„Ich hatte noch nie ein Problem damit, meine Meinung zu sagen.”
Hot Take: Die Sonne geht gar nicht im Osten auf, sondern im Westen. Genauer gesagt im Westen Berlins zwischen Kaiserdamm und Schlosspark: Willkommen in der Charlottenburger Comfortzone von Fotografin und Video Editorin Mone. Das Wichtigste vorweg: Bei der 34-Jährigen wird Gastfreundschaft auch in Zeiten von Corona groß geschrieben. Bevor wir uns daher ins Interview stürzen, brüht Mone erst noch einen frisch gemahlenen Kaffee auf – mit sicherem Abstand und einem strahlenden Lächeln im Gesicht.


Da wurde in Hauseingängen gecornert und an Bussen gequarzt, herumgestromert und Nächte lang durchgequatscht: „Wir brauchten keinen besonderen Anlass, um abzuhängen. Heute verabredet man sich zum Brunch, zum Kino, fürs Museum … Damals war unser Zusammensein schon Grund genug.“
Trotz dieses Tatendrangs verlief Mones Schulzeit eher unspektakulär: “Schule fand ich relativ scheiße. Ich besuchte von der fünften bis zur neunten Klasse das Gymnasium. Nach der Zehnten wollte ich schleunigst Geld verdienen. Und aus Mangel an Optionen in der Provinz habe ich eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau angefangen.“ Bitte was? Es fällt schwer, sich die vor Ideen sprühende und umtriebige Mone hinter einer Ladenkasse vorzustellen. Die pflichtet mir bei: „Das fand ich natürlich nach drei Wochen schon kacke. Durchgezogen habe ich trotzdem – erstmal was haben.”
Mit der Hilfe eines Freundes habe ich dann meine erste Fotomappe zusammengestellt und mich in Berlin für eine Studienplatz in Mediendesign beworben.” Mones Mut wurde glatt mit einem Teilstipendium belohnt. 2012 konnte sie dann endlich die Karriere starten, von der sie so lange geträumt hatte. Die ersten Aufträge ließen auch nicht lange auf sich warten. Schon während des Studiums hat Mone Uni-Veranstaltungen fotografisch begleitet, Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen, von denen viele ihrer Projekte bis heute profitieren.
Zu ihren Vorbildern zähle die Amerikanerin Vivian Maier: “Ihre Fotografien wurden erst durch Zufall nach ihrem Tod entdeckt. Sie hat aus purer Leidenschaft fotografiert, ohne den Druck von Insta-Fame und Publikum. Ihr ging es ums Fotografieren an sich. Und das inspiriert mich.”
Vor unserem Spaziergang durch ihre mondäne Hood schnappt sie sich noch eine – wie ich bemerke – stylishe Vintage-Jacke vom Bügel. Auf meine Frage, wie sie ihren Stil beschreiben würde, kommt Mones Antwort prompt: “Bequem!” Ihren sportlichen Looks setzt sie mithilfe der einzigartigen Lieblingsstücke aus den hiesigen Second Hand Shops nur noch die Kirsche auf.
Diesem Konzept bleibt Mone übrigens auch bei ihrer Inneneinrichtung treu. Für Schnickschnack und Deko hat sie nicht viel übrig; für Pflanzen und cleanes Design dafür umso mehr. Hier und da wird der Altbau-Minimalismus allerdings von liebevollen Kuriositäten unterbrochen. Bestes Beispiel: die kaputte Kuckucksuhr der Eltern, die dem Interieur ein Fünkchen Spießertum einhaucht. “Fast meine gesamte Inneneinrichtung ist gebraucht oder selbstgebaut”, erklärt Mone noch, bevor wir die Wohnung verlassen. “Als nächstes Bauprojekt steht meine Küche an.”
Politisches Interesse, dunkle Haare und Bart stehen dafür ganz oben auf der Checkliste. Groß sollte ihr Traumtyp auch sein, immerhin misst Mone selbst schon 1,85 Meter. “Am Ende entscheidet natürlich immer die Sympathie. Gegenseitiges Interesse, Respekt und Kommunikation sind mir so viel wichtiger als ein Haarschnitt.” Was Mone sich wünscht, ist eine Beziehung, in der man sich auch ohne Worte versteht; die auf Ehrlichkeit und Empathie mauert.
In der Corona-bedingten Homeoffice-Situation hat Mone außerdem die Perks des Homecookings wiederentdeckt. “Ich mache eine richtig geile vegane Lasagne”, schwärmt sie. Was aus reiner Tierliebe begann, ist für Mone heute der konsequente Schritt hin zu einem nachhaltigeren Lebensstil. In ihrer Freizeit probiert sich Mone deswegen auch gern an DIY-Tutorials, schöpft Papier oder stellt Kosmetika selbst her.
Während wir weiter so durch den Park schlendern, vertraut mir Mone noch ihre Zukunftspläne an: “Ich glaube, Menschen sind nicht für die Großstadt gemacht. Ich wünsche mir schon lange einen eigenen Garten, weil ich davon träume, einen Raum frei nach meinen Vorstellungen gestalten zu können. Kinder sehe ich in dieser Vision zwar nicht, dafür aber einen Ort, zu dem man nach Hause kommt und sich geborgen fühlt. Und wie schön wäre es, das gemeinsam mit einem Partner zu verwirklichen?”
Kontakt
Mone ist inzwischen glücklich vergeben, du kannst ihr also nicht mehr schreiben. Aber keine Sorge, mehr Porträts aus Berlin gibt es hier.