kennengelernt hat. Heute ist sie 36. Ich beneide die beiden um ihre Vertrautheit und dass sie immer wieder, auch bei Problemen, „Ja“ zueinander sagen.
Ich selbst bin schon einige Jahre Single und möchte meine Erlebnisse und Erfahrungen nicht missen. Man muss immer das Beste draus machen. 🙂