Als Kind schon immer das pummelige Mädchen sein, das nicht essen kann, was es will? Die seelischen Narben der Vergangenheit sind bei unserer Autorin auch im Erwachsenenalter noch da. Umso wichtiger, dass wir den Kindern und Menschen um uns herum vermitteln, dass niemand perfekt sein muss, um geliebt zu werden.
Triggerwarnung: Körperschemastörung, Essstöru
Heute hab ich beim Baden ein Kind gesehen. Ein Mädchen, so ungefähr 11 oder 12 Jahre alt. Sie war mit ihrer Familie baden. Als sie alleine auf der Decke lag, fing sie an Sportübungen zu machen. Donkey Kicks, Sidekicks (Poübungen) und Bauchmuskelübungen. Ganz schnell und heimlich, so wirkte es zumindest. Danach las sie in ihrem Buch weiter, natürlich auf dem Bauch liegend. Ich kannte das Mädchen. Ich sah sie an und sah mich in in diesem Alter.
Ich kannte das Mädchen. Ich sah sie an und sah mich in in diesem Alter.
Schon als Kind zu versuchen, den eigenen Körper zu optimieren, weil er nicht dem Schönheitsideal entspricht. Das pummlige Mädchen zu sein, das nicht essen kann was es will, ohne zuzunehmen. Little Miss Sunshine eben. Ohne das böse zu meinen: Menschen, die immer dünn waren oder sind, wissen nicht, wie sich das anfühlt. Ich kann mir gar nicht vorstellen, mir keine Gedanken über meinen Körper zu machen. Jeden Tag, seit ich ein Kind bin.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, mir keine Gedanken über meinen Körper zu machen. Jeden Tag, seit ich ein Kind bin.
Auch wenn ich meine mit 15 beginnende Essstörung grösstenteils überwunden hab, bleibt ein Teil von ihr. Für immer. Die Wunden des Mobbings dafür, ein Kind zu sein, das einfach nur sein wollte, sind verheilt, aber immer noch da. Und sie werden bleiben.
Ich wünsche mir für alle Kinder, dass sie Kind sein dürfen. Dass sie zu essen haben und nicht leiden müssen, wenn sie essen. Dass Kinder mit einer gesunden Einstellung zu sich, ihrem Körper und Essen aufwachsen. Wie das funktioniert? Ich kann es meinem Kind mit auf den Weg geben. Aber die gesellschaftlichen Idealbilder und der Druck, dem zu entsprechen, bleibt. Es ist ein Überlebensinstinkt. Einem Idealbild nahe zu sein, um angenommen und akzeptiert zu werden. Ein Bild, das sich immer wieder ändert und dem kein Mensch der Welt gerecht werden kann.
Es ist ein Überlebensinstinkt. Einem Idealbild nahe zu sein, um angenommen und akzeptiert zu werden.
Also müssen wir uns selbst und den Menschen um uns herum jeden Tag aufs Neue sagen, dass wir gut sind, so wie wir sind. Dass nicht nur dünn, schön, groß oder was auch immer ein Ideal ist. Dass jeder Mensch liebenswert ist und die Schönheit in sich trägt. Dass niemand perfekt sein muss, um angenommen zu werden.
„Perfektion ist nur ein Wort. Und ich bin so viel mehr, als nur ein Wort.“ (Sara Desai)
Headerfoto: Anna Shvets. (Kategorie-Button hinzugefügt.) Danke dafür!