Als ich zugesagt habe, an dem Selbstliebe-Coaching von Orgasmic Woman teilzunehmen, hatte ich keine Ahnung, wie so ein Selbstliebe-Coaching aussieht. Es hieß, man solle jeden Tag Selbstliebe praktizieren, die eigene Sinnlichkeit und Lust erforschen und weiterentwickeln – sich einfach Zeit für sich selbst nehmen. Ich meine, why not, oder?
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich hatte eine ziemlich konkrete, rückblickend etwas beschränkte Vorstellung von dem Begriff „Selbstliebe“. Klang für mich nämlich einfach nach einem gesellschaftstauglicheren Wort für Masturbation à la Rubbel die Katz.
Every Day Selbstliebe-Praxis – Schwieriger, als es klingt
Teil des Orgasmic Woman Coachings ist es, sich jeden Tag mindestens 15 Minuten selbst zu lieben, was auch immer das genau erstmal heißt. Dafür bekommt man verschiedene Impulse, Übungen und Inspirationen zugesendet.
Meine erste Herausforderung lag nicht etwa bei irgendwelchen komplizierten Körperübungen, der Überwindung, mich auf mich selbst einzulassen oder irgendwelchen Unsicherheiten, sondern bei diesen verdammten, lächerlichen 15 Minuten.
Teil des Orgasmic Woman Coachings ist es, sich jeden Tag mindestens 15 Minuten selbst zu lieben. Dafür bekommt man verschiedene Impulse, Übungen und Inspirationen zugesendet.
Ich stelle mir das immer so leicht vor, Kleinigkeiten wie eine 15-Minuten-Selbstliebe in mein Every-Day-Life zu integrieren. Ich weiß ziemlich genau, dass ich jeden Tag etliche 15-Minuten-Blöcke herzlich wenig treibe. Aber es fällt mir dann doch nicht leicht und das, obwohl ich mich ja aktiv dafür entscheide und wirklich Lust habe, einen Platz dafür in meinem Leben zu schaffen.
Nun ja, ein bisschen stolz (hey, es sind die kleinen Dinge …) kann ich berichten, dass ich doch die meisten Tage brav meinen Timer gestellt, da gesessen und mit Atemübungen angefangen habe, eine Hand auf meinem Herzen, die andere auf meiner Vulva, relativ zen-mäßig im Hier und Jetzt zu sein – die große Offenbarung blieb aber erstmal aus.
Ein bisschen stolz kann ich berichten, dass ich die meisten Tage brav meinen Timer gestellt, da gesessen und mit Atemübungen angefangen habe, eine Hand auf meinem Herzen, die andere auf meiner Vulva, relativ zen-mäßig im Hier und Jetzt zu sein – die große Offenbarung blieb aber erstmal aus.
Es ist am Anfang wirklich weird, Sexualität und Sinnlichkeit auf Knopfdruck aufrufen zu wollen, wie eine Art creepy Hausaufgabe – die ich noch nie gemacht habe und Abschreiben ist hier leider auch nicht drin.
Was soll ich sagen? Ich habe gelernt (surprise), dass ich nicht plötzlich super sinnlich und sexy unterwegs bin, nur weil ich das beschließe. An manchen Tagen hatte meine Selbstliebe-Session Meditationscharakter: Es war schön, mich zu entspannen, zu berühren und zu spüren, aber geendet hat das Ganze dann eher in einem ausgedehnten Nickerchen als in hottem Solo-Sex.
An manchen Tagen hatte meine Selbstliebe-Session Meditationscharakter: Es war schön, mich zu entspannen, zu berühren und zu spüren, aber geendet hat das Ganze dann eher in einem ausgedehnten Nickerchen als in hottem Solo-Sex.
An anderen Tagen war es einfach nur strange und ich saß da, etwas gelangweilt und in awkwarder Stille, habe mich gefragt, was ich da eigentlich gerade treibe und habe gewartet, bis der Timer abgelaufen ist.
Klingt nach einem seltsamen Selbstversuch, der tendenziell gescheitert ist? Absolut nicht.
Selbstliebe – Weg oder Ziel?
Selbstliebe ist mehr als kurz mal Hand anlegen, nicht nur beschränkt auf unsere Geschlechtsorgane. Grundsätzlich auch irgendwie klar, aber im Alltag ist es eben oft genau das: ein Mittel zum Zweck, der Weg zum Ziel.
Selbstliebe ist mehr als kurz mal Hand anlegen, nicht nur beschränkt auf unsere Geschlechtsorgane. Grundsätzlich auch irgendwie klar, aber im Alltag ist es eben oft genau das: ein Mittel zum Zweck, der Weg zum Ziel.
Das Orgasmic Woman Coaching lädt ein, wieder besser zuzuhören und hierbei nicht auf fremde Stimmen, Vorstellungen und Ideale zu hören, sondern sich selbst zu lauschen und dabei auch Gefühle und Bedürfnisse zu entdecken oder erahnen, zu denen man im Moment vielleicht (noch) keinen Zugang gefunden hat.
Dabei geht es auch darum, eigene eventuelle Muster zu durchbrechen. Zwar haben Selbstliebe-Muster oft auch durchaus ihre Berechtigung und sind eben genau deswegen zum Muster geworden, weil wir sie so geil finden. Aber jene Muster, Bewegungs- und Berührungsabläufe nicht nur im Alleingang abrattern zu lassen, sondern sie als Ressource zu verstehen, daran anzuknüpfen, abzuwandeln und sie weiterzuentwickeln, kann enorm bereichernd sein.
„Orgasmisch“ heißt hierbei (entgegen meiner ersten Interpretation) nicht OrgasMUSS. Das Orgasmusziel ist sowohl bei partnerschaftlichem Sex als auch beim Solo-Sex häufig omnipräsent, dabei wird die Aufmerksamkeit auf die Zukunft gerichtet und kann folglich nicht im Hier und Jetzt sein. Irgendwie ein guter Punkt, oder?
Das Orgasmusziel ist sowohl bei partnerschaftlichem Sex als auch beim Solo-Sex häufig omnipräsent, dabei wird die Aufmerksamkeit auf die Zukunft gerichtet und kann folglich nicht im Hier und Jetzt sein.
Aber nochmal zurück zu meinen Nickerchen anstelle einer sexy Me-Session: Es gibt wohl zwei Zustände, die gemeinsam in einer Wellenbewegung dafür sorgen, dass wir erregt sind: Entspannung und Anspannung und wie immer ist es sehr individuell, welcher Zustand uns leichter fällt. Meine ersten Selbstliebe-Einheiten waren geprägt von Entspannung, Loslassen und Durchatmen.
Allerdings kann man den eigenen Körper und damit auch seine Sinnlichkeit durch Bewegung wie Tanzen, Schwimmen oder Rennen aktivieren und nun ja, eingeschlafen bin ich irgendwann nicht mehr …
Sharing ist Caring – Mit Fremden über Selbstliebe sprechen
Ein zweiter Teil des (Gruppen-) Coachings besteht aus dem Austausch mit anderen – ehrlich gesagt der Teil, auf den ich eigenbrötlerisch und selbstbezogen gerne verzichtet hätte, wäre er freiwillig gewesen. Ich meine, hat irgendjemand von euch Lust, sich mit völlig Fremden über Selbstliebe-Praxis, Unsicherheiten, Herausforderungen und Wow-Momente auszutauschen?
Hatte ich jedenfalls nicht, habe ich aber in den vier Wochen Coaching total zu schätzen gelernt. Vivien und Mara, die beiden Gründerinnen von Organsmic Woman haben einen wirklich schönen Rahmen geschaffen, in dem unsere Kleingruppe sich jede Woche über die vergangenen Tage austauschen konnte.
Ich war sehr überrascht, aber es hat eine (absolut vorhandene) andere Qualität, mit Fremden über Intimes zu sprechen als mit Vertrauten.
Ich war sehr überrascht, aber es hat eine (absolut vorhandene) andere Qualität, mit Fremden über Intimes zu sprechen als mit Vertrauten und der Austausch miteinander hat mich jedes Mal beflügelt in die nächste Selbstliebe-Woche getragen.
Selbstliebepraxis im Alttag
Wie bereits erwähnt, finde ich persönlich es nicht leicht, jeden Tag Raum für so etwas wie ein Selbstliebe-Ritual zu schaffen und ich bin mir auch nicht sicher, ob es das dauerhaft braucht. Fakt ist aber, dass wir neue Wege im Körperlichen immer wieder bespielen müssen, um erlernte Muster zu durchbrechen und neue Wege zu schaffen, wenn wir das möchten.
Fakt ist, dass wir neue Wege im Körperlichen immer wieder bespielen müssen, um erlernte Muster zu durchbrechen und neue Wege zu schaffen, wenn wir das möchten.
Dabei ist es egal, ob es nur um eine neugierige, erregte Selbsterkundung geht, um das Loslassen damit verknüpfter (psychischer wie physischer) Schmerzen, mangelnde Empfindsamkeit oder etwas anderes.
Ich habe in den vier Wochen gemerkt, wie sich mein Körpergefühl und meine Sinnlichkeit (ja, klingt ein bisschen strange, I know, but it’s true) verändert haben und ich glaube, dass es enorm bereichernd sein kann, sich selbst über einen bestimmten Zeitraum mit Körper und Seele in den Vordergrund zu stellen, Raum und Rituale dafür zu schaffen.
Ich glaube, dass es enorm bereichernd sein kann, sich selbst über einen bestimmten Zeitraum mit Körper und Seele in den Vordergrund zu stellen, Raum und Rituale dafür zu schaffen.
Das Ganze aber natürlich ohne Leistungsdruck, wir wissen wahrscheinlich alle, dass das Lustkiller No. 1 ist (finde zumindest ich heftig unsexy).
Fazit zu 4 Wochen Selbstliebe mit Orgasmic Woman
Ich hatte oft das Gefühl, viele Tipps, Ideen und Erkenntnisse schon vor dem Workshop zu erahnen, sie vielleicht auch zu kennen und trotzdem hatte ich bisher bei weitem nicht alles davon in meinen Alltag integriert.
Zu realisieren, was mir guttut, mich weiter bringt und mir Kraft schenkt, reicht eben nicht unbedingt aus, um diese Dinge auch beherzt in die Tat umzusetzen. Oft scheitert es an anstrengenden Tagen, einem unausgeschlafenen Morgen, Antriebslosigkeit oder schlicht an Ablenkung.
Zu realisieren, was mir guttut, mich weiter bringt und mir Kraft schenkt, reicht nicht umbedingt aus, um diese Dinge auch beherzt in die Tat umzusetzen.
Der Workshop hat für mich einen Rahmen geschaffen, den ich mir so nicht genommen hätte. Es wäre vermutlich, wie das bei so vielen spannenden Projekten und potenziell brillanten Flausen in meinem Kopf der Fall ist, schlicht an der Umsetzung, an dem regelmäßigen Einbinden in meinen Alltag, gescheitert.
Viven und Mara leisten mit ihrer Arbeit einen absoluten Mehrwert und gehen achtsam, leidenschaftlich und offenherzig mit bestem Beispiel voran was das Thema Selbstliebe anbelangt. Falls ihr neugierig geworden seid, schaut doch gerne mal rein, bei Orgasmic Woman.
Headerfoto: Masha Raymers via Pexels. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!