Mach mich nicht klein, nur weil du dich so geil fühlst | Hoheit braucht Wenigkeit

Aha, Künstler also,
mit einem Hund
für eintausendfünfhundert.

Ich mag deine langen Haare
– der Junge mit dem Perlenohrring –
nicht so sehr deine lispelnden Lippen.

Und auch nicht das fahle Licht deiner Küche,
in der du mir Spaghetti mit Garnelen servierst
– du wusstest, ich bin Vegetarierin.

Du küsst mich
und ich frage dich:
“Wie geht’s dir?“, denn das frage ich mich.
Du sagst: “Diese Frage hat man mir noch nie gestellt.“

Es war Mittel zum Zweck,
als ich versuchte,
die eineinhalb Stunden Konversation zu vergessen,
um nur noch deinen Körper zu spüren.

Ich habe mich nicht dafür entschieden, aber auch nicht dagegen
bis zur letzten Zigarette
auf dem Balkon deiner Adresse, die ich längst weitergegeben habe.
Nur für den Fall.

Zum Glück liest du die NZZ
und bekommst fast Preise
mit deinem Eins-Null-Abschluss.
Good for you! Hab ich je danach gefragt?

Wie klug von dir,
dass du durchschaust,
wie unentspannt ich bin
und es mir sagst.

Ach stimmt – du interessierst dich ja für Psychoanalyse!
Schön, dass du dich groß fühlen kannst,
indem du mich klein machst.

Gönn dir!
Ich hau jetzt ab.

Amelie Berboth schreibt am liebsten vormittags im Schlafanzug bei der dritten Tasse Kaffee und mit dem Straßenlärm der Hauptstadt als Geräuschkulisse im Hintergrund. Je nachdem sind das dann entweder Textzusammenfassungen für die Uni, Artikel und Interviewskripte für ihre Arbeit als Journalistin, Songtexte für ihre Band oder eben Gedichte, Kurzgeschichten, Tagebucheinträge, E-Mails und Einkaufszettel. Mehr von ihr gibt es auf ihrem Instagram-Account

Headerfoto: Clement percheron via Pexels. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!

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