Ich glaube nicht an mich. Nicht an uns. Nicht an dich oder irgendjemand. Nicht an das Leben und am wenigsten an die Liebe. Ich glaube nicht an das Großsein, denn jedes Mal, wenn ich dachte, nun werden wir zu Riesen, tratst du auf mich drauf und ersticktest mich im Keim meines nichtigen Seins. Ich glaube nicht an das Wachsen – weder aus meinen durchlöcherten Kinderschuhen, noch an das Zusammenwachsen. Denn noch bevor du mich greifen kannst, stolpere ich über meine zusammengeknoteten, in die Ecke geworfenen Träume. Dein Charakter färbt auf mich ab. Ich fühle mich dunkel. Nichts bleibt von dem neuen Tageslichtschimmer des Anfangs unseres Zusammenseins. Denn seien wir ehrlich: Der schattige Laternenfall umhüllte uns von der ersten Stunde, in der wir uns sahen.
Weißt du noch, wie die Sterne auf uns herunterschauten und wir versuchten zu verstehen, was sie uns sagten? Wir wussten, wie uns geschah. Wie wir keinen Sinn machten. Wie wir kein Wir waren und uns doch händeringend an das kleine Fünkchen Hoffnung klammerten, das in unseren lächelnden Mundwinkeln hausierte. Die zarten Berührungen deiner Hände auf meiner Schulter während du mir deine Welt zeigtest; sie zeigten mir so viel mehr. Ich wusste, dass das echt war. Dass du wohl noch nie so sehr du selbst warst wie in diesem Moment.
Als deine Lippen sich meinen näherten und dein Atem mein eisgekühltes Gesicht in einen Schein von Geborgenheit hüllte, wusste ich, dass ich der Wahrheit noch nie näher war als genau in diesem Augenblick. Umrahmt vom Trubel der Stadt, der aber doch so unendlich fern war. Es war still. Überall und vor allem in mir. Ich horchte. Die Stimme meiner grenzenlosen Punkerromantik sagte mir, dass kein Mensch mich jemals wieder so greifen könnte wie du. Aber die Welt besteht nicht aus Liebe, denn ich glaube nicht an sie. Ich spürte die Wahrheit, ganz tief und fest – denn in Wahrheit waren wir nie ein Wir. Und werden es auch nie sein.
Trotzdem liege ich wieder neben dir. Schaue dir in deine mit Melancholie getränkten Augen. Wir hören alte Platten, tanzen zusammen ohne unsere aneinandergeschmiegten Körper auch nur ansatzweise zu bewegen. Ich greife nach deiner Hand und greife ins Leere; fast so, als würdest du versuchen, nach meinem Herz zu greifen. Du hast es ja schon längst. Ohne es zu merken und doch mit vollem Bewusstsein hast du es dir genommen. Ohne mich zu fragen. Wir werden kein Wir sein. Denn ich glaube nicht an mich. Nicht an uns. Nicht an dich oder irgendjemand.
Because in all your brokenness, you are loved. May you never once forget. Broken or not you are loved. – Cairo McFarlane* – Elephant Journal
Headerfoto: Pärchen im Wasser via Unsplash.com. (Gedankenspiel-Button hinzugefügt.) Danke dafür!
Wunderschöner Text, dessen Worte irgendwie melodramatisch und zugleich geborgen fühlen lassen..
Danke für diesen Text. Wirklich wunderschön geschrieben.