„Bei Pippi Langstrumpf wäre ich eher die Annika, die erst sagt: ‚Das geht alles nicht‘, aber aus Neugier trotzdem mitkommt.“
Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann muss der Berg halt zum Propheten kommen. So lautet das Sprichwort und trifft in unserem Fall zu. Im schicken, schwarzen Kleid mit dezentem Schmuck steht Julia auf dem Gelände der Baumwollspinnerei vor uns. Für unser Date mit ihr ist sie extra von Jena bis Leipzig gefahren. „Jena ist ganz nett zum Studieren. Da gibt es 100.000 Einwohner*innen und davon sind 25.000 Studenten*innen. Die Stadt ist an sich sehr jung geblieben.“
In diesem Moment fallen mir sofort die sexy Sportwissenschaftler aus Jena ein, die ich bei meinem letzten Besuch im Strand 22 kennengelernt habe. Gleich nach dem Zeiss-Planetarium. Nach 12 Jahren in Jena verspürt Julia schon ein gewisses Kribbeln, wenn sie an einen Tapetenwechsel Richtung Leipzig denkt. In Planung ist so ein Umzug zwar nicht, aber mit dem Gedanken spielt sie manchmal. Die Stadt hat ihren Reiz, keine Frage. Wer weiß, welche sympathischen Faktoren sie dazu noch bewegen könnten …
Julia stammt gebürtig und wohl behütet aus einem kleinen 300-Seelen-Dörfchen bei Meiningen an der Grenze zu Franken und sagt dazu lieber: „Ich komme aus Thüringen!“ Die Zusammenfassung auf das Bundesland deutet dann meistens darauf hin, dass man den kleinen Ort sowieso nicht kennt. Direkt nach dem Abi verschlägt es Julia nach Jena. Ganz nach dem Motto: erstmal raus in die große Stadt, aber nah genug am Zuhause bleiben. Für den Studienplatz in Leipzig wurde sie leider abgelehnt. Say hi to Anglistik, Amerikanistik und Medienwissenschaft!
Aufgepasst, Julia hat der klassische Studiengang so noch nicht ganz gereicht und sie schließt dieses Kapitel mit einer waschechten Promotion ab. Wow! „Ja, ich bin eigentlich Frau Doktor auf dem Gebiet der Kommunikationswissenschaft“, lacht sie. Mit dieser Berufung und Promotion bietet sich ein Job in der Presseabteilung auf jeden Fall an. Genau das denkt sich auch Julia. Mit der Wissenschaft an sich liebäugelt sie nicht, sondern vielmehr mit gesellschaftlichen Themen, die ihr am Herzen liegen.
Als Koordinatorin eines mittelgroßen Vereins in der Hilfe für Geflüchtete kümmert sich seit zwei Jahren um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Organisation und das Bearbeiten von zig Anträgen. Ziemlich cool! Allen Hater*innen entgegnet sie: „Ein Geflüchteter war vor seiner Flucht auch nur ein Mensch, dessen Geschichte man kennenlernen sollte. Wer freundlich zueinander ist, macht auch keine schlechten Erfahrungen! Aneinander interessiert und offen zu sein, ist schon ein guter Anfang.“
Neben der Öffentlichkeitsarbeit in der und dem Blick für Politik und Kultur gibt es auch noch jede Menge private Dinge, mit denen Julia leidenschaftlich gern ihren Tag verbringt: An erster Stelle fällt ihr sofort Netflix ein. Am liebsten schaut sie amerikanischen „Comedy-Quatsch“, wie sie sagt.
Yoga, Squash, Konzerte, Bücher, Ausstellungen, Filme und Radio-Sessions mit Deutschlandfunk gehen auch immer. Wie Audrey Hepburn schwebt sie durch die industrielle Backsteinlandschaft und spielt mit der Sonnenbrille auf der Nase. Schüchtern ist Julia auf keinen Fall und lacht immer wieder herzlich. Dass die kleine Julia mal ganz vorn im Blasorchester stand, kann man sich fast kaum vorstellen. Gut, dass sie die Klarinette beiseitegelegt und gegen John-Lennon-Kassetten, für die ihr Vater stundenlang anstand, getauscht hat.
Die Listensammlerin von Lena Gorelik ist nicht ohne Grund eines der Bücher, welches sie empfehlen würde, denn Julia ist selbst begeisterte Listenschreiberin und präsentiert uns voller Stolz kleine, selbstgeschriebene Zettelchen.
Zum Beispiel mit Dingen, die sie mag: Zimt, Reisen, Frühstück, Altbau, Netflix & Chill, schwarzer Tee, Lindenstraße, Gedichte und Nina Simone. Und was ist mit den Dislikes? Na klar, auch dafür zückt Julia eine kleine Liste aus der Tasche: Wandern, Basteln, Duschvorhänge, die am Hintern kleben, Fenster putzen und Lästern. Bei den Herren hingegen hält es Julia kürzer. „Ich mag die drei großen B. Bart, Bäuchlein und Bully.“ Aber eigentlich ist das alles auch nicht so wichtig. Stattdessen legt Julia viel mehr Wert auf guten Humor, Wortwitze und Offenheit. Mehr Dinge stehen gar nicht auf der Liste. Der Wohlfühlfaktor muss einfach passen.
Julia weiß definitiv, wo sie steht, hat aber eine Schwäche dafür, wenn ihr jemand die Welt erklären kann, ohne dabei zu belehren. Wenn du weißt, warum Flugzeuge fliegen, wie ein Computer funktioniert und dazu noch ein Bett aufbauen kannst, dann melde dich doch mal bei ihr. Über die großen Philosophen der letzten Jahrhunderte musst du sie allerdings nicht mehr aufklären. Das hat sie selbst schon getan.
Mit Stubenhockern und Statussymbolen kann Julia auch nicht so gut. Vielleicht reist du lieber mit ihr nach Georgien und machst auch gern mal deinen eigenen Kram. Auf sehr abgegrenzte Rollenbilder hat Julia keinen Bock und spricht auch lieber von ihrem „partner in crime“. Mit mehr. Wenn du das werden möchtest, dann gewinnst du mit einer Partie Minigolf oder einem kleinen Ausflug garantiert Julias Herz beim ersten Date.
Einfach schreiben und ein Foto von dir mitschicken. Ran an die toughe Julia! Für dich kommt sie auch gern nach Leipzig (Noch ein guter Grund, um mal wieder durch die Connewitzer Verlagsbuchhandlung zu stöbern, oder?) oder du triffst sie direkt in Jena im Immergrün oder am Saale-Ufer. Vielleicht tanzt ihr ja schon gemeinsam auf dem The Streets-Konzert in Berlin … Wir drücken die Daumen!
P.S.: Ein gut gemeinter Rat für dich. Ornithologen haben leider keine Chance. Sorry. Aber diese Kindheitserinnerung soll sie dir am liebsten selbst erzählen. Wir wollen ja nicht alles verraten.
Kontakt
Julia ist inzwischen glücklich vergeben. Aber keine Sorge, mehr Singles – aus zum Beispiel Erfurt – findest du hier. Und mehr Singles aus Leipzig gibt es hier.