In der Liebe spielt mein Bauchgefühl verrückt – Ich bin eine der Frauen, die sich direkt reinstürzen

Donnerstag im Single-Tanzkurs. Ein weiterer Versuch, heutzutage noch jemanden „Normales“ kennenzulernen. Aber was bedeutet schon „normal“? Frisch geduscht, den Lippenstift aufgetragen und die Haare zurechtgemacht watschelte ich zum Studio. Immer schon wollte ich diesen Hüftschwung draufhaben und zu lateinamerikanischer Musik sexy Dancemoves aufs Parkett legen.

Am ersten Abend standen sich alle etwas verlegen gegenüber, doch das Eis brach schnell, als wir bemerkten, wir waren nicht alleine mit unseren nicht-vorhandenen Tanzkünsten. Genauso schnell war mir klar, hier wirst du deinen Prinzen nicht finden. Obwohl die Auswahl wirklich vielseitig war. Vom pubertierenden Teenager bis hin zum sehr erfahrenen alten Mann war alles dabei. Doch wie so oft leider nichts für mich.

Das Verlangen taucht ab und zu ganz kurz und leise auf und genauso schnell verschwindet es auch wieder. Eigentlich gefällt es mir, allein zu sein.

Vielleicht liegt es auch an meiner inneren Unentschlossenheit, ob ich wirklich wieder bereit bin, jemanden zu treffen oder nicht. Das Verlangen taucht ab und zu ganz kurz und leise auf und genauso schnell verschwindet es auch wieder. Eigentlich gefällt es mir, allein zu sein. Gerade nach einer Beziehung wie meine es war.

Ich genieße das Single-Leben und die damit verbundene Freiheit. Meistens jedenfalls. Also ging ich glücklich nach Hause in dem Optimismus, dass ich nun sicher einmal Let‘s Dance gewinnen werde.

Ein paar Wochen vergingen und ich fand langsam richtig Gefallen an dem Kurs. Auch an dem besagten Abend ging ich, immer ein wenig zurechtgemacht, zum Tanzen. Die Stunde neigte sich dem Ende zu und wir sollten ein letztes Mal den Tanzpartner wechseln. In unserem Tanzkurs war es üblich, den Partner nach jedem Tanz zu wechseln, es war ja schließlich nicht umsonst ein Single-Kurs.

Und dann bumm! Da stand ER, streckte mir die Hand entgegen und stellte sich vor. Ich, knallrot und vollkommen aus der Welt gebeamt, strahlte ihn wie eine vierzehnjährige Teenagerin an, die zum ersten Mal ihrem Schwarm aus der Boyband gegenübersteht und stellte mich nach einer gefühlten Ewigkeit ebenfalls vor.

War er der Wink des Schicksals, das mir sagen wollte, die Liebe, sie existiert noch, lass dich nicht auf den Nächstbesten ein.

Der letzte Tanz verging wie im Flug und es war das erste Mal seit Langem, dass ich dieses eine Gefühl in mir hatte, welches mich förmlich anschrie mit den Worten: „Der ist es!“ Meine Gedanken fingen an, verrückt zu spielen: „Wieso ist er mir nicht von Anfang an aufgefallen? Wieso hatten wir bis dato noch nie miteinander getanzt?

War er der Wink des Schicksals, das mir sagen wollte, die Liebe, sie existiert noch, lass dich nicht auf den Nächstbesten ein, der dir über den Weg läuft und versuche erst recht nicht, irgendetwas zu erzwingen, was niemals da sein wird. Nur damit das Alleinsein aufhört.

Nachdem die Tanzstunde beendet war, hat der charmante, wirklich sehr attraktive Herr auf mich gewartet und mich zum Auto begleitet. Auf dem Weg dorthin haben wir unfassbar viel geredet und ich hatte das Gefühl, wir haben einen echt guten Draht zueinander und dass er das genauso sieht wie ich.

Am Auto angekommen wurde unsere Unterhaltung leider von einem anderen Teilnehmer des Kurses gecrasht. Idiot, hat der denn überhaupt kein Feingefühl?

Kaum saß ich im Auto und der mysteriöse Schönling war außer Sichtweite, überkam mich ein Höhenflug. Zu meinem Leiden muss ich gestehen, dass ich nicht zu der Sorte Frau gehöre, die die Dinge erst einmal auf sich zukommen lässt, sie langsam angeht und sich nichts dabei denkt. Leider! Ich bin eher eine der Frauen, die sich direkt in die Dinge reinstürzen, im übertriebenen Sinne direkt die Hochzeit und das gemeinsame Haus planen.

Ich bin eher eine der Frauen, die sich direkt in die Dinge reinstürzen, im übertriebenen Sinne direkt die Hochzeit und das gemeinsame Haus planen.

Bitte glaubt mir, wie gern würde ich behaupten, ich sei einer der Erstgenannten. Ich musste schreien, lachen, quietschen und das alles zugleich, obwohl ich mir schon eine Millionen Mal geschworen habe, nie wieder wegen eines Mannes so ein Gefühlschaos zu durchleben. Klappt noch nicht so gut.

Die nächste Tanzstunde verpasste ich leider. Am Strand von Marokko spielte ich unendlich viele Szenarien durch, wie unser Wiedersehen wohl sein wird. Ein winziger Fleck in meinem Gehirn versuchte jedoch, mir zu sagen: „Es kommt sowieso alles anders als man denkt. Am Ende bist du enttäuscht.“

Frisch gebräunt wartete ich sehnsüchtig auf den nächsten Donnerstag. Das Outfit selbstverständlich schon im Urlaub geplant. Voller Optimismus und bereit, die gebräunte Haut zu präsentieren, machte ich mich auf den Weg.

Du warst zu langsam um mich direkt zum ersten Tanz aufzufordern, das verzieh ich dir. Du warst nur zwei Tänze von mir entfernt. Gleich würden wir uns wieder gegenüberstehen. Selbstverständlich hatte ich mir in meinem Kopf unser Gespräch zurechtgelegt, das leider von meinen Schmetterlingen im ganzen Körper aufgefressen wurde.

Dann kam der Moment, wir standen uns gegenüber, du strecktest mir deine Hand entgegen: „Hi, ich bin Tim.“ Und da wusste ich es, du erkennst mich nicht mehr.

Fränzy ist ein echtes Hamburger Deern und ein Optimist durch und durch, meistens jedenfalls. Sie liebt es, neue Orte zu erkunden und Menschen kennenzulernen, würde sich aber auf eine komische Weise auch als zurückhaltend beschreiben. Zumindest was das Thema „neue Menschen“ angeht. Sie braucht den bekannten „Eisbrecher“ und dann ist alles in Butter.

Headerfoto: Stockfoto von JKstock /Shutterstock. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

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