„Ich bin ein mittel-kalt-dunkler Typ!“
Es flanierte einmal vor vielen Jahren so ‘ne richtig dufte Prinzessin durch das Szenebundesland Sachsen-Anhalt und pimpte ein unscheinbares Örtchen in die Barockstadt Oranienbaum auf. Dort lebte der kleine Stefan, der heiß umschwärmte Prince Charming des Kindergartens, der zum Topfschlagen immer die besten Mädels am Start hatte. Finden wir gehörig grandios, aber das war‘s dann auch mit den Blaublüterallüren. Denn als Jugendlicher gab es für den Hertha-Fan lieber eine lässige Kickerstunde auf dem Bolzplatz oder den durchaus talentierten Kegelarm in der Landesliga. Trotz seines Fußballfiebers war Stefan in der Schule auffällig oft anwesend. Körperlich zumindest. Denn bei Insekten und chemischen Formeln begann der Junge lieber seinen eigenen Gedanken zu lauschen. Trotz seines süßen Tagträumerwesens hat es der 29-Jährige weit gebracht – und das ist sogar wörtlich zu nehmen. Nach einem nicht so prallen Aufenthalt als Bürokaufmann in Dessau, stieg er nämlich in den Zug nach Berlin und blieb da. Also gleichermaßen in Berlin, wie im Zug. Unser Porträtierter ist professioneller Fahrgastbetreuer aka Zugbegleiter, aber nicht in den roten Bummelzügen, sondern in den schicken weißen, schnellen Gefährten. Und weil der Gute so entspannt kulant bei der Arbeit ist und immer ein Lächeln auf den Lippen hat, sind die Fahrgäste sogar erfreut ihn zu sehen. Ganz ehrlich, er kommt wirklich fast nie zu spät. Also, jetzt der Stefan. Nicht der Zug. Hihi. Jobtechnisch klingelt der Wecker des Öfteren genau dann, wenn andere vom Feiern Heim kommen. Der frühe Vogel fährt halt den geilsten Zug, wissen wir doch! Das ist für Stefan aber gar kein Beinbruch, denn dieses Clubbing findet er sowieso extremst unlogisch. Erst steht man in der Kälte an und dann im Rauch und dazwischen weiß man nicht mal, ob man rein kommt. Nee, nee – was solln die Faxen? Das gibt er sich nicht. Wenn Stefan gute Musik hören will, geht er auf ein Konzert von den Broilers, Jennifer Rostock oder einfach zu Selig. Ihr merkt, gerne deutschsprachig. Und wenn der Nichtraucher sich unterhalten will und das will er eigentlich immer, geht er in sein Lieblingscafé, dem Warschauer Pakt. Hier stillt die sympathische Quasselstrippe seine nie endende Kaffeesucht und schwärmt von seinem eigenen Laden. In diesem gäbe es alte Möbel, den weltbesten New York Cheesecake und Stefan würde bei einem selbstgebrauten Kaffee in der DB- Mobilzeitung blättern. Die macht ihm nämlich immer richtig Laune aufs Koffer packen. So malerische Küstenstädte wie San Sebastian, Tel Aviv und Split reizen sein Fernreiseherz. Aber bitte nicht im Hochsommer, denn unser Titelheld bevorzugt die sexy Mischjahreszeiten und ist ein leidenschaftlicher Weihnachtsgroupie. Wenn das erste Lichtlein brennt und der Glühwein gekippt wurde, kommen die knusprigen Butterplätzchen aus dem Ofen und Stefan schwoft „Do they know it’s Christmas?“ hörend durch die Bude. Das ganze großartige Wohlfühlprogramm, ohne stressige Christkind-Crisis. Stefans Humor ist übrigens so vielschichtig wie sein Zwiebellook im Winter. Der Lichtenberger mag es gerne zynisch-schwarz wie bei Paulette oder frei nach Schnauze wie bei Christoph Maria Herbst. Stand-Up Comedy in den Wühlmäusen kitzeln seine Lachmuskeln ebenfalls. Da wundert es wohl keinen mehr, dass der Serienjunkie auf Scrubs, Friends und How I Met Your Mother steht. Mädels, wo wir gerade bei HIMYM sind, ihr müsst wissen, Stefan gehört nicht wirklich zu den klassischen Aufreißertypen. Muss er ja auch nicht! Wir würden den 29-Jährigen vielmehr mit dem schnuckligen Ted Mosby vergleichen. Aller Anfang ist zurückhaltend, aber dann weiß der Gentleman genau, wie der Hase läuft oder das blaue Horn geklaut wird. Soll einfach heißen, der Stefan ist so ein richtig feiner Kerl, der die Frau seines Herzens gerne spontan zu einem Kurztrip an die Ostsee entführt oder sie zu seinem Lieblingsitaliener in die Trattoria Libau zum Essen einlädt. Son bisschen Romantik darf schon sein. Ach, eigentlich wünschen wir uns doch alle einen Ted Mosby. Einen wie Stefan. Also zückt die Tastatur und holt ihn euch, denn mit diesem Mann bleibt die Liebe garantiert nicht auf der Strecke. Kalauer, olé!
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