Nun ist es über ein Jahr her, dass mich der Fremde am Meer daran erinnert hat, dass Alleinsein eine Kunst ist. Die Königsdisziplin, der Grundstein für den Kampf gegen Dämonen und Monster, die unter dem Bett auf mich warten.
Alleinsein auf Probe, bis ich irgendwann endlich wieder Ich sein darf, war das Ziel, das ich seit dieser Begegnung beim Laufen vor Augen hatte.
Ich habe in der Brandung gestanden und die Monster sind, so sehr sie auch versucht haben, sich an meine Waden zu klammern, mit den Wellen im Meer verschwunden. Ich habe ihnen gewunken, immer noch skeptisch, ob die nächste Welle sie nicht wieder an Land spülen würde. Doch es scheint, als hätte die Flut sie tatsächlich mit sich genommen.
Ein Zitat hat mich in den letzten Monaten begleitet:
„I thought, once everything falls into place and I´ll find peace.
But it is like, once you find peace, everything falls into place.“
Ich habe mich darauf eingelassen, auf dieses Alleinsein. Habe versucht, den Zustand als wertvoll zu empfinden und Dinge kommen zu lassen.
Mit meinem hippen Mantra im Hinterkopf habe ich mich darauf eingelassen, auf dieses Alleinsein. Habe versucht, den Zustand als wertvoll zu empfinden und Dinge kommen zu lassen. Allem entspannt entgegenzusehen. Um dies zu erreichen, halfen mir manchmal Yoga, manchmal Meditation und des Öfteren, wenn diese beiden Strategien nicht fruchteten, auch einfach nur Alkohol.
Und plötzlich passieren Dinge, an die ich nicht glauben konnte. Begegnungen, zu denen ich vor einigen Monaten noch gar bereit gewesen wäre, und berufliche Wünsche und Forderungen, die ich mich vor einiger Zeit nicht zu stellen getraut hätte.
Als er im strömenden Regen vor mir steht, mich auf die Stirn küsst und mir sagt, dass ich ihn sehr glücklich mache, ist es, als würde ich vor Glück in tausend Teile zerplatzen. Glitzerteilchen, Konfetti. Ich bin glücklich, zufrieden mit mir selbst und mache dabei sogar noch jemanden glücklich.
Natürlich sind sie da, die Sorgen um mein Herz, aber er lässt mich mutig sein. Es macht mir eher Angst, dass ich so glücklich bin.
Jemanden, vor dem ich Monologe halte, wie anstrengend und kompliziert ich sei. Jemanden, der mich dabei nur anlächelt, mir über den Kopf streicht und sagt, ich sei eine sehr entspannte Frau (WTF!? :)) Bei diesem Mann bin ich Ich. Nur ich, vom ersten Moment an. Natürlich sind sie da, die Sorgen um mein Herz, aber er lässt mich mutig sein. Es macht mir eher Angst, dass ich so glücklich bin.
Wenn ich auch das Glück gar nicht zu greifen und definieren weiß. Fontane hat einmal geschrieben:
„Ein Optimist ist ein Mensch, der ein Dutzend Austern bestellt, in der Hoffnung, sie mit der Perle, die er darin findet, bezahlen zu können.“
Bei Dosenbier und Döner beobachte ich mich selbst aus einer anderen Perspektive. Ich sehe mich neben ihm in einem anderen Licht, auf einer anderen Bühne – aus stabilen Brettern. Nie hätte mich in der Vergangenheit als Optimist bezeichnet, doch ich habe das Gefühl, eine gewisse Gelassenheit erreicht zu haben. Und diese Gelassenheit ist meine augenblickliche Definition von Glück.
Er ist da, er ist nah und trotzdem werde ich auch in Zukunft oft gezwungen sein, mit meinen Dämonen allein zu Abend zu essen.
Er ist da, er ist nah und trotzdem werde ich auch in Zukunft oft gezwungen sein, mit meinen Dämonen allein zu Abend zu essen. Ich freue mich aufs Kochen! Ich glaube, es gibt Austern.
Headerfoto: Frau steht an der Wand (Stockfoto) via Kanashkin Evgeniy/Shutterstock. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!