In meinem Nebelschleier – Wenn Depressionen zum Leben gehören

Mein Körper fühlt sich so schwer an, als hätte ich literweise Blei getrunken. Ich liege im Bett, erschöpft, nach 20 Stunden einfach liegen und davon 12 Stunden Schlaf. Ich fühle mich leer, hilflos und so unendlich müde. Willkommen in der Depression.

Depressiv bin ich schon seit meiner frühen Jugend. Doch damals habe ich noch nicht gewusst, dass ich stets unglücklicher als meine Freunde, Bekannten, Verwandten war. Ich habe viel geweint, ja, aber ich wusste nicht, woher es kommt. Allein das alltägliche Leben war für mich schwer auszuhalten, aber als dann noch ein großer Schicksalsschlag kam, machte ich mit achtzehn meinen ersten Termin bei einer Psychotherapeutin.

Allein das alltägliche Leben war für mich schwer auszuhalten.

Seitdem war ich mehr oder minder ununterbrochen in ambulanter – einmal auch in stationärer – Behandlung. Anfangs waren die Ärzte recht guter Hoffnung, dass ich meine Depression mittels Gesprächen abfangen können würde. Aber dem war nicht so.

Eines Tages konnte ich nicht mehr aufhören zu weinen. Es war so schlimm, dass ich nicht mal mehr vor anderen Leuten so tun konnte, als wäre alles in Ordnung. Und das ist ein Mechanismus, den man sich mit psychischen Krankheiten relativ schnell antrainiert. Seitdem kriege ich ein Antidepressivum.

Und ich muss sagen, es geht mir…okay. Ich versuche den guten Dingen in meinem Leben einen großen Stellenwert zuzusprechen, ihnen Raum zu geben. Sei es, in der Sonne zu sitzen oder etwas Tolles zu unternehmen. Aber dennoch fühlt sich mein ganzes Leben permanent an, als würde ein Nebelschleier darüber liegen, der mich von der Außenwelt trennt.

Meine Depression ist chronisch, ich werde immer mit ihr leben müssen.

Ich bin zwar anwesend und bekomme alle Dinge mit, die um mich herum passieren, aber gleichzeitig scheinen sie Lichtjahre entfernt von mir. So, als ob ich nicht mehr eins mit meinem Körper bin.

Meine Depression ist chronisch, ich werde immer mit ihr leben müssen. Anfangs war es leichter für mich, zu wissen, was ich habe, um damit zu leben. Mittlerweile ist es für mich bedeutungslos geworden. Wenn ich es an schlechten Tagen als Erfolg werten muss, aufgestanden zu sein und geduscht zu haben, dann wirft das ein sehr dunkles Licht über das eigene Dasein.

Trotzdem gebe ich nicht auf. Für jedes Lachen und jeden schönen Augenblick lohnt es sich – auch in einer sehr schlechten Phase – nach vorne zu schauen und weiterzumachen.

Die meisten Menschen – und vor allem alle Ärzte – verstehen es, wenn man ihnen erklärt, wie es einem geht.

Und ich habe eine gute Neuigkeit für alle von Euch, die ebenfalls kämpfen – Tag für Tag: Die meisten Menschen – und vor allem alle Ärzte – verstehen es, wenn man ihnen erklärt, wie es einem geht. Ich hatte anfangs vor dem Gespräch mit dem Hausarzt Angst. Und auch mit der Therapeutin. Und auch mit meinen Freunden. Aber ich hab schlussendlich die Erfahrung gemacht: Wenn Ihr einfach nur aussprecht, was Euch innerlich bewegt, wird man Euch hören.

 
Elisa Svensson ist eine 25-Jährige Studentin aus Nordhessen, die stets bemüht ist, sich irgendwie durch das eigene Leben zu hangeln. Mal klappt das besser, mal stürzt man ab, man weiß ja, wie das ist. Chronisch krank zu sein ist scheiße, dass kann man drehen und wenden, wie man will. Noch beschissener ist es, wenn man es nicht sehen kann. Aber man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles – also, geht es Tag für Tag weiter geradeaus. Sie schreibt darüber in ihrem eigenen Blog.

Headerfoto: Nicole Mason via Unsplash. („Wahrheit oder Licht“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

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