Robert Gwisdek –
„Der unsichtbare Apfel“
Auf den Punkt gebracht:
Igor, ein Sonderling der Extraklasse, kommt auf die großartige Idee, sich 100 Tage in einen dunklen, geräuschlosen Raum einzusperren. Sein Vorhaben: Umbildung der eigenen Wahrnehmung durch anständiges Nichtstun. Bombe! Dass ihm dabei der Verstand flöten geht, hätte eigentlich auf einer Packungsbeilage stehen sollen.
Wer soll es lesen?
Leute, die sonst statt einer Schlaftablette zu Dan Brown greifen, Lyrik-Liebhaber, Polemiker, Hipster, Elektriker mit philosophischen Ambitionen, Woyzecks, Coldplay-Hörer, Menschen mit kreisförmigen Tätowierungen, Spinner aller Art.
Ist geil, weil:
Endlich mal wieder poetischer Wahn at its best. Robert Gwisdek schreibt gewitzt im Spannungsfeld zwischen Realität und Absurdität – so absurd teilweise, als würde Kafka auf LSD zusammen mit Charlie Sheen im Kaninchenbau hocken. Zugegeben, „Der unsichtbare Apfel“ stellt dich vor eine monströse Aufgabe, sodass manch einer beim Seitendrehen vielleicht ein leichtes Schwindelgefühl bekommt, doch trifft Gwisdek mit seiner leckeren Hauptsatztaktung den richtigen Ton. Exzentrisch-virtuose Dichtersprache, die sich mit ganz einfachen Angelegenheiten beschäftigt: Universum. Geometrische Formen. Die Unlogik allen menschlichen Seins. Genial! Alle legen ihre Projekte also mal kurz beiseite oder schwänzen die Yoga-Stunde, denn Robert Gwisdeks Debütroman gehört dieser Tage in alle Hände.
Der Kreis wird leben, denn sein Herz ist aus Chaos, das Dreieck wird untergehen, denn es hat kein Herz.
Nur mal so:
Robert Gwisdek ist ein wahres Multigenie und besser bekannt als Käptn Peng. Wer hat‘s gewusst? Kenner des gewieften Ohrs jedenfalls wissen, dass Gwisdek zusammen mit seinem Bruder seit 2009 ordentlich die Hip-Hop-Szene aufmischt. Im letzten Jahr kamen dann noch die Tentakel von Delphi an seine Seite und überhaupt dreht er zwischendurch auch noch Filme. Multitalent, sag ich doch. Ran da!
„Der unsichtbare Apfel“, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch für 12,99 Euro.