Beziehungskonflikt Kinderwunsch: Mein Partner möchte Vater werden, ich sehe mich aber nicht (unbedingt) als Mutter

Hallo, ich bin Alex, 26 Jahre alt und mache mir Gedanken zum Muttersein. Oder Mutterwerden. (Jetzt ihr im Chor: Hallo Alex!) Okay, ja, ich habe noch Zeit für meine Familienplanung. Nein, meine biologische Uhr zieht das Tempo noch nicht an. Ja, meine Einstellung zu Kindern und Familie kann sich noch ändern. Darf sie auch. Ja, ich bin noch jung.

Und trotzdem: Ich grüble grade mehr als häufig darüber, ob ich nicht viel genauere Vorstellungen bezüglich meiner potenziellen zukünftigen Mutterrolle haben müsste.

Beziehungskonflikt Kinderwunsch

Der konkrete Anlass? Eine neue Beziehung. Mein frisch gebackener Partner scheint sich nämlich in Zukunft wesentlich klarer als Vater zu sehen, als ich das von mir als Mutter behaupten kann. Ist das ein Konflikt, den ich jetzt schon angehen muss?

Ich grüble grade mehr als häufig darüber, ob ich nicht viel genauere Vorstellungen bezüglich meiner potenziellen zukünftigen Mutterrolle haben müsste.

In jugendlichen Beziehungen steigt man unbefangen ein. In jungen Jahren spielt die zukünftige Familienplanung bei der Partner:innenwahl selten eine Rolle. Die meisten Beziehungen gehen auseinander, noch bevor dieses Thema relevant wird. Und so wählt man fröhlich, frisch und frei einfach die Person(en), von der (oder denen) man vermutet, eine schöne Beziehung mit ihr (oder ihnen) führen zu können, gemeinsam Erlebnisse zu teilen, Entwicklungen zu machen – ohne den Hintergedanken der Familie, des gemeinsamen, groß angelegten Wohnraumes, ohne weit in die Zukunft reichende Verpflichtungen.

Versteht mich nicht falsch. Ich sehe diese Verpflichtungen keinesfalls als einen rein negativen, belastenden Aspekt. Im Gegenteil. Sie können wahnsinnig viel Spaß machen. Trotzdem tut sich ab Mitte Zwanzig dann bei Beginn einer neuen Beziehung schon die Frage auf: Wie wird die Zukunft aussehen?

Müssen sich meine Zukunftswünsche mit denen meines Gegenübers decken? 

Wenn man damit rechnet, länger miteinander zusammen zu sein, dann kann man durchaus davon ausgehen, auch in der nachwuchsrelevanten Phase noch miteinander verpartnert zu sein. Und deswegen wird der jeweiligen Person folglich auch eine gewisse Relevanz in der Familienplanung des:der anderen beigemessen.

Es tut sich ab Mitte Zwanzig bei Beginn einer neuen Beziehung schon die Frage auf: Wie wird die Zukunft aussehen?

Was aber, wenn die Vorstellungen in ihrer Klarheit auseinandergehen? Ist es „unfair“, sich in eine Beziehung zu begeben, von der man weiß, dass der:die Partner:in auf jeden Fall Kinder möchte, man selbst allerdings noch unentschlossen ist? Oder vielleicht sogar entschlossen, keine Kinder zu wollen?

In diesem Fall könnte man das von Beginn an klar kommunizieren, aber auch das ist leichter gesagt als getan. Und eine noch nicht getroffene Entscheidung als Grundlage für ein solches Gespräch zu nehmen, ist beinahe absurd. Es fühlt sich für mich jedenfalls so an.

Kommunikation als Schlüssel, gerade auch bei Unsicherheiten 

Ehrlichkeit mit meinem Partner ist mir wichtig. Bin ich unehrlich, wenn ich auf sein „Schöner Name, könnte ich mir auch für meine Tochter vorstellen!“ nicht reagiere? Im Endeffekt weiß ich einfach noch nicht, wie ich zu mir in der Mutterrolle stehe. Ich glaube, ich wäre darin nicht gut. Ich muss erst mal die komplette Verantwortung für mich, meine körperliche und psychische Gesundheit und meine Karriere übernehmen und mich damit auch wohl fühlen. Da bin ich momentan noch nicht ganz angekommen. Deswegen fühlt es sich einfach noch falsch an, mir weitere Verantwortung zu geben.

Ich muss erstmal die komplette Verantwortung für mich, meine körperliche und psychische Gesundheit und meine Karriere übernehmen.

Jedes Kind hat es verdient, dass seine Eltern ihm so viel Sicherheit bieten, wie sie eben können. Momentan kann ich dieses Maß an Sicherheit weder einschätzen noch garantieren.

Das bedeutet nicht, dass sich das nicht noch ändern kann. Aber es muss sich eben nicht ändern. Mit dieser Unsicherheit muss ich momentan umgehen. Ich kann nur nicht greifen, wie unfair ich mich mit dieser Position Menschen, die mit Sicherheit eine Familie planen, zumute. Darf ich das? Soll ich das? Muss ich wissen, wie ich zu meiner Mutterrolle stehe, wenn ich mich in eine längerfristig angelegte Partnerschaft begebe? Fragen über Fragen.

Jedes Kind hat es verdient, dass seine Eltern ihm so viel Sicherheit bieten, wie sie eben können. Momentan kann ich dieses Maß an Sicherheit weder einschätzen noch garantieren.

Eine Lösung habe ich nicht. Das Einzige, was ich tun kann, ist eine Lanze für die Kommunikation zu brechen. Denn ehrliche und ausreichende Kommunikation auch zu schwierigen Themen ist der einzige Weg zu gewährleisten, in einer Beziehung so wenige Verletzungen wie möglich zu verursachen.

Jemanden, der:die einem enorm wichtig ist, bei einem so entscheidenden Thema wie der Familie zu enttäuschen und im schlimmsten Fall die Beziehung aufs Spiel zu setzen, weil man sich nicht getraut hat, in einen Austausch zu treten, bloß weil man sich seiner Position noch nicht sicher ist, ist letzten Endes doch das Letzte, was wir wollen. Auch Unsicherheiten sind kommunikationswürdig.

Auch Unsicherheiten sind kommunikationswürdig.

Auch wenn diese Unterhaltungen manchmal noch schwieriger sind als tatsächliche Konfliktgespräche.

Headerfoto: JD Mason via Unsplash. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür! 

ALEX ist überall und nirgendwo zuhause. Mag südafrikanischen Rotwein, Schallplatten und Kurzgeschichten von Heinz Strunk.

2 Comments

  • gilt aber auch für Männer, vor allem in ländlichen Gebieten: Ich musste und muss ab und an immer noch erklären oder gar rechtfertigen, warum ich mich schon recht früh glasklar gegen Kinder entschieden habe.

    Manchmal gibt man mir dann das Gefühl, als stimme was nich mit mir. Als wär ich ein Freak… 🤷‍♂️

  • Kenne ich aus eigener Erfahrung. Kinder zu wollen ist leider wesentlich gesellschaftsfähiger als keine zu wollen, weshalb man für letzteres ein schlechtes Gewissen haben soll – so in der Theorie. Gerade als Frau immer ein heikles Gesprächsthema, also good luck! 🙂

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