Ich verzeihe dir – Es fällt mir nur schwer, mir selbst zu verzeihen

Ein halbes Jahr. So lange haben wir schon keinen Kontakt mehr. Ich weiß nicht, was bei dir passiert und ob du noch mit deiner neuen Freundin zusammen bist. Ich habe mir seit einem halben Jahr dein Profil nicht mehr angeschaut und ich denke auch eigentlich nicht mehr an dich. Eigentlich. Denn wenn ich an dich denke, dann ist irgendwie alles gut und irgendwie auch nicht.

Ich verzeihe dir, aber …

Ich habe dir verziehen. Voll und ganz. Du bist ein toller Mensch und ich freue mich wirklich, dass du dein Glück gefunden hast. Zumindest ist das mein letzter Stand. Niemals würde ich dir etwas Schlechtes wünschen, denn so wie alles in diesem einen Jahr gelaufen ist, war auch alles richtig.

Ich habe dir verziehen. Voll und ganz.

Ich möchte dir so gerne die Schuld geben, dass ich mich so auf dich festgelegt habe und dich toll fand. Dass ich den Kontakt aufgebaut habe. Dass ich mich immer wieder über dich aufgeregt habe. Ich, ich, ich.

Wenn ich jetzt an dich denke, trägst du keine Schuld. Unsere Zeit war schön. Wirklich. Ich mag dich und ich weiß, dass du mit deinen Ecken und Kanten einfach du bist. Ich schätze dich sehr. Ich will nicht sagen, dass ich alleine die Schuld trage, auf keinen Fall. Zumindest nicht die gesamte. Diese Bürde lasse ich mir nicht alleine aufbinden, schließlich waren wir zu zweit.

Ich will nicht sagen, dass ich alleine die Schuld trage. Zumindest nicht die gesamte. Schließlich waren wir zu zweit.

Ich kann mir selbst nur nicht verzeihen. Wenn ich an dich denke, dann sehe ich permanent meine Fehler. Sehe mein Verlangen, den Kontakt wiederaufzubauen, obwohl es davor schon einmal gescheitert war. Sehe, dass ich immer wieder da war, während du immer weiter von mir weg driftetest. Sehe meine Freude, wenn du immer wieder zurückgekehrt bist. Sehe, wie ich uns die Freundschaft angeboten habe, obwohl ich glaube, dass da nie eine hätte sein können.

Sehe, wie oft ich einfach den Kontakt abbrechen wollte und gezweifelt habe und es nie durchgezogen habe, weil ich es nicht konnte. Sehe, wie ich dir und vor allem mir zuliebe Abstand von zwei Wochen gegeben habe, weil sonst mein Herz und mein Kopf explodiert wäre. Sehe, wie ich alles analysiere, obwohl es dafür längst zu spät ist.

Akzeptanz

Ich kann nichts mehr ändern und ich will es auch nicht. Vielleicht habe ich dich mit meinem plötzlichen Abstand, bei dem ich dir nicht Bescheid gegeben habe, ihr in die Arme getrieben. Irgendwo sind wir stagniert. Vielleicht schon im Januar 2020. Kleine Dinge erinnern mich an dich, weil das irgendwie unser gemeinsames Ding war. Denkst du vielleicht an mich, wenn von „unseren“ Serien neue Staffeln erscheinen? Wie wir darüber geredet haben? Wie ich sie dir empfohlen habe? Guckst du sie mit ihr?

Ich kann nichts mehr ändern und ich will es auch nicht. Vielleicht habe ich dich mit meinem plötzlichen Abstand, bei dem ich dir nicht Bescheid gegeben habe, ihr in die Arme getrieben.

Ich will mir verzeihen. Losgelassen habe ich dich schon. Jeden Tag ein bisschen mehr. Ich weiß noch, dass ich nach dir einfach erst einmal niemanden kennenlernen konnte. Dafür war ich noch nicht bereit. Jetzt merke ich, dass ich es wieder bin. Durch dich habe ich viel gelernt. Über mich. Über dich. Und über unsinnige Themen wie das Kennenlernen, die „Liebe“ und das Glücklichsein.

Ich will mir verzeihen. Losgelassen habe ich dich schon. Jeden Tag ein bisschen mehr.

Ich glaube nach wie vor nicht, dass das was Ernstes zwischen uns war. An irgendeinem Punkt habe ich es mir gewünscht. Manche Wünsche gehen aber leider nicht in Erfüllung. Schon gar nicht, wenn nur eine Person von zweien daran glaubt.

Geteilte Schuld ist halbe Schuld

Vergeben und vergessen. Das habe ich. Also vergessen vielleicht nicht, weil es eine notwendige Erfahrung war, aber ich verzeihe und vergebe dir. Ich weiß, du bist dir keiner Schuld bewusst, aber ich würde dir gerne ein bisschen davon abgeben.

Ich weiß, du bist dir keiner Schuld bewusst, aber ich würde dir gerne ein bisschen davon abgeben.

Die Schuld, dass wir so lange Kontakt hatten, dass du mir hin und wieder das Gefühl gegeben hast, dass du vielleicht doch Interesse hast, dass du mir geantwortet und den Kontakt aufgebaut hast, dass du immer wieder zurückkamst, dass ich nie Priorität eins war. Den letzten Punkt kann ich aber auch auf meine Liste setzen. Ein Fehler, den ich viel zu häufig mache. So fühlt es sich zumindest an. Ich will ihn aber nicht auf meine Liste setzten.

Und so sitze ich wieder hier und kann mir nicht verzeihen. Du hast dein Leben weitergelebt, ich meins. Ich bin glücklich. Sehr sogar. Mit dir habe ich abgeschlossen. Aber eben noch nicht mit mir. Dich stelle ich nicht in Frage, sondern mich.

Und so sitze ich wieder hier und kann mir nicht verzeihen. Mit dir habe ich abgeschlossen. Aber eben noch nicht mit mir.

Ich weiß, das klingt nicht gesund. Aber jeder Schritt, den ich mit mir gehe, ist ein weiterer Weg von dir und hin zurück zu mir. Zu meinem vollständigem Ich-Sein und der Gewissheit und Anerkennung, dass ich alles richtig gemacht habe und mir von Kopf bis Fuß verzeihe.

Mona schaut manchmal ein bisschen zu viel Netflix, liest mehr oder minder viele Bücher, ist eher realistisch als romantisch und immer auf der Suche nach der Antwort auf die Frage: „Warum?“

Headerfoto: Blake Carpenter via Unsplash. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür! 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.