Vom Suchen und Finden
Gesucht, gefunden. 3,2,1, sowieso alles meins! Ob vom Suchen und Finden der Liebe in Filmen – [Moritz Bleibtreu, wärst du dir doch mal treu geblieben] – oder vom Suchen und Finden der Liebes- und Lieblingsgegenstände, die uns die vermeintliche Welt bedeuten. Es wird gesucht und bestenfalls gefunden. Wenn das Suchen vergebens bleibt, ist es meist eine kleine bis mittelschwere Tragödie. Die Dinge, die uns die Welt bedeuten, fallen in Kategorie 1: Material. iPhone, Schlüssel, Notizheft, Brille, Geld, Perso, das letzte Tütchen Speed, das wir noch irgendwo versteckt haben [vor uns selbst oder vor dem Türsteher], fuck, wo war das noch? Das alles wollen wir halten, be-halten. Ist es weg, gestohlen, verlegt, verschwunden, einer Verschwörung zum Opfer gefallen, dann suchen wir, wie verrückt. Taucht es nicht auf, wird es ersetzt. Manchmal unter kleinen Tränchen, manchmal trotzig, manchmal kalt, ohne Gefühlsregung. Klick-klick-Boom, Warenkorb, Paypal, ausdiemaus.
Und dann gibt es noch die Dinge, die zwar in Kategorie 1 fallen, aber die nicht ‚einfach so‘ ersetzt werden können. Liebesbriefchen, Fotoautomatenerinnerungen, Notizen, Tagebuchseiten. “Manche Dinge kann man nicht kaufen, für alles andere gibt es…”, ihr wisst schon.
Und ganz schwer, also mehr als mittelschwer, ist es mit Kategorie 2: Menschliches. Menschen verlieren, finden wollen, suchen – ohje. Wo fängt man da an? Beim Akzeptieren? Akzeptiere, dass er weg ist! Dass er dich nicht mehr liebt, braucht, will, aus deinem Leben weg ist, such dir doch etwas Anderes. Oder einen Schritt vorher, beim Realisieren? Realisiere, dass da etwas fehlt. Jemand fehlt. Ein fehlender Schlüssel macht sich spätestens vor der Tür bemerkbar. Wenn ein guter Freund, eine gute Freundin, ein Herzklopfen-Verursacher, ein Zuhörer fehlt – wann merkt man das? Man schaut wohl nicht so panisch links-rechts-hoch-runter (meistens runter) und durchsucht die Jackentaschen zittrig – da wird dieser Jemand nicht sein.
Manche suchen auch sich selbst. Permanent. Generation Perfektion, Generation Körperhass, Generation Gender, Generation Beziehungsunfähig (oft zitiert, deshalb wohl wahr). Für mich ist es die Generation “Sucht-Noch”. Sucht noch nach einem Partner, nach Vorbildern, nach Wegen, nach dem, was endlich gut genug ist. Sucht noch nach Liebe, Selbstliebe, Freundschaft, dem Leben und dem perfekten Instagramfilter. Das Finden ist das vorläufige Behalten. Ständiges Suchen. Manchmaliges Finden.
Vom Verlieren (Für K.:)
Es ist ansteckend, anstrengend, ernüchternd, naiv.
Ich stürze mich drauf, es darf nicht entwischen – geht es dabei kaputt? Versehentlich. Tragödie. Habe es verloren. 3,2,1, – meins. 3,2,1, – komm zurück zu mir. Ich hätte dich nicht gehen lassen dürfen. Ich muss dich suchen, bin nicht komplett – und das ist wie die Welt verlieren oder nie gehabt haben.
Headerfoto: Kinga Cichewicz via Unsplash.com („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!
Autorenfoto: David Szubotics.
Ja schöner wäre es, wenn man sich einfach mal fallen lässt, entspannt und sagt: „So zack, ich hab‘ mich!“ …. Dann wäre das schon mal geklärt und man kann sich wieder auf das Wesentliche konzentireen, als ständig nach irgendwas und Perfektion zu suchen …. das ist ja echt anstrengend.