Wieso habe ich das Gefühl, dass man ständig beschäftigt sein sollte, um ein vollwertiger Teil der Gesellschaft zu sein? Wieso ist es „normaler“, wenn man beruflich und privat super busy ist, statt Zeit für seine Hobbys und für sich selbst zu haben?
Solange man sagen kann: „Boah, habe ich gerade viel zu tun!“ scheint es so als wäre alles okay bei einem. „Cooler“ ist der, der Stress hat! Aber wieso ist das so?
Meine Auslandserfahrung: Weniger ist mehr
Durch meinen damaligen Beruf als Flugbegleiterin und der Teilnehme an einem gemeinnützigen Projekt in Südamerika war ich schon viel in der Welt unterwegs. Ich habe viele verschiedene Kulturen kennengelernt und wenn ich jetzt mal so überlege, dann war es eigentlich in jedem Land das komplette Gegenteil!
Auf Jamaika ist der Entspannteste der coolste Mensch. Auf Kuba musiziert man auf der Straße, in Spanien gehört die Siesta zur Pflicht und in Bolivien ist quasi jeder zweite Tag ein Feiertag. Doch in keinem dieser Länder ist es faul oder gar „unnormal“, wenn man durchs Leben flaniert.
Deutschland: Mehr ist mehr
Ich habe eher das Gefühl, dass die Arbeit nicht den Stellenwert oder die Bedeutung bekommt, wie sie ihn in unserer Gesellschaft hat. So oft habe ich Menschen kennengelernt, ohne zu wissen, was sie beruflich machen. Es ging in den Gesprächen viel mehr um die eigene Befindlichkeit, um Wünsche und Ziele, um die nächste Mahlzeit und wie es den geliebten Menschen geht. Darum sich zu verbinden, Dinge miteinander zu teilen. Und nicht ums Beschweren über das Wetter, den Stress im Büro oder all das, was nicht gut läuft.
Es ging darum sich zu verbinden, Dinge miteinander zu teilen. Und nicht ums Beschweren über das Wetter, den Stress im Büro oder all das, was nicht gut läuft.
Klar, haben auch diese Menschen Probleme und Sorgen. Und ich spreche hier von Problemen, wie die nächste Stromrechnung bezahlt werden soll oder das Geburtstagsgeschenk des eigenen Kindes. Trotzdem profilieren sich diese Menschen nicht durch Stress!
Diese Menschen profilieren sich nicht durch Stress! Es ist kein Trend Follower:innen zu sammeln, Überstunden zu machen oder das höchste Jahreseinkommen zu haben.
Es ist kein Trend Follower:innen zu sammeln, Überstunden zu machen oder das höchste Jahreseinkommen zu haben. Und das gefällt mir! „Der Mensch ist Mensch“, ob busy or not. Wirklich echt sind wir doch nur, wenn wir fühlen, wenn wir lieben, wenn wir unsere Gedanken miteinander teilen.
Die Pandemie sollte uns doch gezeigt haben, dass Politiker:innen auch nur Menschen sind und dass von der Gesellschaft hoch angesehene Menschen, oft keine systemrelevanten Berufe ausüben. Aber vor allem: Dass wir nur zusammen stark sind! Jeder einzelne von uns hat seine Aufgabe, auf seine eigene Art. Und keiner ist wichtiger, als der andere.
Ich bin für: Weniger ist mehr!
PS: das gilt auch für mich.
Headerfoto: Antonio Dillard via Pexels. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!