Es ist kalt und grau als ich aus der Bahn steige. Wir haben bisher nur ein wenig geschrieben und deswegen habe ich auch keine Erwartungen. Warum auch? Ein nasser Wind peitscht mir ins Gesicht. Der Gitarrensound knallt in meine Ohren. Bass Drum of Death – Crawling after you. So viele Menschen gehen an mir vorbei. Pärchen, Hand in Hand. Einzelgänger, Hand in der Hose.
Irgendwann entdecke ich dich an der Ecke. Du kommst grinsend und auf mich zu. Die Hektik verschwindet von einer auf die andere Sekunde. Es ist wie in Zeitlupe. Stille. Unglaubliche Stille. Doch es pocht. Das wird mein Herzschlag sein. Er ist laut und schnell. Gleichzeitig dringen so viele kleine Explosionen in meine Gedanken. Ich bin verwirrt. Wann war ich das letzte Mal verwirrt? Ich kann mich nicht erinnern.
Nun stehst du vor mir, bringst ein leises „Hey“ über deine Lippen und nimmst mich in den Arm. Für einen Moment bleibt mir die Luft weg. Ich konzentriere mich und atme tief ein. Du riechst gut. Es ist kein Parfüm. Es wird dein eigener Geruch sein. Augenblicklich kann auch ich grinsen.
Während wir loslaufen erzählst du mir von deinem anstrengendem Tag. Du läufst sehr schnell. Ich kann dir kaum folgen. Viel lieber würde ich auf der Stelle stehen bleiben und dich ansehen. Den Regen auf deiner blassen Haut beobachten und so die ganzen Menschenmengen verdrängen. Doch wir laufen einfach weiter. Du fragst nach meinem Tag und bekommst eine kurze Antwort. In deine Augen kann ich dir dabei nicht sehen. Zu nervös bin ich. So einfach ist das? Vor wenigen Minuten war ich doch noch ganz entspannt.
Was würde ich dafür tun, unvernünftig sein zu können. Die Berge der Vernunft ins Bodenlose zu verschieben. Ohne Kraftaufwand. Ohne Halt. Selbstsicher deine Hand nehmen und dir die Strähne aus dem Gesicht zu streicheln, damit ich dir in dein Ohr flüstern kann, wie wunderschön du bist. Was die eine Umarmung in mir ausgelöst hat. Wie lebendig mich die Anwesenheit einer Fremden in diesen Momenten macht. Deine bloße Anwesenheit.
Doch ich tue es nicht. Schaffe es einfach nicht. Noch immer bin ich die Marionette meiner Vergangenheit. Warum beeinflusst mich das Vergangene so sehr?
Die Hektik kehrt viel zu schnell zurück. Wir überholen die nächsten Menschen. Der feuchte Wind macht sich sofort bemerkbar. Ich schaue zu Boden. Es ist wieder kalt und grau.
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