Nina | 22 | Stuttgart

„Alle standen bei Beyonce. Und ich? Ganz allein bei Hans Zimmer.“

Ich sag’s euch, Freunde: Die Nina ist ein Goldstück. Born and raised in Weilimdorf, zog sie im zarten Alter von zehn Jahren nach Schwieberdigen. Die Eltern hatten ein Haus gebaut und verpflanzten Nina direkt mal in die dortige Grundschule. Eltern, ey. Keine Ahnung von wahrer Freundschaft im Kindesalter. Dass das gar nicht geht, hat sie ihnen aber schnell klar gemacht: runter mit den Noten und rauf auf die alte Schule, zurück zu den Freunden. Wie man das so macht, wurden dort die obligatorische Flöte (Fröhliche Weihnacht) und sogar schon Fremdsprachen gelernt. Die Neunziger Kinder halt. Zur Auswahl standen Italienisch und Englisch. Aber weil die Eltern im Erziehungsauftrag pausierten und die Anmeldefrist verbummelten, war der coole Englisch-Kurs natürlich schon voll und Nina musste ciao amore lernen. Wir wiederholen uns vielleicht, aber: Eltern, ey. Ihren Führerschein hat sie auch schon in der Grundschule gemacht. Den Füller-Führerschein nämlich. Den gab es für die schönste Schrift, oder vielleicht auch fürs Heizen mit dem Lamyghini, hihi. 

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Ohne Umschweife ging es straight durch Realschule und Pubertät. Ja, ernsthaft, die wurde ohne Rebellion, Ausbüchsen, Schwarm anhimmeln oder vollgeklebte Posterwände durchgestanden. Nina war halt einfach zufrieden. Das gibt’s wirklich! Oder sie hatte keine Zeit fürs Revolutionen anzetteln, weil sie bis unters Dach voll war mit Hobbies ausprobieren. Sportlich stand das Reiten hoch im Kurs. Klar, nach Pippi Langstrumpf muss man einfach mit dem Reiten beginnen. War in natura dann aber doch nichts, die Pferde sind einfach verritten und ganz ohne besondere Bindung wie zum kleinen Onkel macht das auch keinen Spaß. Also weiter zum Turnen. Persönliches Highlight hier auf jeden Fall der Rückwärtssalto, aber dann auch schon wieder das Ende gefunden. Man soll halt einfach gehen, wenn es am schönsten ist. Den glorreichen dritten Posten belegte sie mit Badminton beim TV Salamander Kornwestheim. Nina ist das jüngste Mitglied der Geschichte. Sie war schon Team-Member bevor sie überhaupt geboren wurde, sondern noch im Bauch von Mama schlummerte. Wer kann das schon von sich behaupten? 

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Weil die Sache mit dem Sport schon wichtig ist, aber nicht so richtig bockt (Gym-Member for life), versuchte man sich an Kreativität. Crappy Blockflöte flugs gegen eine richtig schnieke Klarinette getauscht und losgeflötet. Und weil Holzblasinstrumente Rudelflöten sind, ging es ab ins Orchester. Mit dem kommt man auch richtig rum, nach Kanada zum Beispiel. Uhhh, große weite Welt! Das Musizieren hat ihren klar definierten Musikgeschmack (Genre: Radio) um einiges erweitert. Filmmusik spielt sie am liebsten, all time favorite ganz klar: der Soundtrack zu Rush von Hans Zimmer. Von seinem Stern auf dem Walk of Fame hat sie auch ein Foto. War nicht schwer, weil sich alle um einen Platz an Beyonces Stern – quasi dem Battlestar – geprügelt haben und Nina ganz allein bei Hans Zimmer stand.

Musik alleine reicht zum künstlerischen Ausdruck aber nicht, deswegen malt der Kreativkopf auch. Acryl auf Leinwand mit ohne Plan. Das ist sicher der Schaffensweg, den auch die ganz Großen verfolgen: Anfangen und einfach schauen, was passiert. Die Sache mit dem Planen taugt der Nina eh nicht so ganz. Beispiel: Eigentlich wollte sie immer Architektin werden, hat nach der Mittleren Reife auch extra die Akademie für Kommunikation mit dem Zweig Architektur besucht und hat nach erfolgreicher Fachhochschulreife ein Praktikum im Architekturbüro absolviert – ganze sechs Monate. Nächster logischer Schritt: Studium. Also beworben, gewartet, Antwort erhalten. Das waren eindeutig zu viele Wartesemester auf dem Wisch. Schon kein Bock mehr. Nach einmal laut mit dem Fuß aufstampfen ging es an die HDM, wo sie jetzt in den letzten Zügen Verpackungstechnik studiert. Und schau an – mega happy! Seitdem wissen wir: Pläne auch einfach mal über’n Haufen werfen. Kommt was viel Geileres bei rum. Versprochen!

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Die Thesis dreht sich übrigens um den Einfluss der Flaschengeometrie beim Öffnen einer PET-Flasche. Mir dreht sich da der Kopf, Nina ist hellauf begeistert. Sie kreiert eigene Flaschenkopf-Designs, produziert sie mit 3D-Drucker und testet sie im Labor der Hochschule. Ist der Bachelor in der Tasche, geht’s übrigens ab nach Südafrika. Rucksack auf, Flieger ab, Abenteuer an. Weiter ist das nicht geplant, nur Elefanten zu sehen, das muss. Die sind wichtig, die mag Nina gerne. Wer sich also spontan auch den Rucki aufschnallen will: ihr rechter, rechter Platz ist frei.

Wenn sie zurück kommt, wartet schon die Jobsuche. Der muss nicht in Stuttgart sein, hier war sie schon 22 Jahre – so jung ist die Liebe nämlich. Wichtig ist ihr ein Job mit kreativem Freiraum, dafür studiert sie das ja. Sie entwickelt lieber hochwertige und clevere Verpackungen als für eine große Marke Fleißarbeit zu leisten. Inspirationen für zukünftige Hammer-Designs holt sie sich übrigens unter der Dusche. Da fließt die Kreativität einfach. Oder auf der Facebook-Seite Packaging of the world. Die haben richtig geiles Zeug.

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Was sie übrigens mag, das sind Picknicks bei gutem Wetter. Ihr absoluter Lieblingsplatz dafür ist die Karlshöhe. Schön auf der Wiese sitzen, über den Süden der Stadt schauen und Leben genießen. Nina kennt sogar den dafür geeignetsten Baum auf dem ganzen Hügel. Der Fuchs! Außerdem liest sie gerne, alles querbeet. Romane, Biografien oder den Baader-Meinhof-Komplex. Einfach und aufrichtig vielseitig interessiert, diese Nina. Anstatt am Wochenende wild zu feiern, sitzt sie lieber mit ihren Freunden bei richtig guten Gesprächen zusammen. Oder schaut Filme mit ihnen. Ihre DVD-Sammlung umfasst auch nur 200 Filme. Das mit dem Ausgehen hat sie natürlich probiert mit 18. Aber richtig gefallen hat das nie. Muss ja auch nicht. Wenn sie mal einen Drink nimmt, dann – O-Ton – klischeehafte Frauengetränke. Gemeint sind natürlich Hugo und Aperol Spritz und wir stehen auf so viel Selbstironie.

Ihr liebstes Restaurant ist das Körle und Adam in Feuerbach, dabei ist sie gar keine Veganerin. Sie steht einfach auf das Essen dort. Essen ist eh ein wichtiges Thema, Hunger geht gar nicht. Da wird sie böse. Manchmal ist ihr Mund schneller als ihr Kopf, dann sagt sie Dinge, die sind nie so gemeint. Wenn sie Hunger hat, schon. Oh und natürliche Menschen, die nicht ehrlich sind und Probleme nicht direkt ansprechen können. Die mag ja eigentlich niemand, die rauben nur Zeit und harmonieren auch nicht gut mit Ninas direkter Art. Die haut ungefiltert Gedanken raus, das ist stark.

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Ihr bester Freund beschreibt sie im übrigen so: witzig, tollpatschig, manchmal versehentlich gemein und super schüchtern. Dass sie wirklich schüchtern sein soll, wollen wir bis heute nicht glauben, aber wir schreiben es trotzdem rein. Gehört sich so. Der „Er“ sollte mit ihrer Direktheit umgehen können, gerne selber schlagfertig sein, für Schlagabtausch auf hohem Niveau. Er darf ruhig sportlich sein und gerne auch größer als sie. Das wird aber nicht schwer bei ihrer Größe von Einmetersiebenundsechzigkommafünf. Ja, das Komma fünf ist wichtig, es geht hier um jeden Millimeter. Wichtig noch: Worte und Gesten sind die besseren Geschenke, denn Statussymbole kann sie gar nicht abhaben.

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Fun Fact zum Schluss: Nina bekommt den Kopf nicht unter Wasser. Da ist einfach nichts zu machen, der will nicht unter die Wasseroberfläche. Deswegen gab’s im Unterricht beim Kraulen auch die Mitleidsnote 5-6, weil ihre Lehrerin damals dachte, die Nina ertrinkt und ihr besser mal die Rettungsstange hingehalten hat. Wenn du also so bunte Interessen hast wie der Regenbogen Farben, nicht auf Mund und Kopf gefallen bist und sich immer ein Notfall-Schokoriegel in deiner Tasche befindet, dann welcome to her little wonderworld!

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Kontakt

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Aber keine Sorge. Alle Porträts aus Stuttgart gibt es hier.

NINA steht hinter der Bar. Oder halt auch davor. Und sie kann mit Worten. Und weil es eh einfach viel mehr Liebe in der Welt und Verknallte in Stuttgart geben muss, ist das Ding ja ganz klar. Lokalpatrioten on a mission: 0711, wir verlieben dich!
SVEN ist Mitte 30, Fotojournalist und kommt aus dem Süden des Landes. Er liebt Kameras und geht deshalb auch nie ohne seine zwei Leicas und einem breiten Grinsen aus dem Haus.