Und plötzlich wieder Mingle

Es gab mal eine Zeit in meinem Leben, da versuchte ich, Mingle zu sein, merkte aber schnell, dass ich zu viele Gefühle für einen speziellen Mann empfand. Es machte mich regelrecht kaputt. Konnte mir selbst dabei zusehen, wie ich mich zerstörte, bis ich endlich den Absprung schaffte und mich nicht mehr mit ihm traf. Es dauerte lange, bis aus Liebe endlich Hass wurde. Bis ich endlich loslassen und mich komplett auf mich konzentrierte konnte.

Ich fand mich endlich wieder. Es war ein tolles Gefühl und ich genoss es, Single zu sein. Tanzte, wenn ich es wollte, lachte mit Freunden und machte mir keine Gedanken. Mit dem Feuer der Liebe wollte ich erst mal nicht mehr spielen.

Aber irgendetwas fehlte mir.
Die Nähe.
Die Leidenschaft.
Ich brauche Berührung, um überleben zu können.
Berührung von auswärts.

Ich ging in manchen Monaten zur Massage, einfach nur, um angefasst zu werden. Es hatte nichts mit Erotik zu tun, sondern mit der Nähe und dem Fallenlassen. Dieses Gefühl der Wärme und den Händen auf meiner Haut war schön und ich konnte diese Zufriedenheit über Tage mitnehmen. Ich war wieder ausgeglichen und spürte mich selbst.

Ich schlief mit meinem Teddybären im Arm, besser gesagt: mit zehn davon. Ja, ich bin 30!

Ich liebte mein Leben, das was ich mir aufgebaut hatte, aber ich brauchte dringend körperliche Nähe. Ich schlief mit meinem Teddybären im Arm, besser gesagt: mit zehn davon. Ja, ich bin 30! Und ich wollte einfach jemanden hinter mir liegen haben.

Auf Dates hatte ich keine Lust, denn es war mir zuwider, immer wieder dasselbe von mir zu erzählen, um dann festzustellen, dass es doch nicht passt. Weil ich ihn nicht riechen konnte, weil er keine Nähe ertrug, weil er mich ändern wollte.

So fing ich an, an mir zu zweifeln. Bin ich noch ganz richtig? Sind meine Erwartungen zu hoch? Brauche ich nur die Nähe? Möchte ich nur anfassen und angefasst werden? Mittlerweile trieb ich wieder in meinem Leben und war verunsichert.

Dann traf ich dich! Ich kenne dich schon lange, musste dir nichts erzählen. Du wusstest fast alles von mir. Hast mich festgehalten. Eine ganze Nacht. Hast mir Sicherheit gegeben. Meine Haut berührt. Ich durfte Leidenschaft geben, die ich angesammelt hatte. So viel Nähe war einfach wunderbar. Du hast es geschafft, die Zeit zerfließen zu lassen.

Du wusstest fast alles von mir. Hast mich festgehalten. Eine ganze Nacht.

Mein Bett hätte auch 80 Zentimeter breit sein können, denn wir waren eins. Ich genoss es, dir beim Genießen zuzusehen, denn du hast das wohl auch gebraucht. Meine Hand auf deiner Haut. Der Oxytocinwert schoss durch die Decke.

Perfekt mit Haken würde ich sagen.
Du willst dich nicht binden.
Hast noch eine Freizeitpartnerin.

Schon wieder Mingle. Wieder in derselben Umlaufbahn mit der Unsicherheit, dass ich daran womöglich wieder kaputtgehen werde.

Ich habe mein Flugzeug vor der Tür geparkt und hoffe, dass ich es schaffe, dort einzusteigen, wenn ich merke, dass es mir zu viel wird – ich mein Herz wieder verliere für die Freiheit einer Großstadt.

Pia. 30 Jahre, aus Berlin, mit der Hoffnung auf  ein Happyend irgendwann, denn wenn es nicht gut war, ist es auch noch nicht das Ende. Schreibt überall kurze Texte, Geschichten und träumt über ihr Leben und ihre Begegnungen, denn nur dadurch wächst sie!

Headerfoto: Kuschelndes Paar via Shutterstock.com! (Gedankenspiel-Button hinzugefügt.) Danke dafür.

1 Comment

  • Ach ja. Wer kennt dieses Gefühl nicht.
    Manch einer verfügt über die Leichtigkeit solch offene Beziehungen eingehen zu können. Ich würde gerne schreiben können „Ich kann das auch“. Aber eigentlich will ich es garnicht. Ist es nicht viel schöner jemanden zu haben auf den man sich verlassen kann und der auch in nicht so schönen Zeiten für einen da ist?

    Und dieses Gefühl von Leidenschaft und Zärtlichkeiten ist ja leider auch nur in diesem Moment schön und nicht von Dauer. Das Gefühl ist nicht echt. Und es folgen meist mehr schlechte Zeiten, die die guten eigentlich garnicht wieder gut machen können. Doch manchmal bleibt man trotzdem. Bleibt zu lange. Bzw. so lange bis es einem wieder so sehr weh tut loszulassen.
    Da hilft nur, die Hoffnung nicht zu verlieren. Es gibt ein Happy End. Für jeden von uns da draußen.
    Danke für den schönen Text!

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