Die Hoffnung stirbt zuletzt – Warum es so schwer fällt, loszulassen

Ich blicke dich an, höre dir zu. Will dich verstehen, warum er schmerzt, dieser Kontakt mit dir. Ich lasse mich fallen, fange an zu vertrauen, pralle aber doch immer wieder auf den harten, steinigen Boden. Und schon wieder zerreißt mein Herz.

Es nervt, dieser ständige Sturz in die eigene Vernichtung. Und das durch einen Mann. Dabei könnte es so schön sein. Dieses Ding mit der Liebe. Aber ich kenne nur Lügen. Und sage zu spät: „Bye Bye.“ oder „Lebe wohl.“ In meiner Jugendzeit hatte ich nie Zeit für Jungs. Mehr noch, ich interessierte mich erst spät für das andere Geschlecht. Hobbys und Freundinnen sind einfach wichtiger gewesen.

Aber ist das heute immer noch so? Nach Feierabend allein auf dem Sofa ein Buch lesen oder mal mit der Freundin in einem Café einen Kaffee trinken, reicht das wirklich? Stelle ich mir selbst die Frage, würde ich sie durchaus mit „Ja“ beantworten. Auch wenn ich schon längst alleine wohne, bin ich beruflich noch nicht da angekommen, wo ich hin will.

Auch wenn ich schon längst alleine wohne, bin ich beruflich noch nicht da angekommen, wo ich hin will.

Und mit einem festen Freund, so habe ich jedenfalls den Eindruck gewonnen, geht das auch gar nicht. Denn sie stören, machen einen kaputt und verschwenden nur Zeit. Eine psychische Belastung, die mich immer noch verfolgt. Zwei meiner Ex-Freunde haben ein Trauma in mir ausgelöst. Es war nicht nur der Liebeskummer, es ist jetzt immer noch diese psychische Belastung, die mich wie einen Schatten meiner Selbst verfolgt.

Daher die Angst, etwas Neues einzugehen. Und wieder in der Liebe zu scheitern, denn am Ende bin ich die Dumme. Die dumme Frau, die immer noch an ihm hängt. An ihm! Obwohl er doch so ein Idiot ist. Verletzt, belügt und nicht ernst nimmt. Das sagen alle. Denn man muss sie loswerden. Diese schwarzen Gedanken. Du liebst deine Freunde und da sie dich auch lieben, wollen sie dich beschützen.

Familie und Freunde raten mir ganz schnell davon ab, mit diesem „Der-dich-eh-nicht-verdient-hat-Typen“ noch Kontakt zu haben.

Irgendwann, wenn ich mich bereits verändert habe und nicht mehr glücklich wirke, diese Last mich längst beherrscht, ohne es selber wahrzunehmen, raten mir Familie und Freunde ganz schnell davon ab, mit diesem „Der-dich-eh-nicht-verdient-hat-Typen“ noch Kontakt zu haben. Man schämt sich, wenn man dennoch den Kontakt hält.

Tatsächlich kommt es immer bis zu diesem Punkt in meinem Leben, an dem ich mich schämen muss, wenn meine Gefühle zu dem neuen Mann noch nicht ganz abgeklungen sind und ich nach seiner von mir so sehnsüchtig erwartenden Whats-App-Nachricht doch wieder einknicke oder sofort ins Auto springe, um zu ihm zu fahren. Habe ich denn verdammt nochmal keinen Stolz?!

Ich bin die Einzige, die doch noch Hoffnung hat, dass sich was ändert. Dabei ist bereits klar, dass das nicht passiert.

Ich bin allerdings die Einzige, die doch noch diese Hoffnung hat, dass sich was ändert. Dass dieser Mensch sich vielleicht doch noch für uns beide ändern wird. Dabei ist bereits klar, dass sich nie etwas ändert. Bei meinem ersten Freund war es genauso. Meine Erinnerungen kann ich noch genau abrufen, jede Minute.

Es war Dienstag und ich saß gerade mitten in der Vorlesung, als mein Handy in meinem Federmäppchen vibrierte. Sein Name blinkte im Display auf. Adrenalin drang durch meinen Körper. Sofort rutschte ich auf diesem alten, unbequemen Holzstuhl mitten im Hörsaal hin und her. Erst wollte ich mit dem Öffnen bis zum Ende meines Uni-Tages warten. Weil ich mich freute, weil das mal wieder die erste Nachricht von ihm seit acht Tagen war… Aber dann tat ich es doch. Und öffnete seine Nachricht.

Während mein Verstand diese drei Sätze nach und nach wahrnahm, wurde mir der Boden unter den Füßen weggerissen. 

Während meine Augen über diese 58 Buchstaben glitten und mein Verstand diese drei Sätze nach und nach wahrnahm, wurde mir der Boden unter den Füßen weggerissen. Mein stützendes Haus des Lebens, welches Jahr für Jahr immer mehr wuchs und sich stetig fester in den Boden verankerte, fiel wie bei einer Sprengung mit 100 Schaulustigen in sich zusammen. Von da an schrieb ich ihm.

Das konnte mein Verstand nicht begreifen und schon gar nicht wollte es mein Herz verstehen.

Ständig, jeden Tag, fast jede Stunde. Ich hatte mehrmals angerufen, auf den AB gesprochen und wieder eine SMS nach der anderen verschickt. Wie betäubt las ich mir meine Nachrichten durch. Alle vergeblich. Das verstand ich nicht. Das konnte mein Verstand nicht begreifen und schon gar nicht wollte es mein Herz verstehen. Vor knapp zwei Wochen war noch alles perfekt gewesen.

Wir machten Pläne. Umarmten uns, küssten uns, liebten uns. Der Beginn einer Beziehung. Mit Beständigkeit, Vertrauen, aber ohne Liebe. Dann war da plötzlich gar nichts mehr. Es tat weh, dass er meine Nachrichten ignorierte. Es tat so schrecklich weh. Es beherrschte meinen Alltag, mein Leben. Es ist nun mal in der Gesellschaft seit jeher Gang und Gebe, dass man heiratet und sich fortpflanzt. Sie gibt es einem quasi vor. Ob man will oder nicht.

Das Blatt hat sich gewendet. Muss die Frau auf den richtigen Mann warten?

Hat man keinen Partner, ist man schon nicht mehr Teil des Konzepts, des Konzepts Leben. Mittlerweile gibt es aber Karrierefrauen. Im 21. Jahrhundert wollen Frauen an die Macht. Das Blatt hat sich gewendet. Muss die Frau auf den richtigen Mann warten? Lohnt es sich? Am Ende verheddert man sich wieder nur im Spinnennetz der Männer. Sie wickeln einen ein und lassen einen dann hängen. Bis zum bitteren Ende. Am Ende kämpft man, verliert und ist im Herzen tot. Mal wieder. Wieder einmal gerät man in dieses Netz, in dem es nicht mehr weitergeht, nicht vorwärts, nicht rückwärts. Einfach nichts.

Christina hat sich schon immer für Journalismus interessiert, hat dann aber erst einmal eine Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte gemacht, was sie immer noch nicht so recht erfüllt und studiert nebenbei Journalismus & PR. Sie liebt ihre Dachgeschosswohnung und wohnt mit Lucy und Hottot, ihren beiden Bunnys zusammen. Ballett liebt sie auch. Das macht sie mittlerweile schon ein paar Jahre. Außerdem hat sie eine Schwäche für Schokolade und liebt es, Latte Macchiatos mit Freunden in Cafés zu trinken.

Headerfoto: Lucas Lenzi via Unsplash. („Wahrheit oder Licht“-Button hinzugefügt, Bild gecroppt.) Danke dafür!  

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