The things we do for love – Ich suche noch nach großen Gefühlen

Menschen opfern alles oder kämpfen um Liebe. Gibt‘s nur in Romanen, Filmen, Songs und Erzählungen? Ich sehe das anders. Es ist keine Schwere, die durch meine Finger dringt, wohl auch keine schmerzende Sehnsucht. Es ist ein schönes Gefühl, das sich wie eine Mischung aus Dankbarkeit und Demut anfühlt. Demut ist etwas, was ich heute manchmal vermisse.

Ich hatte da mal ein Date mit einer Dame. Sie war klug, schön und selbstbewusst. Verwöhnt – da sie stets in der Öffentlichkeit angesprochen wird und scheinbar so routiniert bei Dates ist, dass es sich für mich anfühlte wie beim Assessment Center. Sicher, wir suchen alle Liebe und prüfen, ob die Eigenarten des anderen zu einem passen.

Gehört es nicht eben auch dazu, ins kalte Wasser zu springen, sein Herz auf zu machen, etwas naiv und mutig zu sein?

Aber sind es wirklich Worte und Abfangnetze, die uns in Sicherheit wiegen? Gehört es nicht eben auch dazu, ins kalte Wasser zu springen, sein Herz auf zu machen, etwas naiv und mutig zu sein? Können nicht auch Küsse manchmal mehr sagen als tausend Worte? Sollte man nicht einfach der Natur mehr trauen als den Sicherheiten?

Ich bin dankbar für die Menschen, die mir nicht nur ihre Liebe und ihren Körper, sondern auch ihr Vertrauen geschenkt haben. Durchtanzte Nächte, ewige Küsse, nie enden wollende Streicheleinheiten, Unvernunft, wortloses Glück und ganz weit weg von rationalem Abwägen. Manchmal komme ich mir vor wie das letzte Einhorn, was noch an die Liebe glaubt und dafür kämpft.

Man will das haben, was man nicht haben kann.

Tag für Tag und doch ohne direkten Erfolg oder Belohnung. Einfach, weil es sich gut anfühlt, auch ohne Aussicht auf Erfolg. „Man will das haben, was man nicht haben kann“, sagen die einen. „Das würde nie funktionieren!“, meinen die anderen.

Mich interessiert das nicht. Ich habe schon Bücher  über Liebe geschrieben und so viel Musik darüber gemacht, dass es für wochenlange Non-Stop-Beschallung reichen würde. Nicht, um den Menschen zu mir zu ziehen, auch wenn ich mich jetzt nicht als altruistisch bezeichnen würde. Es ist viel mehr das Beschreiben und Besingen von etwas Besonderem.

Vielleicht kommt der Zweifel an der Liebe aus der fehlenden Erfahrung, von zu viel Kopf und zu wenig Herz oder es ist schlichtweg oberflächlich.

Es gibt Menschen, die glauben mir das und es gibt Menschen, die tun es mit den obigen Floskeln ab. Vielleicht kommt der Zweifel aus der fehlenden Erfahrung, von zu viel Kopf und zu wenig Herz oder es ist schlichtweg oberflächlich. Ich bin da jedenfalls stur wie ein Esel.

Doch eines hat sich geändert. Es ist nicht mehr dieses eine Ziel, das mir den Blick auf das andere versperrt. Auch wenn ich es einst mochte, den Menschen als meinen persönlichen Superstar zu sehen. Nein, ich mache mein Herz auf, so weit es mir möglich ist. Ich habe liebevolle Begegnungen auch mit Menschen, die wirklich gut zu mir sind.

Viele Menschen halten sich Optionen offen, wollen sich nicht festlegen und halten alles im Ungewissen.

Doch fehlt mir oft ein aktives und verträumtes Zugehen. Viele Menschen halten sich Optionen offen, wollen sich nicht festlegen und halten alles im Ungewissen. Ein guter Freund meinte neulich zu mir: „Erst aus einer Ungezwungenheit kann eine Verbindlichkeit entstehen.“ Das stimmt. Ich bin noch immer ein Träumer und schnell entflammbar, aber ich vermisse die Romantik und Magie von einst.

Man sollte sicher nicht gleich mit dem Verlobungsring beim ersten Date antanzen oder der Dame vom Zusammenwohnen erzählen. Die Dinge wachsen auch am besten ohne Druck und Pflicht. Ich bin ein Freund von Freiheit und mag keinen Erwartungsdruck. Doch verwechseln so viele Menschen Träume mit Erwartungen. Hauptsache man hat sich nicht festgelegt. Das beginnt schon damit, dass es heute unnormal geworden ist, unangekündigt jemanden anzurufen. Verrückte Welt.

Was sind wir bereit, für unsere Liebe zu geben? Glauben wir wirklich, dass uns Geld, Erfolg und Sicherheiten glücklich machen?

Was sind wir bereit, für unsere Liebe zu geben? Glauben wir wirklich, dass uns Geld, Erfolg und Sicherheiten glücklich machen? Liegt nicht das wahre Glück in der Liebe, aus der eine Familie wachsen kann und eben diese zurück gibt? Und ja, Dinge sind endlich, aber sollte man es nicht dennoch genießen, ohne an das Später zu denken? Sind Hedonismus und Freiheit – die ich wirklich zu schätzen weiß – alles?

Ich werde jedenfalls weiter gehen und die Menschen in mir tragen, die sich auf mich eingelassen haben und zu mir stehen. Auch die Hasenfüße, die mir lieber sind als die abgeklärten Profis. Irgendwann wird es diesen Menschen geben, der Lust darauf hat, sich in meinen Armen fallen zu lassen, ohne nach Sicherheiten zu fragen oder es rational abzuwägen.

Klingt wie ein Märchen?

Ja, vielleicht.

Ich bin gerne naiv.

Headerfoto: Aiony Haust via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

LINUS Traumjäger, Herzmensch und Kreativling.

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