Single macht, was Single will. Was bitte ist das für ein Schrott? Machen das nicht alle Menschen? Oder sollten das zumindest nicht alle Menschen machen – und nicht nur Singles? Ich habe keinen Bock mehr drauf!
Es kotzt mich echt an, dieses ganze Happy-New-Single-Getue. Dieses „Ich will mich nicht binden“ und „meine Freiheit genießen“ heißt doch nichts anderes, als: „warten, bis ich alles durch habe“. Ich will das nicht mehr. Überall gibt es schöne Menschen und man kann immer etwas Besseres haben. Aber wann beginnen die Menschen wieder damit, das wertzuschätzen, was sie haben? Wann arbeiten sie miteinander und lernen wieder, den anderen zu verstehen?
Es heißt, in Berlin gebe es keine Mauern mehr. Denn jeder hat hier seine eigene. Oder auch nicht. Denn jeder darf ja mit jedem.
Es heißt, in Berlin gebe es keine Mauern mehr. Dabei hat jeder hier seine eigene. Oder auch nicht. Denn es darf ja auch jeder mit jedem. Aber niemals jemanden an sich heranlassen. Man muss es noch nicht mal nach dem Sex aussprechen, dass da nichts mehr geht. Wenn man dann vorsichtig nach dem zweiten Date fragt, heißt es nur: „Wir sind in der Testphase.“
Das Ganze bekommt man auch dann noch zu hören, wenn man bereits zwei Jahre getestet hat. Denn in Berlin hat man das Gefühl, man darf gebrauchtes Spielzeug ganz einfach umtauschen. Dann, wenn es einem nicht mehr gefällt oder wenn man ein besseres Spielzeug gesehen hat.
Vintage geht in Berlin nur im Wohnzimmer oder im Kleiderschrank. Im Bett ist das schon wieder eine andere Hausnummer. Ich kotze im Kreis. Das kann doch nicht die Menschheit von heute sein? Wie geht das weiter? Leben und lieben sind doch so wichtig. Und genießen.
Ich will Leben. Aber mit dir.
Frei sein. Mit dir.
Genießen. Mit dir.
Ich bin mir bewusst, dass du mich nie besitzen wirst.
Ich bin mir bewusst, dass du mich nie besitzen wirst. Ich möchte lachen, mit wem ich möchte. Mich unterhalten, mit wem ich möchte. An dich denken, wenn ich es möchte, und dir dann sagen dürfen, dass ich gerade an dich gedacht habe. Ich möchte diese kitschigen Worte schreiben. Diese drei großen Worte, vor denen jeder Angst hat, weil sie fesseln können.
Ich wünsche mir – nach zwei Jahren Nicht-Beziehung – eine Beziehung. Mit Dir. Denn ich habe genug getestet. Ich wünsche mir das Gesamtpaket. Mit einer Wohnung, welche wir zusammen einrichten. Ich möchte aufrichtig und ehrlich zu dir sein. So, wie ich es jetzt auch immer bin.
In einem Buch habe ich gelesen, man solle seine Wünsche smart formulieren. Spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert. Okay, dann probiere ich das jetzt einmal.
Am 11. November 2019 möchte ich eine Wohnung – gemeinsam mit dir. Ich finde dich so wunderbar attraktiv.
Ich habe mir meinen Wunsch nun an meine Wand gepinselt.
Auch habe ich gelesen, dass der Mensch seine Wünsche lesen muss. Immer wieder. Als so eine Art Visionboard. Ich habe mir meinen Wunsch nun an meine Wand gepinselt. Ich möchte nicht auf riesigen Plakaten lesen: „Happy New Single“ … Lieber so etwas wie: „Du hast den perfekten Menschen an deiner Seite“ oder „Genießt die Zeit zusammen“, „Schätze das, was du hast“.
Es gibt genug Singles in der großen Stadt – mit Bindungsstörungen – und das wird so nicht besser, meine Lieben. Niemals!
In der größten Singlestadt habe ich keinen Bock mehr, Single zu sein. Es reicht mir. Möchte keine schnelle Nummer mehr. Will keine Testphase mehr. Kein Mingle sein, bitte. Ich möchte nicht in Clubs umherziehen und „Ware“ abchecken. Oder im Onlineportal wählen, wer meine Nummer bekommt. Immer wieder auf Bindungsstörungen treffen.
Ich möchte mich an dich kuscheln. Morgens gemeinsam mit dir aufwachen und gemeinsam duschen. Dann ein großes Herz mit Lippenstift auf deinen Spiegel malen und durch die Straßen tanzen. Weil ich weiß, ich reiche dir. Du musst nichts mehr testen.
Jeder Topf findet einen Deckel. Nun gibt es einen Topf, der denkt, er sein ein Wok, einen Deckel, der versucht, auf eine Pfanne zu passen.
Mama hat immer gesagt „jeder Topf findet einen Deckel. Warte nur, mein Kind.“ – Pustekuchen. Nun gibt es Frischhaltefolien, einen Topf, der denkt, er sein ein Wok, einen Deckel, der versucht, auf eine Pfanne zu passen. Eine Pfanne, die versucht, auf einen Wok zu passen. Und sobald man hofft, endlich einen passenden Topf gefunden zu haben, stellt sich heraus, dass es sich um ein Nudelsieb handelt. Das Nudelsieb sucht keinen Deckel. Niemals. Was macht es also zwischen den vielen Töpfen?
So, ich habe nun mein Ziel smart formuliert. Denn du reichst mir. So, wie du bist.
Testphase beendet und das Single-Dasein bitte auch!
Headerfoto: Tom Sodoge via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt. ) Danke dafür!